Читаем Der Funke Leben полностью

Zwei Jahre lang war er das Entzücken der SS. Weber liebte ihn beinahe. Dann war er fertig. Für immer. Und für was? Wir hätten ihn gut gebrauchen können. Aber er konnte seinen Mut nicht beherrschen. So gab es viele. Wenige sind noch davon da. Und noch weniger, die nicht kaputt sind. Deshalb habe ich dich heute abend festgehalten, als Handke auf Westhof 'rumtrat. Und deshalb habe ich geantwortet, als er fragte, was wir sind. Verstehst du das endlich?« »Du glaubst, daß Westhof -« »Es ist egal. Er ist tot -« Bucher schwieg. Er sah 509 jetzt deutlicher. Der Nebel hatte sich etwas gehoben, und an einer Stelle tropfte Mondlicht hindurch. 509 hatte sich aufgerichtet. Sein Gesicht war schwarz und blau und grün von Blutergüssen. Bucher erinnerte sich plötzlich an alte Geschichten über ihn und Weber, die er gehört hatte. Er mußte selbst einmal einer der Leute gewesen sein, von denen er sprach. »Hör zu«, sagte 509. »Und höre gut zu. Es ist eine billige Romanphrase, daß Geist nicht zu brechen sei. Ich habe gute Leute gekannt, die nichts mehr waren als heulende Tiere. Fast jeden Widerstand kann man brechen; man braucht nur genügend Zeit und Gelegenheit dazu. Das haben die da drüben -«, er machte eine Gebärde zu den SS-Kasernen hinüber,»die haben es ganz gut gewußt. Und sie sind immer dahinter her gewesen. Bei Widerstand kommt es nur darauf an, was man damit erreicht; nicht wie es aussieht. Sinnloser Mut ist sicherer Selbstmord. Unser bißchen Widerstand aber ist das einzige, was wir noch haben. Wir müssen es verstecken, damit sie es nicht finden – es nur in äußerster Not gebrauchen -, so wie wir es bei Weber getan haben. Sonst -« Das Mondlicht hatte den Körper Westhofs erreicht. Es huschte über sein Gesicht und seinen Nacken. »Ein paar von uns müssen übrigbleiben«, flüsterte 509. »Für später. Dieses alles darf nicht umsonst gewesen sein. Ein paar, die nicht kaputt sind.« Er lehnte sich erschöpft zurück. Denken erschöpfte ebenso wie Laufen. Meistens konnte man es nicht vor Hunger und Schwäche; aber manchmal kam dazwischen eine seltsame Leichtigkeit, alles war überdeutlich, und man konnte kurze Zeit weit sehen – bis der Nebel der Müdigkeit alles wieder überkroch. »Ein paar, die nicht kaputt sind und die nicht vergessen wollen«, sagte 509. Er sah Bucher an. Er ist über zwanzig Jahre jünger als ich, dachte er. Er kann noch viel tun. Er ist noch nicht kaputt. Und ich? Die Zeit, dachte er, plötzlich verzweifelt. Sie fraß und fraß. Man würde es erst merken, wenn dieses hier vorbei war. Man würde erst wirklich merken, ob man kaputt war, wenn man wieder neu anfangen wollte draußen. Diese zehn Jahre im Lager zählten für jeden doppelt und dreifach. Wer hatte noch Kraft genug? Und es würde viel Kraft gebraucht werden. »Man wird vor uns nicht auf die Knie fallen, wenn wir hier herauskommen«, sagte er. »Man wird alles ableugnen und vergessen wollen. Uns auch. Und viele von uns werden es auch vergessen wollen.« »Ich werde es nicht vergessen«, erwiderte Bucher finster. »Dieses nicht und alles nicht.« »Gut.« Die Welle der Erschöpfung kam stärker. 509 schloß die Augen, öffnete sie aber gleich wieder. Da war noch etwas, das er aussprechen mußte, bevor er es wieder verlor. Bucher sollte es wissen. Vielleicht war er der einzige, der durchkommen würde. Es war wichtig, daß er es wußte. »Handke ist kein Nazi«, sagte er mit Mühe. »Er ist ein Gefangener wie wir. Draußen hätte er wahrscheinlich nie einen Menschen getötet. Hier tut er es, weil er die Macht dazu hat. Er weiß, daß es uns nichts nützt, wenn wir uns beschweren. Er wird gedeckt. Er hat keine Verantwortung. Das ist es. Macht und keine Verantwortung – zu viel Macht, in falschen Händen, zu viel Macht überhaupt – in irgendeiner Hand -, verstehst du -« »Ja«, sagte Bucher. 509 nickte. »Das und das andere – die Trägheit des Herzens – die Angst – die Drückebergerei des Gewissens – das ist unser Elend – darüber habe ich heute – den ganzen Abend nachgedacht -« Die Müdigkeit war jetzt wie eine schwarze Wolke, die lähmend näher 509 zog ein Stück Brot aus der Tasche. »Hier – ich brauche das nicht – habe mein Fleisch gehabt – gib es Ruth -« Bucher sah ihn an und rührte sich nicht. »Habe alles gehört vorhin drüben« sagte 509 mit schwerer Stimme, schon voll von Niedersinken. »Gib es ihr, es ist -« sein Kopf fiel nach vorn, aber er hob ihn noch einmal, und der von Blutergüssen bunte Schädel leuchtete plötzlich -»auch wichtig – was zu geben -« Bucher nahm das Brot und ging zu dem Zaun hinüber, der das Frauenlager trennte. Der Nebel schwebte jetzt mannshoch. Darunter war alles klar. Es wirkte gespenstisch, als stolperten Muselmänner ohne Köpfe zur Latrine. Nach einiger Zeit kam Ruth. Auch sie hatte keinen Kopf. »Bück dich«, flüsterte Bucher. Sie hockten beide auf dem Boden. Bucher warf das Brot hinüber. Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, daß er Fleisch für sie gehabt hatte. Er tat es nicht. »Ruth«, sagte er. »Ich glaube, wir kommen hier heraus -« Sie konnte nicht antworten. Sie hatte den Mund voll Brot. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und sie blickte ihn an. »Ich glaube es jetzt sicher«, sagte Bucher. Er wußte nicht, warum er es plötzlich glaubte. Es hatte etwas mit 509 zu tun und mit dem, was er gesagt hatte. Er ging zurück. 509 schlief fest. Sein Kopf lag dicht neben dem Kopf Westhofs. Beide Gesichter waren voll von Blutergüssen, und Bucher konnte fast nicht unterscheiden, wer von ihnen noch atmete. Er weckte 509 nicht. Er wußte, daß er seit zwei Tagen hier draußen auf Lewinsky wartete. Die Nacht war nicht allzu kalt; aber Bucher streifte trotzdem Westhof und zwei anderen Toten die Jacken ab und deckte 509 damit zu.

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