Auf der Brücke stand Buchanan mit dem Zweiten Offizier und dem Steuermann zusammen, ließ sich fortwährend auf den neuesten Stand bringen und gab Anweisungen. Er blieb ruhig und besonnen. Wie es aussah, hatte die Explosion einen Teil der Laderäume und des Maschinenraums zerstört. Mit den Laderäumen hätten sie leben können, aber im Maschinenraum war es offenbar zu einer Kettenreaktion in den Kraftstoff-und Flüssigkeitssystemen gekommen. Weitere Explosionen waren die Folge. Nacheinander fielen sämtliche Systeme aus. Der Elektrizitätsbedarf des Schiffes wurde durch eine ganze Serie motorgetriebener Stromaggregate abgedeckt. Neben den beiden LM-2500-Gasturbinen versorgten sechs Dieselelektronik-Generatoren die
Es war zu viel Wasser im Rumpf. Unter enormem Druck würde es sich seinen Weg in die Bugspitze bahnen und die Schotts zum nächsthöheren Level aufbrechen. Wenn dann noch die achterlichen Schotts nachgaben, drohte das gesamte Schiff voll zu laufen.
Buchanan gab sich keinen Illusionen darüber hin, dass es geschehen würde. Es stellte sich lediglich die Frage nach dem Wann. Die Meisterung dieser Krise hing einzig an ihm und seiner Fähigkeit, die Lage richtig zu bewerten. Augenblicklich schätzte er, dass als Nächstes das Fahrzeugfrachtdeck unter dem Labor dran war und ein Teil der angrenzenden Unterkünfte. Das Einzige, was ihn an der ganzen Sache überhaupt tröstete, war der Umstand, dass keine Marines an Bord waren. Im Kriegsfall hätte er rund 3000 Mann von Bord bekommen müssen. Jetzt waren es eben mal 180, und sie hielten sich in den oberen Levels auf.
Einige der Monitore, die das
Nutzloser Kram.
Auf dem Dach entwickelte das Landungspersonal hektische Betriebsamkeit. Menschen wurden aus der Insel aufs Flugdeck geführt und in bereitstehende Helikopter gelotst, die mit laufenden Rotoren warteten, alles im Laufschritt. Buchanan sprach kurz mit der Flugleitzentrale und sah wieder durch die grünen Scheiben der Brücke nach draußen. Ein Helikopter hatte bereits abgehoben und entfernte sich schnell vom Schiff. Es konnte nicht schnell genug gehen. Wenn sich der Bug weiter neigte, verwandelte sich das Flugdeck in eine Rutschbahn. Die Fluggeräte waren gut gesichert, aber irgendwann würde es kritisch werden.
Anawak begegnete nicht vielen Menschen. Er fürchtete, Li und Peak in die Arme zu laufen, aber die beiden waren offenbar in entgegengesetzte Richtung unterwegs. Atemlos und mit schmerzendem Brustkorb hetzte er den Gang zur Krankenstation entlang.
Das Hospital lag verlassen da. Keine Spur von Angelí und seinem Personal. Er gelangte in verschiedene Räume voller Betten, bevor er endlich einen Raum für medizinisches Equipment fand. Dort sah es aus wie nach einem Erdbeben. Schränke standen offen, der Boden war bedeckt mit Scherben, die unter seinen Schritten knirschten. Nacheinander zog er alle Schubladen auf und kramte in den trümmerübersäten Regalböden, ohne eine einzige Spritze zu finden.
Wo waren die verdammten Spritzen?
Wo waren sie normalerweise, wenn man zum Arzt ging? Immer in irgendwelchen Schubladen. Das wusste er genau. In kleinen, weiß lackierten Schränkchen mit vielen Schubladen.
Tief unter ihm rumorte es. Hohles Stöhnen drang zu ihm herauf. Stahl verbog sich.
Anawak hastete in den gegenüberliegenden Raum. Auch dort war alles Mögliche zu Bruch gegangen, doch einige der lackierten Schränkchen schienen fest installiert. Er zog sie auf, sah überall hinein, warf achtlos den Inhalt hinter sich und fand im letzten endlich, wonach er suchte. Hastig griff er ein Dutzend der steril verpackten Spritzen und verstaute sie in seiner Jacke. Jetzt nichts wie zurück.
Was für eine aberwitzige Idee.