»Das ist eine lange Geschichte, die sich, wie schon gesagt, zugetragen hat, ehe du geboren wurdest. Ich hatte eben das College verlassen und interessierte mich für diese Gegend hier. Ich wollte mich hier mal richtig umsehen und ging ins Gebirge. Ich marschierte von Helena aus los, durch die Flatheads, durch den Glacier Park, weiter westlich in die Kootenay-Berge hinein, und zurück den Fluß entlang, vorbei an Bonner’s Ferry in die Cabinets. Sehr aufregend war das alles nicht, aber ich sah eine ganze Menge und verbrachte eine schöne Zeit.
Ich überquerte eben den Bach, dem wir hier herauf folgten. Es war ganz früh am Morgen, kurz nach meinem Aufbruch, als ich von oben, vom Hügel her wildes Getöse hörte. Da ich die Gegend nicht kannte, wurde mir unheimlich zumute. Ich hatte aber eine Flinte dabei und redete mir erfolgreich ein, ich wäre ausgezogen, um meine Neugierde zu befriedigen. Ich hielt also auf den Lärm zu.
Als ich die Bäume hinter mir ließ, wurde der Lärm einer gesprochenen Sprache immer ähnlicher. Deswegen schrie ich selbst ein paar Worte heraus, obwohl ich kein Wort verstand. Zuerst keine Antwort – nur diese ungeheure Brüllstimme, die merkwürdig gleichförmige Laute hervorbrachte. Ein Stück weiter bergauf an einer freien Stelle sah ich die Quelle, und fast gleichzeitig verstummte der Lärm.
Vor mir auf freier Fläche, wo man es von allen Seiten sehen konnte, lag ein Ding, das wie das Torpedo eines Unterseebootes aussah – damals ein sehr vertrauter Anblick, da Unterseeboote im Ersten Weltkrieg eine große Rolle spielten. Science Fiction gab es damals noch nicht, und ich selbst hatte von Naturwissenschaften wahrhaftig nicht viel Ahnung, dennoch erschien es mir kaum glaublich, daß man das Ding hier heraufgeschafft haben könnte. Ich untersuchte es so gründlich als möglich, und entdeckte sofort ein paar Ungereimtheiten in der Torpedo-Theorie.
Erstens fehlten Propeller oder Steuerflosse. Das Ding war etwa sechs Meter lang, im Durchmesser etwa ein Meter, was meines Wissens auf ein Torpedo paßte, doch war die einzige Unterbrechung der Oberfläche ein Teil an der Seite, meiner Ansicht nach an der Vorderseite, die offenstand wie ein Bombenschacht. Ich lugte hinein, wobei ich mich hütete, den Kopf oder Arm hineinzustecken. Ich sah eine Kammer, die den Großteil der Torpedonase einnahm. Die Kammer war leer und roch heftig nach verbranntem Schwefel.
Mir blieb fast das Herz stehen, als das Ding wieder zu sprechen anfing, diesmal viel leiser. Ich reagierte jedenfalls mit einem gewaltigen Luftsprung. Dann verwünschte ich das Ding in allen mir bekannten Sprachen, weil es mich so erschreckt hatte. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder gefaßt hatte. Erst dann merkte ich, daß die Geräusche, die es von sich gab, unbeholfene Nachahmungen meiner eigenen Worte waren. Um mich zu vergewissern, probierte ich andere Worte aus, und die meisten wurden mit annähernder Genauigkeit wiederholt.
Wer immer da als Sprecher dahintersteckte, konnte kein ›P‹ oder ›B‹ aussprechen, kam aber mit allen anderen Lauten gut zurecht.
Es mußte jemand im hinteren Teil des Torpedos stecken, oder aber jemand meldete sich aus größerer Entfernung über eine Sendeanlage. Ersteres bezweifelte ich wegen des gewaltigen Volumens, das hinter den Geräuschen steckte. Und plötzlich bot sich mir ein Beweis an.
Ich entschloß mich, gleich hier mein Lager aufzuschlagen, obwohl es noch ziemlich früh war. Und ich war eifrig an der Arbeit, wobei ich hin und wieder ein Wort an das Torpedo richtete und als Antwort angedröhnt wurde, als über mir ein zweites dieser Dinger erschien. Es fing leise zu sprechen an, als es sich noch in einiger Höhe befand – man wollte es offensichtlich vermeiden, mich wieder zu erschrecken. Das Ding setzte neben dem ersten auf. Dabei hinterließ es eine dünne blaue Rauchspur, die ich zunächst als Spuren der Antriebsraketen ansah. Dann aber zeigte es sich, daß der Rauch entlang der Ritze einer Tür austrat, ähnlich jener des ersten Torpedos. Eine große Wolke verpuffte, als die Tür aufging. Meine Vorsicht wurde auf den Plan gerufen, nicht zu Unrecht übrigens, denn das Metall war so heiß, daß ich die Hitze noch in eineinhalb Meter Entfernung spürte. Um wieviel heißer es vorher war, weiß ich nicht. Der Schwefelgeruch verlor sich einige Zeit nach der Landung.
Ich mußte warten, bis das Ding sich abgekühlt hatte. Erst dann wagte ich mich näher heran. Und ich entdeckte, daß das Abteil an der Torpedonase nicht leer war. Drinnen steckte so etwas wie ein Angelkasten. Die Fächer auf der einen Seite waren voller Kram, auf der anderen Seite leer. Schließlich langte ich hinein, als ich glaubte, daß es sich genügend abgekühlt hatte.