Читаем Die Vermessung der Welt полностью

Im Schlafzimmer zog er die Vorhänge zu, trat zu ihr, spürte, wie sie zurückweichen wollte, hielt sie sanft fest und begann, die Bänder ihres Kleids zu öffnen. Ohne Licht war das nicht einfach; Nina hatte immer Sachen getragen, bei denen es leichter gewesen war. Es dauerte lange, der Stoff war so widerspenstig und der Bänder waren so viele, daß er selbst schon kaum mehr für möglich hielt, daß er sie noch immer nicht gelöst hatte. Aber dann hatte er es doch geschafft, das Kleid sank hinab, und die Nacktheit ihrer Schultern zeichnete sich weiß im Dunkel ab. Er legte ihr den Arm um die Schultern, instinktiv schützte sie ihre Brüste mit den Händen, und er spürte ihr Widerstreben, als er sie zum Bett führte. Er überlegte, wie er mit ihrem Unterrock verfahren sollte, es war schon mit dem Kleid so schwierig gewesen. Wieso trugen Frauen nicht Sachen, die man aufbekam? Keine Angst, flüsterte er und war doch überrascht, als sie antwortete, sie habe keine, und mit einem Griff, auf dessen Zielsicherheit ihn nichts vorbereitet hatte, seinen Gürtel öffnete. Hast du das schon einmal getan? Was er denn von ihr denke, fragte sie lachend, und im nächsten Augenblick bauschte sich ihr Unterrock auf dem Boden, und da sie zögerte, zog er sie mit sich, und schon lagen sie nebeneinander und atmeten schwer, und jeder wartete darauf, daß der Herzschlag des anderen sich beruhigte. Als er seine Hand über ihre Brust zum Bauch und dann, er entschied sich, es zu wagen, obwohl ihm war, als müsse er sich dafür entschuldigen, weiter hinabwandern ließ, tauchte die Mondscheibe bleich und beschlagen zwischen den Vorhängen auf, und er schämte sich, daß ihm ausgerechnet in diesem Moment klar wurde, wie man Meßfehler der Planetenbahnen approximativ korrigieren konnte. Er hätte es gern notiert, aber jetzt kroch ihre Hand an seinem Rücken abwärts. So habe sie es sich nicht vorgestellt, sagte sie mit einer Mischung aus Schrekken und Neugier, so lebendig, als wäre ein drittes Wesen mit ihnen. Er wälzte sich auf sie, und weil er fühlte, daß sie erschrak, wartete er einen Moment, dann schlang sie ihre Beine um seinen Körper, doch er bat um Verzeihung, stand auf, stolperte zum Tisch, tauchte die Feder ein und schrieb, ohne Licht zu machen: Summe d. Quadr. d. Differenz zw. beob. u. berechn. Min., es war zu wichtig, er durfte es nicht vergessen. Er hörte sie sagen, sie könne es nicht glauben und sie glaube es auch nicht, selbst jetzt, während sie es erlebe. Aber er war schon fertig. Auf dem Weg zurück stieß er mit dem Fuß gegen den Bettpfosten, dann spürte er sie wieder unter sich, und erst als sie ihn an sich zog, bemerkte er, wie nervös er eigentlich war, und für einen Augenblick wunderte es ihn sehr, daß sie beide, die kaum etwas voneinander wußten, in diese Lage geraten waren. Doch dann wurde etwas anders, und er hatte keine Scheu mehr, und gegen Morgen kannten sie einander schon so gut, als hätten sie es immer geübt und immer miteinander.

Machte Glück dumm? Wenn er in den nächsten Wochen in den Disquisitiones blätterte, kam es ihm schon seltsam vor, daß das von ihm sein sollte. Er mußte sich zusammennehmen, um alle Ableitungen zu verstehen. Er fragte sich, ob sein Geist ins Mittelmaß sank. Die Astronomie war von gröberer Art als die Mathematik. Man konnte die Probleme nicht nur durch Nachdenken lösen, jemand mußte durch ein Okular starren, bis ihm die Augen weh taten, und ein anderer mußte die Meßergebnisse in ermüdend langen Tabellen festhalten. Für ihn tat das ein Herr Bessel in Bremen, dessen einzige Begabung darin bestand, daß er sich nie irrte. Als Direktor einer Sternwarte hatte Gauß das Recht, Hilfskräfte zu beauftragen – auch wenn noch nicht einmal der Grundstein dieser Warte gelegt war.

Mehrmals hatte er um Audienz angesucht, aber der Herzog war stets beschäftigt. Er schrieb einen wütenden Brief und bekam keine Antwort. Er schrieb einen zweiten, und als noch immer keiner reagierte, wartete er so lange vor dem Audienzzimmer, bis ihn ein Sekretär mit wirrem Haar und unordentlicher Uniform nach Hause schickte. Auf der Straße begegnete er Zimmermann und beklagte sich bitter.

Der Professor sah ihn an wie eine Erscheinung und fragte, ob er wirklich nicht wisse, daß Krieg sei.

Gauß blickte sich um. Die Straße lag ruhig im Sonnenschein, ein Bäcker trug einen Brotkorb vorbei, über dem Kirchendach funkelte träge das Blech des Wetterhahns. Es duftete nach Flieder. Krieg?

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