»Daddy ...«, krächzte Kath in diesem Moment, und das traf ihn so unvermittelt, dass ihm der Schrei in der Kehle stecken blieb. »Mach, dass es aufhört...« Sie griff sich an den Hals. Aus ihrem Mund, der zu einem Schlitz verzerrt war, flog Speichel. »Er ... versucht mich umzubringen ... Daddyyyyyy...«
Gelähmt vor Angst, beobachtete Scott seine Tochter, während der Lärm in seinem Kopf ihn auseinander zu reißen drohte. Er musste zusehen, wie seine Kleine erstickte, ohne einen Finger rühren zu können.
»Oh, mein Gott...« Mit wächsernem Gesicht stand Caroline in der Tür. Ein Arm voll Magazine klatschte auf den Fußboden. »Hilfe!«, schrie sie so laut sie konnte. »Um Himmels willen, es muss ihr doch jemand helfen!«
Kaths Hände lösten sich vom Hals und streckten sich nach ihrem Vater aus, während sich ihre Augen grässlich verdrehten. »Daddy... mach dass esssss ...« Scott schlug die Hände vor die Ohren.
»Nein!«, brüllte er und kniff heftig die Augen zu. »NEIN!«
Und in diesem Moment hörte es auf. Alles hörte auf. Das, was Kath würgte, Scotts Schockreaktion, die ihn lähmte, der Lärm in seinem Kopf... Ein Lärm, der so sehr nach ...
Kath schlang ihrem Vater die Arme um den Hals und klammerte sich wie ein ertrinkendes Kind an ihm fest. Er hörte sie neben seinem Ohr mit kurzen, unbeständigen Zügen atmen. Und das erinnerte ihn an sein eigenes entsetzliches Erlebnis, als er unter dem Anlegesteg fast erstickt wäre.
Dumpfe Schritte kündigten Terry Deans an, die leitende Stationsschwester. »Was geht hier vor? Was ist los?«
»Mach, dass es aufhört, Daddy«, flehte Kath atemlos. »Mach, dass er weggeht...« »Wer, Kleines?«, fragte Scott. »»Wer soll weggehen?« Als Terry Deans Kaths mühsames Atmen und die bösen roten Flecken an ihrem Hals bemerkte, trat sie mit vor Sorge verzerrter Miene näher. »Lassen Sie mich sehen«, sagte sie und fuhr gleich darauf so zurück, als sei sie von etwas gestochen worden. Denn Scott hatte ihr Kath mit einem Ruck entrissen. Inzwischen hatte er jede Beherrschung verloren. »Nein«, schrie er, »halten Sie sich da raus!«
Im Türrahmen tauchte ein schlaksiger Krankenpfleger auf.
»Ken, holen Sie Hilfe«, wies Terry ihn an. »Und machen Sie
Der Pfleger eilte davon.
»Such Kaths Kleidung zusammen, Caroline«, sagte Scott, der seine Tochter immer noch an die Brust drückte. »Wir hauen von hier ab.«
»Nein«, keuchte Kath. »Er will... Daddy!«
Scott sträubten sich die Nackenhaare. Er schob Kath von sich weg, um ihr ins Gesicht zu starren, das schon wieder purpurrot anlief. Und ihre Augen ...
Ein großer, schwarzer Arzt kam so ins Zimmer gestürmt, dass das Stethoskop an seinem Hals wie ein neckischer Schal auf und ab tanzte. Als er Kaths Zustand erfasste, eilte er, Anweisungen brüllend, zu ihr. »Besorgen Sie einen Wagen mit Notausrüstung und ein Beatmungsgerät und holen Sie Hilfe von der Intensivstation. Ich will eine Infusion mit...«
»Ist er das, Kleines?«, fragte Scott »Meinst du diesen Mann?«
»Bitte, Sir!«, unterbrach ihn der Arzt. »Machen Sie Platz. Wenn das Ihr Kind ist, befindet es sich in großer Gefahr. Ich muss sofort eingreifen.«
»Haun Sie
Und dann warf sich ein Pfleger über ihn und zog ihn weg, während Kath keuchte, sich unbeholfen an die Kehle fasste und Scott mit diesen seelenlosen, schwarzen Augen anglotzte Nach und nach strömten Menschen ins Zimmer: die Assistenzärztin von der Intensivstation, die Krankenschwester mit den runden Augen, die wieder das klappernde Wägelchen vor sich herschob, der bärtige Techniker mit dem Beatmungsgerät. Eine weitere Schwester, die sich bemühte, Kaths Arme festzuhalten, während der Arzt ihr Sauerstoff verabreichte. Kath warf sich wild hin und her, ihr Hals war wie der einer Kröte aufgebläht. Jeder Versuch, Luft zu holen, mündete in einem schwachen, krächzenden Röcheln.
»Lassen Sie die Hände von ihr!«, bellte Scott und schleuderte den Pfleger weg, als sei er nicht schwerer als ein Kopfkissen. »Lassen Sie meine Tochter in Ruhe! Nicht sie ist für ihren Zustand verantwortlich, haben Sie denn keine Augen im Kopf?«
So fest wie Handschellen schlossen sich Finger um seine Gelenke. Ein kräftiger Unterarm nahm ihn in den Schwitzkasten. Als Scott sich mit dem Ellbogen wehrte, merkte er, wie er irgendjemanden am Kinn traf.
»Schaffen Sie ihn hier raus!«, befahl der Arzt und fügte, an die Schwester mit dem Wagen gewandt, hinzu: »Bereiten Sie eine 6 E-Infusion vor. Ich werde sie intubieren müssen.«
Scotts Blickfeld trübte sich, der ganze Raum schwankte und begann sich um ihn zu drehen. Überall auf seinem Körper waren Hände und Arme, die ihn gewaltsam aus dem Zimmer zerrten.