Wie Conway auffiel, hatte O'Mara gerade zum erstenmal Fletchers Titel als Schiffskommandant benutzt und nicht seinen Monitorkorpsrang als Major. Wahrscheinlich war das die Methode des Chefpsychologen, alle daran zu erinnern, daß Fletcher auf dem Ambulanzschiff das Sagen haben würde, egal, ob es ihnen nun paßte oder nicht.
Conway hörte dem Captain nur halb zu, als sich Fletcher in überschwenglichem Ton über die Ausmaße, Leistungsfähigkeit und Suchmöglichkeiten seines neuen Schiffs ausließ, wobei er an einen stolzen Vater erinnerte, der die Vorzüge seines Lieblingssprößlings anpreist.
Das Bild auf dem Instruktionsschirm war Conway durchaus vertraut, denn er hatte das Schiff bereits zuvor in den Dockanlagen des Monitorkorps hängen sehen, wo es auf ihn wie ein riesiger, weißer Dartpfeil gewirkt hatte. Seine Umrisse wurden durch ein schier undurchdringliches Dickicht ausgestreckter Sensoren und geöffneter Inspektionsluken verwischt, und es war von einem Schwarm kleinerer Schiffe in der gelbbraunen Dienstfarbe des Monitorkorps umgeben. Das Schiff hatte Form und Größe eines leichten Föderationskreuzers, des größten Korpsschiffstyps, der in der Lage war, innerhalb einer Planetenatmosphäre Luftmanöver durchzuführen. Conway stellte sich die strahlend weiße Schiffshülle und die deltaförmigen Flügel mit dem roten Kreuz, der orangefarbenen Sonne, dem gelben Blatt und den vielfältigen anderen Symbolen vor, die den Grundgedanken der überall in der Föderation uneingeschränkt gewährten Hilfe repräsentierten.
„… die Besatzung wird fast ausschließlich aus Mitgliedern der physiologischen Klassifikation DBDG bestehen“, sagte Captain Fletcher gerade, „und das bedeutet, sie wird sich genauso wie die Mehrheit des Monitorkorpspersonals aus Terrestriern oder Bewohnern von der Erde besiedelter Planeten zusammensetzen.
Doch dieses Schiff hier wurde auf Traltha gebaut, wie die typische Form und alle sich daraus ergebenden Konstruktionsvorteile schon verraten“, fuhr er begeistert fort. „Deshalb haben wir es auch nach einer der großen Persönlichkeiten in der medizinischen Geschichte Tralthas benannt, nämlich Rhabwar. Die Unterkünfte für das extraterrestrische medizinische Personal sind bezüglich Gravitation, Druck, Zusammensetzung der Atmosphäre, Nahrung, Mobiliar und Ausstattung anpassungsfähig, vorausgesetzt, es handelt sich dabei um warmblütige Sauerstoffatmer. Weder die Kelgianerin mit der physiologischen Klassifikation DBLF…“ — er sah Naydrad an und dann nach oben zu Prilicla — „noch der Cinrussker als GLNO werden in dieser Hinsicht irgendwelche Probleme aufwerfen.
Der einzige physiologisch nicht spezialisierte Schiffsabschnitt ist das Unfalldeck und die dazugehörige Station, die groß genug ist, um ein Unfallopfer bis zur Größe eines ausgewachsenen Chalders aufzunehmen.
Dieser Abschnitt ist mit Gravitationsgittern ausgerüstet, die in halben Ge-Schritten von null bis fünf Ge reguliert werden können, und besitzt zudem die Vorrichtung für die Bereitstellung einer Vielzahl gasförmiger und flüssiger Atmosphären. Wenn das Unfallopfer verwirrt oder aggressiv sein sollte und der Patient für eine medizinische Untersuchung oder chirurgische Behandlung ruhiggestellt werden muß, stehen dafür sowohl materielle als auch nichtmaterielle Hilfsmittel zur Bändigung des Wesens zur Verfügung, nämlich Riemen und Pressorstrahlen. Dieser Abschnitt wird der alleinigen Verantwortung des medizinischen Personals unterstellt sein, das für die Verunglückten, die ich ihm bringen werde, die geeigneten Umweltbedingungen schafft und deren umgehende Behandlung einleiten wird.
Diesen Punkt möchte ich ausdrücklich unterstreichen“, fuhr der Captain fort, und seine Stimme klang jetzt härter. „Die Verantwortung für die allgemeine Schiffsführung, sowie für das Auffinden des verunglückten Alienschiffs und dessen Bergung selbst trage allein ich. Die Rettung eines Extraterrestriers aus einem vollkommen fremden und zudem noch beschädigten Schiff ist alles andere als einfach. So besteht jederzeit die Möglichkeit, versehentlich fremdartige Mechanismen mit eventuell zerstörerischen Auswirkungen auszulösen, die auch Verwundungen der Retter nach sich ziehen könnten, oder daß giftige oder explosive Atmosphären und atomare Strahlung vorhanden sind. Hinzu kommen die oftmals umfangreichen Probleme, die schon mit dem bloßen Betreten eines Alienschiffs verbunden sind, und die heikle Aufgabe, das extraterrestrische Unfallopfer zu finden und herauszuholen, ohne es zu töten oder seine Verletzungen zu verschlimmern…“
Fletcher hielt inne und sah alle der Reihe nach an. Prilicla begann in dem von Naydrad ausgehenden unsichtbaren Wind emotionaler Ausstrahlung zu beben, deren silbriges Fell sich ihrerseits wie zu sich sträubenden Stacheln aufstellte. Murchison versuchte ohne großen Erfolg, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, und Conway glaubte ebenfalls nicht, besonders gelassen zu wirken.