Читаем Der Funke Leben полностью

Er nahm das kleine Stück Fleisch und warf es über die beiden Stacheldrahtzäune. Es war die Hälfte der Portion, die er bekommen hatte. Er hörte es auf der anderen Seite niederfallen. Der Schatten bückte sich und suchte auf dem Boden. »Links! Links von dir!« flüsterte Bucher. »Es muß ungefähr einen Meter links von dir liegen. Hast du es gefunden?« »Nein.«

»Links. Einen Meter weiter. Gekochtes Fleisch! Such es, Ruth.« Der Schatten hielt inne. »Hast du es?« »Ja.«

»Gut. Iß es gleich. Ist es gut?« »Ja. Hast du noch mehr?«

Bucher stutzte. »Nein. Ich habe meinen Teil schon gehabt.« »Du hast noch etwas! Wirf es hinüber!«

Bucher trat so dicht an den Draht, daß die Stacheln ihm in die Haut drangen. Die Innenzäune des Lagers waren nicht elektrisch geladen. »Du bist nicht Ruth! Bist du Ruth?«

»Ja, Ruth. Mehr! Wirf!«

Er wußte plötzlich, daß es nicht Ruth war. Ruth hätte das alles nicht gesagt. Der Nebel, die Aufregung, der Schatten und das Flüstern hatten ihn getäuscht. »Du bist nicht Ruth! Sag, wie ich heiße!« »Psst! Leise! Wirf!« »Wie heiße ich? Wie heiße ich?«

Der Schatten antwortete nicht. »Das Fleisch ist für Ruth! Für Ruth!« flüsterte Bucher.

»Gib es ihr! Verstehst du? Gib es ihr!« »Ja, ja. Hast du noch mehr?« »Nein! Gib es ihr! Es gehört ihr! Nicht dir! Ihr!« »Ja, natürlich -« »Gib es ihr. Oder ich – ich -«

Er hielt inne. Was konnte er schon tun? Er wußte, daß der Schatten das Stück Fleisch längst heruntergeschlungen hatte. Verzweifelt ließ er sich zu Boden fallen, als habe eine unsichtbare Faust ihn niedergeschlagen. »Oh, du – verdammtes Biest – verrecken sollst du – verrecken daran -«

Es war zu viel. Nach so vielen Monaten ein Stück Fleisch und es so idiotisch zu verlieren! Er schluchzte ohne Tränen.

Der Schatten gegenüber wisperte:»Gib mehr – ich zeige dir auch – hier -«

Es schien, als hebe sie den Rock. Die Bewegungen waren verzerrt durch das weißliche Wogen, als tanze dort eine groteske, unmenschliche Figur in Bocksprüngen.

»Du Aas!« flüsterte Bucher. »Du Aas, verrecke dran! Ich Idiot – ich Idiot -«

Er hätte genau fragen sollen, ehe er das Fleisch warf – oder er hätte warten sollen, bis es klarer geworden wäre; aber dann hätte er das Fleisch vielleicht schon selbst gegessen gehabt. Er hatte es Ruth rasch geben wollen. Der Nebel war ihm als Glücksfall erschienen. Und nun – er stöhnte und hämmerte mit den Fäusten auf den Boden. »Ich Idiot! Was habe ich getan!« Ein Stück Fleisch war ein Stück Leben. Er hätte sich erbrechen können vor Elend.

Die Kühle der Nacht weckte ihn. Er stolperte zurück. Vor der Baracke stürzte er über jemand.

Dann sah er 509.

»Wer ist das hier? Westhof?« fragte er.


»Ja.«

»Ist er tot?«

»Ja.«

Bucher beugte sich dicht über das Gesicht am Boden. Es war feucht vom Nebel und hatte dunkle Flecken von den Tritten Handkes. Er sah das Gesicht und dachte an das verlorene Stück Fleisch, und beides schien ihm plötzlich zusammenzugehören.

»Verflucht«, sagte er. »Warum haben wir ihm nicht geholfen?« 509 sah auf. »Was redest du da für Unsinn? Konnten wir das denn?«

»Ja. Vielleicht. Warum nicht? Wir haben anderes gekonnt.« 509 schwieg. Bucher ließ sich neben ihn fallen. »Wir sind bei Weber durchgekommen«, sagte er.

509 blickte in den Nebel. Da war es schon wieder, dachte er. Das falsche Heldentum.

Das alte Elend. Dieser Junge hatte zum erstenmal seit Jahren ein verzweifeltes bißchen Aufruhr gespürt, das gut ausgegangen war – und ein paar Tage später bereits begann die Phantasie mit der romantischen Verfälschung, die das Risiko vergaß.

»Du meinst, wenn wir gegen den Lagerführer selbst durchgekommen sind, hätte das auch bei einem betrunkenen Blockältesten klappen müssen, wie?«

»Ja. Warum nicht?«

»Und was hätten wir tun sollen?«

»Ich weiß nicht. Irgend etwas. Aber nicht Westhof einfach tottreten lassen.«

»Wir hätten zu sechs oder acht über Handke herfallen können. Meinst du das?«

»Nein. Das hätte nichts genützt. Er ist stärker als wir.«

»Was hätten wir dann tun sollen? Mit ihm reden? Ihm sagen, er solle vernünftig sein?«

Bucher antwortete nicht. Er wußte, daß auch das nichts genützt hätte. 509 beobachtete ihn eine Weile. »Hör zu«, sagte er dann. »Bei Weber hatten wir nichts zu verlieren. Wir haben uns geweigert und damit unbegreifliches Glück gehabt. Hätten wir aber heute abend irgend etwas gegen Handke unternommen, dann hätte er noch ein, zwei mehr erschlagen und die Baracke wegen Meuterei gemeldet. Berger und ein paar andere wären gehenkt worden. Westhof auf jeden Fall.

Du wahrscheinlich auch.

Essenentzug für ein paar Tage wäre das nächste gewesen. Das hätte ein Dutzend Tote mehr gemacht. Stimmt das?«

Bucher zögerte. »Vielleicht«, sagte er dann.

»Weißt du etwas anderes?«

Bucher dachte nach. »Nein.«

»Ich auch nicht. Westhof hatte den Lagerkoller. Ebenso wie Handke. Hätte er gesagt, was Handke wollte, wäre er mit ein paar Schlägen weggekommen. Er war ein guter Mann. Wir hätten ihn brauchen können. Er war ein Narr.« 509 wandte sich Bucher zu.

Seine Stimme war voll Bitterkeit. »Glaubst du, du bist der einzige, der hier sitzt und über ihn nachdenkt?«

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