Die Blicke der beiden anderen begegneten einander kurz. Dann deutete Lee auf die Funkanlage.
»Los. Aber wir werden gelandet sein, ehe Sie viel sagen können.«
»Er sagte mir, Sie wollten für ihn Erde herstellen«, rief Feth ihm in Erinnerung.
»Ich weiß. Deswegen möchte ich ihn sprechen – wir sind zu hastig von der Station aufgebrochen.« Ken schaltete die Funkanlage ein, während die anderen versuchten, sich darüber klarzuwerden, ob ihn der hastige Aufbruch mißtrauisch gemacht hatte oder nicht. Keiner wagte in Kens Gegenwart eine Äußerung. Nur ihre bedeutungsschwangeren Blicke trafen immer wieder aufeinander.
Schließlich kam Drai am anderen Ende ans Mikro und Ken fing ohne Umschweife an.
»Wir haben die kleinste Höhle, die wir bislang finden konnten, vermessen und in etwa berechnet, wieviel Luft man brauchen wird. Ich kann Ihnen auch sagen, wieviel Erde Sie brauchen werden, falls Sie die ganze Höhle ausnutzen wollen. Dabei gibt es folgende Schwierigkeit: Selbst wenn es mir gelänge, die Erde zu analysieren – wenn auch nur annähernd wie die Atmosphäre –, sähen Sie sich einem Nachschubproblem gegenüber, das in die Tonnen geht. Im Labor kann ich unmöglich so viel herstellen. Sie müssen sich die Erde fertig von irgendwoher beschaffen.«
»Wie denn? Wir können doch keine Person auf Planet Drei landen lassen, geschweige denn einen Frachter.«
»Das werden wir gleich sehen. Aber eigentlich wollte ich einen anderen Vorschlag machen – da wir fast vor Ort sind, können wir uns persönlich darüber unterhalten. Bis dahin bedenken Sie dies: auch wenn sich die Atmosphären der Planeten stark voneinander unterscheiden, das Erdreich kann nicht allzu unterschiedlich sein, zumindest nicht in seinen wichtigsten Bestandteilen. Warum lassen Sie nicht eine Ladung Erde von Sarr kommen?«
Drai schnappte nach Luft. »Aber die Bakterien…«
»Lächerlich. Bei dieser Temperatur bleibt keine Bakterie von Sarr am Leben. Klar, es wäre sicherer, wenn wir Erde von Planet Drei verwenden, und es läßt sich vielleicht auch einrichten. Wenn nicht, dann kennen Sie jetzt meinen Rat, falls Ihnen daran liegt, daß es schnell geht. Auch wenn ich die Zusammensetzung wüßte, würde ich sehr lange brauchen, um knapp sechzig Tonnen Dreck zu fabrizieren!« Er unterbrach die Verbindung, als die
X
Ken beeilte sich mit dem Anlegen des Raumanzugs und ging mit den anderen von Bord. Kaum war er im Inneren der Station und hatte den schweren Anzug wieder ausgezogen, eilte er zum Kontrollraum, um nachzusehen, in welcher Entfernung sich der Testanzug befand. Befriedigt von der angezeigten Entfernung lief er zum Observatorium, um das Gespräch mit Laj Drai fortzusetzen. Unterwegs traf er niemanden. Lee war an Bord geblieben, Feth war irgendwohin verschwunden, kaum daß sich die Schleuse hinter ihnen geschlossen hatte, und das übrige Personal ließ sich ohnehin nicht viel blicken. Diesmal kümmerte es Ken nicht, ob man ihn sehen konnte, da er ein über jeden Verdacht erhabenes Gespräch führen wollte.
Während er noch überlegte, wie er seine Argumente am geschicktesten vorbringen konnte, mußte er entdecken, daß die Tür zum Observatorium verschlossen war.
Dies war das erste Mal seit seiner Ankunft, daß er auf der Station auf eine versperrte Tür stieß. Seine Gedanken gerieten in Bewegung. Er war nun sicher, daß das Handelstorpedo während der Abwesenheit der
Ken drückte sich an die Tür und versuchte anhand der Geräusche festzustellen, ob sich jemand im Raum befand. Er war seiner Sache nicht sicher. Und auch wenn niemand drin war, was hätte er schon tun können? Ein Berufsdetektiv hätte die Tür vermutlich in Sekundenschnelle öffnen können. Ken war kein Berufsdetektiv. Und die Tür war abgeschlossen, das stand fest. Es blieb ihm nichts übrig, als Drai anderswo zu suchen.
Er war bereits ein Stück die Rampe hinunter und von der Observatoriumstür aus nicht mehr zu sehen, als er hörte, wie diese geöffnet wurde. Blitzartig drehte er sich um und ging in die Gegenrichtung, als stünde er erst im Begriff zu kommen. An der Biegung angekommen, die die Tür seiner Sicht entzog, hörte er, wie sie wieder geschlossen wurde. Und gleich darauf stand er Feth gegenüber. Zum erstenmal seit Ken ihn kannte, wirkte er ruhelos und schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. Er wich Kens Blick aus und schlang eine Tentakelspitze fester um einen kleinen Gegenstand, damit Ken nicht sehen konnte, was er da bei sich hatte. Mit einem gemurmelten Gruß drückte er sich vorbei und verschwand mit bemerkenswerter Eile um die Rampenbiegung, ohne auf Kens Frage einzugehen, ob Drai da wäre.
Ken starrte ihm noch nach, als er schon verschwunden war.
Sehr gesprächig war Feth ja nie gewesen, aber immerhin war er freundlich und zuvorkommend. Jetzt hatte es ausgesehen, als wäre er verärgert über Kens Anwesenheit.