Читаем Der Schwarm полностью

»Ihr müsst das positiv sehen«, mischt sich Shankar mit seiner sanften Stimme ein. »Die Yrr sind ein Wunder, und das Wunder hat uns überdauert. Ich meine, King Kong, der Weiße Hai, immer muss das mythische Ungeheuer sterben. Der Mensch, der ihm auf die Spur kommt, bestaunt und bewundert es, lässt sich von seiner Fremdartigkeit verzaubern und bringt es dann um. Wollen wir das wirklich? Wir haben uns von Scratch verzaubern lassen, vom Fremdartigen, Ungewissen — wozu? Um es aus der Welt zu schaffen? Warum sollten wir dem Wunder schon wieder den Garaus machen?«

»Damit sich Held und Heldin in die Arme sinken und einen Haufen langweiliger Nachkommen zeugen können«, knurrt Greywolf.

»Jawohl!« Johanson schlägt sich gegen die Brust. »Und auch der weise, alte Wissenschaftler muss sterben zugunsten hirnloser Spießer, deren einziges Verdienst darin besteht, jung zu sein.«

»Danke«, sagt Delaware.

»Dich meine ich nicht.«

»Ruhig, Kinder.« Oliviera hebt die Hände. »Einzeller, Affen, Ungeheuer, Menschen, Wunder, alles dasselbe. Alles Biomasse. Kein Grund zur Aufregung. Unsere Spezies stellt sich sofort anders dar, wenn man sie unterm Mikroskop betrachtet oder in biologischen Begrifflichkeiten umschreibt. Aus Mann und Frau werden Männchen und Weibchen, der vordringliche Lebenszweck des Einzelnen ist Nahrungserwerb, aus Essen wird Fressen …«

»Aus Sex Paarung«, ruft Delaware gut gelaunt.

»Ganz richtig. Krieg benennen wir um in Dezimierung der Art und schlimmstenfalls Gefährdung des Bestands, und wir müssen uns nicht weiter für unsere Blödheit verantworten, weil wir alles den Genen und Trieben in die Schuhe schieben können.«

»Triebe?« Greywolf legt einen Arm um Delaware. »Nichts dagegen.«

Ein leises Lachen kommt auf, wird konspirativ weitergereicht und sorgsam wieder verstaut.

Anawak zögert.

»Also, um nochmal auf die Sache mit dem Happy End zurückzukommen …«

Alle schauen ihn an.

»Ich weiß, man könnte sich die Frage stellen, ob die Menschheit es verdient weiterzubestehen. Aber es gibt keine Menschheit. Es gibt nur Menschen. Einzelne Menschen, von denen viele einen Haufen guter Gründe anführen könnten, warum sie auf alle Fälle weiterleben sollten.«

»Und warum willst du weiterleben, Leon?«, fragt Crowe.

»Weil …« Anawak zuckt die Achseln. »Ganz einfach. Weil es jemanden gibt, für den ich weiterleben möchte.«

»Happy End«, seufzt Johanson. »Ich wusste es.«

Crowe lächelt Anawak an.

»Solltest du am Ende verliebt sein, Leon?«

»Am Ende?« Anawak überlegt. »Ja. Ich schätze, am Ende bin ich wohl verliebt.«

Sie unterhalten sich weiter, und die Stimmen verhallen in Weavers Kopf, bis sie sich mit dem Rauschen der Wellen vermischt haben.

Traumtänzerin, denkt sie. Du elende Traumtänzerin.

Sie ist wieder allein.

Weaver weint.

Nach etwa einer Stunde wird es ruhiger. Nach einer weiteren Stunde hat der Wind so weit nachgelassen, dass die Wogen zu ausgedehnten Hügeln verflacht sind.

Drei Stunden später wagt sie es, die Kuppel zu öffnen.

Mit einem Klicken löst sich die Arretierung. Summend fährt die Abdeckung hoch. Eisige Kälte umgibt sie. Sie starrt hinaus und sieht in der Ferne einen Buckel auftauchen und wieder verschwinden. Es ist kein Orca, der sich nähert, sondern etwas Größeres. Beim zweiten Auf— und Abtauchen, nun wesentlich näher, stößt die gewaltige Fluke aus dem Wasser.

Ein Buckelwal.

Kurz überlegt sie, die Röhre wieder zu schließen. Aber was hat sie dem Tonnengewicht eines Buckelwals entgegenzusetzen? Ob sie nun in der Röhre liegt oder aufrecht darin sitzt. Wenn der Wal nicht will, dass sie die nächsten paar Minuten überlebt, dann überlebt sie nicht.

Der Buckel hebt sich ein weiteres Mal aus dem gekräuselten Grau. Das Tier ist riesig. Es bleibt an der Wasseroberfläche, dicht neben dem Boot. So nah zieht es vorbei, dass Weaver nur die Hand ausstrecken müsste, um den schartigen, seepockenbewachsenen Kopf zu berühren. Der Wal dreht sich auf die Seite, und sein linkes Auge mustert die kleine Frau in der Maschine einige Sekunden.

Weaver erwidert den Blick.

Knallend entlädt sich der Blas des Wals. Dann taucht er langsam ab, ohne eine einzige Welle zu verursachen, verschwindet im grauen Wasser und ist nur noch eine Erinnerung.

Weaver klammert sich an den Rand der Röhre.

Er hat nicht angegriffen.

Der Wal hat ihr nichts getan.

Sie kann es kaum glauben. Ihr ganzer Schädel dröhnt. Es schwirrt in ihren Ohren. Während sie noch ins Wasser starrt, hört sie das Schwirren und Dröhnen näher kommen, und es ist nicht in ihrem Schädel. Es dringt aus der Luft zu ihr herab, wird zu einem Wummern, ganz nah jetzt, ohrenbetäubend, und Weaver wendet den Kopf.

Der Helikopter steht tief über dem Wasser.

Menschen drängen sich in der geöffneten Seitentür. Soldaten und jemand in Zivil, der ihr zuwinkt, mit beiden Armen. Jemand, dessen Mund weit offen steht, weil er den aussichtslosen Versuch unternimmt, das Knattern der Rotoren zu übertönen.

Am Ende wird er es besiegen, doch im Augenblick siegt die Maschine. Weaver weint und lacht zugleich. Es ist Leon Anawak.


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