Читаем Der Funke Leben полностью

Der nächste Luftangriff kam zwei Tage später. Die Sirenen begannen um acht Uhr abends zu heulen. Kurz darauf fielen die ersten Bomben. Sie fielen rasch wie ein Schauer, und die Explosionen übertönten das Flakfeuer nur wenig. Erst zum Schluß kamen die schweren Kaliber. Die Mellener Zeitung brachte keine neue Ausgabe mehr heraus. Sie brannte. Die Maschinen schmolzen. Die Papierrollen knatterten in den schwarzen Himmel, und langsam stürzte das Haus zusammen. Hunderttausend Mark, dachte Neubauer. Da verbrennen hunderttausend Mark, die mir gehören. Hunderttausend Mark. Ich habe nicht gewußt, daß so viel Geld so leicht brennen kann. Diese Schweine! Hätte ich es gewußt, ich hätte mich an einem Bergwerk beteiligt. Aber Bergwerke brennen auch. Werden ebenso gebombt. Sind auch nicht mehr sicher. Das Ruhrgebiet soll verwüstet sein. Was ist noch sicher? Seine Uniform war grau von Papierruß. Seine Augen waren rot vom Rauch. Der Zigarrenladen gegenüber, der ihm auch gehört hatte, war eine Ruine. Gestern noch eine Goldgrube, heute ein Aschenhaufen. Noch einmal dreißigtausend Mark. Vielleicht sogar vierzigtausend. Man konnte viel Geld verlieren an einem Abend. Die Partei? Jeder dachte an sich selbst. Die Versicherung? Die ging pleite, wenn sie alles auszahlen mußte, was heute abend verwüstet worden war. Außerdem hatte er alles zu niedrig versichert. Sparsamkeit am falschen Platze. Ob Bombenschäden anerkannt werden würden, war dazu noch unwahrscheinlich. Nach dem Krieg würde die große Wiedergutmachung kommen, so hieß es immer, nach dem Sieg; der Gegner müsse alles bezahlen. Hatte sich was damit! Darauf konnte man wahrscheinlich lange warten. Und jetzt war es zu spät, etwas Neues anzufangen. Wozu auch? Was würde morgen brennen? Er starrte auf die schwarzen, zerplatzten Mauern des Ladens. »Deutsche Wacht«, fünftausend »Deutsche Wacht«-Zigarren waren mitverbrannt. Schön. Das war egal. Aber wozu hatte er nun damals den Sturmführer Freiberg angezeigt? Pflicht? Quatsch, Pflicht! Da brannte seine Pflicht. Verbrannte. Hundertdreißigtausend Mark zusammen. Noch ein solches Feuer, ein paar Bomben in Josef Blanks Geschäftshaus, ein paar in seinen Garten und in sein eigenes Wohnhaus – morgen konnte das schon sein -, und er war wieder da, wo er angefangen hatte. Oder nicht einmal das! Älter! Schlechter dran! Denn – lautlos kam es plötzlich über ihn, etwas, das immer schon irgendwo gelauert hatte, in den Ecken, verscheucht, weggetrieben, nicht durchgelassen, solange sein eigener Besitz unangetastet war – der Zweifel, die Angst, die bisher durch eine stärkere Gegenangst in Schach gehalten worden waren – plötzlich brachen sie aus ihren Käfigen und starrten ihn an, sie saßen in den Trümmern des Zigarrenladens, sie ritten auf den Ruinen des Zeitungsgebäudes, sie grinsten ihn an, und ihre Klauen drohten in die Zukunft. Neubauers dicker roter Nacken wurde naß, unsicher trat er zurück und sah einen Augenblick nichts mehr und wußte es und wollte es sich trotzdem nicht eingestehen: daß der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte. »Nein«, sagte er laut. »Nein, nein – es muß noch – der Führer – ein Wunder – trotz allem natürlich -« Er sah sich um. Da war niemand. Nicht einmal jemand zum Löschen. Selma Neubauer schwieg endlich. Ihr Gesicht war verschwollen, der seidene französische Morgenrock war voll von Tränenspuren, und die dicken Hände bebten. »Sie kommen diese Nacht nicht wieder«, sagte Neubauer ohne Überzeugung. »Die ganze Stadt brennt ja. Was sollen sie da noch bombardieren?« »Dein Haus, dein Geschäftsgebäude. Deinen Garten. Die stehen doch noch, wie?« Neubauer bezwang seinen Ärger und die jähe Angst, daß es so sein könnte. »Blödsinn! Deshalb kommen sie nicht extra.« »Andere Häuser. Andere Läden. Andere Fabriken. Es stehen noch genug.« »Selma -« Sie unterbrach ihn. »Du kannst sagen, was du willst! Ich komme 'rauf!« Ihr Gesicht rötete sich wieder. »Ich komme 'rauf zu dir ins Lager, und wenn ich bei den Gefangenen schlafen muß! Ich bleibe nicht hier in der Stadt! In dieser Rattenfalle! Ich will nicht umkommen! Dir ist das natürlich egal, wenn du nur sicher bist. Weit weg vom Schuß! Wie immer! Wir können es ja ausfressen! So warst du immer!« Neubauer blickte sie beleidigt an. »Ich war nie so. Und du weißt es! Sieh dir deine Kleider an! Deine Schuhe! Deine Morgenröcke! Alles aus Paris! Wer hat sie dir besorgt? Ich! Deine Spitzen! Das Feinste aus Belgien. Ich habe sie eingehandelt für dich. Deinen Pelzmantel! Die Pelzdecke! Ich habe sie dir aus Warschau kommen lassen. Sieh dir deinen Vorratskeller an. Dein Haus! Ich habe gut für dich gesorgt!« »Du hast eine Sache vergessen. Einen Sarg. Du kannst ihn jetzt noch rasch besorgen. Särge werden nicht billig sein morgen früh. Es gibt sowieso kaum noch welche in Deutschland. Aber du kannst ja einen machen lassen in deinem Lager oben! Du hast ja genügend Leute dafür.« »So? Das ist also der Dank! Der Dank für alles, was ich riskiert habe. Das, ist der Dank!« Selma hörte nicht auf Neubauer. »Ich will nicht verbrennen! Ich will nicht in Stücke gerissen werden!« Sie wandte sich an ihre Tochter. »Freya! Du hörst deinen Vater! Deinen leiblichen Vater! Alles, was wir wollen, ist, nachts in seinem Haus da oben schlafen. Nichts weiter. Unser Leben retten. Er weigert sich. Die Partei. Was wird Dietz sagen? Was sagt Dietz zu den Bomben?

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