Читаем 1919 Сельский врач (сборник) полностью

Gerade damals glaubte ich den Kaiser selbst in einem Fenster des Palastes gesehen zu haben; niemals sonst kommt er in diese "ausseren Gem"acher, immer nur lebt er in dem innersten Garten; diesmal aber stand er, so schien es mir wenigstens, an einem der Fenster und blickte mit gesenktem Kopf auf das Treiben vor seinem Schloss.

»Wie wird es werden?« fragen wir uns alle. »Wie lange werden wir diese Last und Qual ertragen? Der kaiserliche Palast hat die Nomaden angelockt, versteht es aber nicht, sie wieder zu vertreiben. Das Tor bleibt verschlossen; die Wache, fr"uher immer festlich ein- und ausmarschierend, h"alt sich hinter vergitterten Fenstern. Uns Handwerkern und Gesch"aftsleuten ist die Rettung des Vaterlandes anvertraut; wir sind aber einer solchen Aufgabe nicht gewachsen; haben uns doch auch nie ger"uhmt, dessen f"ahig zu sein. Ein Missverst"andnis ist es, und wir gehen daran zugrunde.«

5. VOR DEM GESETZ

Vor dem Gesetz steht ein T"urh"uter. Zu diesem T"urh"uter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der T"urh"uter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gew"ahren k"onne. Der Mann "uberlegt und fragt dann, ob er also sp"ater werde eintreten d"urfen. »Es ist m"oglich,« sagt der T"urh"uter, »jetzt aber nicht.« Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der T"urh"uter beiseite tritt, b"uckt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der T"urh"uter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin m"achtig. Und ich bin nur der unterste T"urh"uter. Von Saal zu Saal stehn aber T"urh"uter, einer m"achtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zug"anglich sein, denkt er, aber als er jetzt den T"urh"uter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine grosse Spitznase, den langen, d"unnen, schwarzen tatarischen Bart, entschliesst er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der T"urh"uter gibt ihm einen Schemel und l"asst ihn seitw"arts von der T"ur sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und erm"udet den T"urh"uter durch seine Bitten. Der T"urh"uter stellt "ofters kleine Verh"ore mit ihm an, fragt ihn "uber seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie grosse Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen k"onne. Der Mann, der sich f"ur seine Reise mit vielem ausger"ustet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den T"urh"uter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas vers"aumt zu haben.« W"ahrend der vielen Jahre beobachtet der Mann den T"urh"uter fast ununterbrochen. Er vergisst die andern T"urh"uter und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis f"ur den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den ungl"ucklichen Zufall, in den ersten Jahren r"ucksichtslos und laut, sp"ater, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des T"urh"uters auch die Fl"ohe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Fl"ohe, ihm zu helfen und den T"urh"uter umzustimmen. Schliesslich wird sein Augenlicht schwach, und er weiss nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen t"auschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverl"oschlich aus der T"ure des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den T"urh"uter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden K"orper nicht mehr aufrichten kann. Der T"urh"uter muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Gr"ossenunterschied hat sich sehr zu ungunsten des Mannes ver"andert. »Was willst du denn jetzt noch wissen?« fragt der T"urh"uter, »du bist uners"attlich.« »Alle streben doch nach dem Gesetz,« sagt der Mann, »wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand ausser mir Einlass verlangt hat?« Der T"urh"uter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Geh"or noch zu erreichen, br"ullt er ihn an: »Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur f"ur dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schliesse ihn.«

6. SCHAKALE UND ARABER

Wir lagerten in der Oase. Die Gef"ahrten schliefen. Ein Araber, hoch und weiss, kam an mir vor"uber; er hatte die Kamele versorgt und ging zum Schlafplatz.

Перейти на страницу:
Нет соединения с сервером, попробуйте зайти чуть позже