Читаем Drei Kameraden полностью

Er wurde überstimmt. Als Homo wurde er ohnehin nicht ganz für voll genommen. Ich setzte mich ans Klavier und begann. Alle sangen mit.

»Aus der Jugendzeit – klingt ein Lied mir immerdar – O wie liegt so weit – was mein einst war…«

Die Wirtin drehte alles elektrische Licht aus. Nur noch das milde Licht der Kerzen war da. Leise plätscherte der Bierhahn wie eine ferne Quelle im Walde, und der plattfüßige Alois geisterte im Hintergrunde wie ein schwarzer Pan hin und her. Ich fing die zweite Strophe an. Mit glänzenden Augen und guten Kleinbürgerinnengesichtern standen die Mädchen um das Klavier herum – aber sieh da, wer heulte Rotz und Tränen? Kiki, Salzbrezelkiki aus Luckenwalde.

Leise öffnete sich die Tür des großen Vereinszimmers. Melodisch brummend zog im Gänsemarsch die Liedertafel herein und stellte sich hinter den Mädchen auf. Grigoleit mit einer schwarzen Brasilzigarre an der Spitze.

»Als ich Abschied nahm – war die Welt mir voll so sehr – Als ich wiederkam – war alles leer…«

Leise verhallte der gemischte Chor.»Schön«, sagte Lina.

Rosa zündete die Wunderkerzen an. Sie zischten und sprühten.»So, und nun was Lustiges!«rief sie.»Kiki muß aufgeheitert werden.«

»Ich auch«, sagte Stefan Grigoleit.

Um elf Uhr kamen Köster und Lenz. Wir setzten uns mit dem blassen Georgie an einen Tisch neben der Theke. Georgie bekam ein paar Schnitten trockenes Brot zu essen, damit er wieder taktfest wurde. Bald darauf war Lenz im Tumult der Viehkommissionäre verschwunden. Eine Viertelstunde später sahen wir ihn mit Grigoleit an der Theke auftauchen. Beide schlangen die Arme ineinander und tranken Brüderschaft.

»Stefan!«sagte Grigoleit.

»Gottfried!«erwiderte Lenz, und beide schütteten den Kognak hinunter.

»Ich schicke dir morgen ein Paket Blut- und Leberwurst, Gottfried. In Ordnung?«

»In bester Ordnung!«Lenz schlug ihm auf die Schulter.»Alter, guter Stefan!«

Stefan strahlte.»Du kannst so schön lachen«, sagte er begeistert.»Ich habe gern, wenn einer gut lachen kann. Ich werde zu leicht traurig, das ist mein Fehler.«

»Meiner auch«, erwiderte Lenz,»deshalb lache ich ja. Komm, Robby, trink einen mit auf das endlose Weltgelächter!«

Ich ging zu ihnen hin.»Was hat denn der Kleine da?«fragte Stefan und zeigte auf Georgie.»Der sieht mächtig traurig aus.«

»Der ist leicht glücklich zu machen«, sagte ich.»Der braucht nur etwas Arbeit.«

»Kunststück«, antwortete Stefan.»Heutzutage.«

»Er macht alles.«

»Machen alle alles heutzutage.«Stefan wurde nüchterner.

»Der Junge braucht fünfundsiebzig Mark im Monat.«

»Unsinn. Damit kommt er nicht aus.«

»Der kommt damit aus«, sagte Lenz.

»Gottfried«, erwiderte Grigoleit,»ich bin ein alter Säufer.


Gut. Aber Arbeit ist etwas Ernstes. Kann man jemand nicht heute geben und morgen wieder wegnehmen. So was ist schlimmer als heiraten lassen und morgen die Frau wieder wegnehmen. Aber wenn der Junge ehrlich ist und mit fünfundsiebzig Mark auskommt, hat er Schwein gehabt. Kann sich Dienstag acht Uhr bei mir melden. Brauche eine Hilfe für meine Laufereien mit dem Verein und so. Ab und zu ein Paket mit Geschlachtetem gibt's extra. Scheint was in die Rippen haben zu müssen.«

»Ist das ein Wort?«fragte Lenz.

»Es ist ein Wort von Stefan Grigoleit.«

»Georgie«, rief ich,»komm mal her.«

Er begann zu zittern, als er es hörte. Ich ging zu Köster zurück.»Hör mal, Otto«, sagte ich,»wenn du dein Leben noch einmal von vorn leben könntest, möchtest du das?«»Genauso, wie es war?«»Ja.«»Nein«, sagte Köster.»Ich auch nicht«, sagte ich.

XXIV

Es war drei Wochen später, an einem kalten Abend im Januar. Ich saß im International und spielte mit dem Wirt»Siebzehn und vier«. Das Lokal war leer, nicht einmal die Huren waren gekommen. Die Stadt war unruhig. Draußen marschierten alle Augenblicke Kolonnen vorüber, manche mit schmetternden Militärmärschen, andere mit der Internationale, und dann wieder schweigende, lange Züge, denen Schilder vorangetragen wurden mit Forderungen nach Arbeit und Brot. Man hörte die vielen Schritte auf dem Pflaster wie das Gehen einer riesigen, unerbittlichen Uhr. Nachmittags war es zwischen Streikenden und der Polizei bereits zu einem Zusammenstoß gekommen, bei dem zwölf Leute verletzt worden waren, und die ganze Polizei stand seit Stunden unter Alarm. Die Pfiffe der Überfallautos gellten durch die Straßen.

»Es gibt keine Ruhe«, sagte der Wirt und zeigte eine Sechzehn vor.

»Seit dem Krieg hat's keine Ruhe mehr gegeben. Und damals haben wir doch alle nichts anderes gewollt als Ruhe. Verrückte Welt!«

Ich zeigte Siebzehn vor und strich den Pott ein.»Die Welt ist nicht verrückt«, sagte ich.»Nur die Menschen.«

Alois, der hinter dem Stuhl des Wirtes stand und kiebitzte, erhob Einspruch.»Verrückt sind die nicht. Bloß habgierig. Einer gönnt dem andern nischt. Und weil zuviel von allem da ist, haben die meisten gar nischt. Es liegt bloß an der Verteilung.«

»Klar«, sagte ich und paßte bei zwei Karten.»Daran liegt's aber seit ein paar tausend Jahren.«

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