Читаем Der Schwarm полностью

Was sollte er tun? Er konnte sich einfach keinen weiteren Tag ohne Fang mehr leisten.

Du könntest den Señoritas das Surfen beibringen.

Das war die Alternative. Ein Job in einem der zahllosen Hotels, unter deren Übermacht sich das alte Huanchaco zusammenkauerte. Touristen fischen. Ein lächerliches Jäckchen tragen, Cocktails mixen. Oder verwöhnten Amerikanerinnen Lustschreie entlocken. Beim Surfen, beim Wasserskilaufen, spätabends auf dem Zimmer.

Aber sein Vater würde sterben an dem Tag, da Juan das Band zur Vergangenheit durchtrennte. Auch wenn der Alte nicht mehr bei Verstand war, musste er doch spüren, dass sein Jüngster den Glauben verloren hatte.

Ucañans Fäuste ballten sich, bis die Knöchel weiß hervortraten. Dann zog er das Paddel hervor und begann entschlossen und mit aller Kraft dem entschwundenen Trawler zu folgen. Seine Bewegungen waren heftig, ruckartig vor Wut. Mit jedem Eintauchen des Paddels vergrößerte sich der Abstand zum Feld der anderen. Er kam schnell voran. Heute, das wusste er, würden keine plötzlichen, steilen Brecher, keine tückische Strömung, kein heftiger Nordwestwind seinen Rückweg behindern. Wenn er es heute nicht riskierte, dann nie. Es gab immer noch Thunfische, Bonitos und Makrelen in den tieferen Gewässern, aber sie waren nicht allein für die Trawler da. Sie gehörten ebenso ihm.

Nach einer ganzen Weile hielt er inne und schaute zurück. Huanchaco mit seinen eng gesetzten Häusern war kleiner geworden. Um sich herum sah er nur noch Wasser. Keine Caballitos, deren Besitzer seinem Beispiel folgten. Die kleine Flotte war weit zurückgeblieben.

Früher lebten wir mit einer Wüste in Peru, hatte sein Vater einmal gesagt, mit der im Landesinneren. Inzwischen haben wir zwei Wüsten, und die zweite ist das Meer vor unserer Haustür. Wir sind zu Wüstenbewohnern geworden, die den Regen fürchten.

Er war noch zu nah.

Während Ucañan mit kraftvollen Schlägen weiterpaddelte, fühlte er die alte Zuversicht zurückkehren. Fast überkam ihn Hochstimmung, und er stellte sich vor, endlos über das Wasser zu reiten auf seinem Pferdchen, dorthin, wo unter der Oberfläche silberglänzende Rücken zu Tausenden dahinschossen, funkelnde Kaskaden im Sonnenlicht, wo sich die grauen Buckel der Wale aus den Fluten hoben und die Schwertfische sprangen. Ein ums andere Mal stieß sein Paddel zu und brachte ihn weiter weg vom Gestank des Verrats. Wie von selbst bewegten sich Ucañans Arme, und als er endlich das Paddel sinken ließ und erneut zurückblickte, war das Fischerdorf nur noch eine würfelige Silhouette mit weißen Tupfen drumherum — dem in der Sonne leuchtenden, sich stetig ausbreitenden Schimmel der Neuzeit, den Hotels.

Ucañan fühlte Scheu in sich aufsteigen. So weit raus hatte er sich nie zuvor gewagt. Nicht mit dem Caballito. Es war weiß Gott etwas anderes, Planken unter den Füßen zu haben als ein schmales, spitzschnabeliges Binsenbündel unter dem Hintern. Der Morgendunst über dem fernen Ort mochte ihn täuschen, aber ganz sicher lagen zwischen ihm und Huanchaco nun zwölf Kilometer oder mehr.

Er war allein.

Einen Moment lang verharrte Ucañan. Er schickte ein kurzes Gebet an San Pedro, ihn glücklich und wohlbehalten nach Hause zu bringen, das Boot voller Fische. Dann nahm er einen tiefen Zug von der salzigen Morgenluft, holte das Calcal hervor und ließ es ohne Hast ins Wasser gleiten. Die hakenbesetzten Maschen verschwanden nach und nach im gläsernen Dunkel, bis nur noch die rote Boje neben dem Caballito trieb.

Was sollte passieren? Das Wetter war schön, und außerdem wusste Ucañan sehr genau, wo er sich befand. In unmittelbarer Nähe hob sich vom Meeresboden ein Massiv aus erstarrter Lava empor, ein kleiner, zerklüfteter Gebirgszug. Seine Spitzen reichten bis dicht unter die Wasseroberfläche. Seeanemonen siedelten darauf, Muscheln und Krebse. Eine Vielzahl kleiner Fische hauste in den Spalten und Höhlen. Aber auch große Vertreter wie Thuns, Bonitos und Schwertfische kamen, um zu jagen. Für die Trawler war es zu gefährlich, hier zu fischen, sie liefen Gefahr, von den scharfen Felskanten aufgeschlitzt zu werden, und außerdem gab das Gebiet nicht genug her für einen größeren Fang.

Für den mutigen Reiter eines Caballito würde es mehr als reichen.

Ucañan lächelte zum ersten Mal an diesem Tag. Er schaukelte auf und nieder. Ein wenig höher als in unmittelbarer Küstennähe waren die Wellen hier schon, aber es war immer noch sehr komfortabel auf seinem Binsenfloß. Er reckte die Glieder und blinzelte in die Sonne, die fahlgelb über den Bergen aufgestiegen war. Dann ergriff er wieder das Paddel und lenkte sein Caballito mit wenigen Stößen in die Strömung. Er ging in die Hocke und richtete sich darauf ein, während der nächsten Stunde die Boje zu beobachten, die ein Stück weit vom Boot über das Wasser tanzte.

Nach einer knappen Stunde hatte er drei Bonitos gefangen. Fett und glänzend lagen sie im offenen Stauraum des Caballito.

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