Ken hatte sich auf Merkur mit verschiedenen Apparaten und Bestandteilen reichlich eingedeckt. Er verbrachte nun einige Zeit damit, unter dem Vorhandenen das Richtige herauszukramen. Was er fand, schien ihn zu befriedigen. Er traf nun einige sehr sorgfältige Vorbereitungen, unter anderem bestimmte er das genaue Gewicht bestimmter Dinge. Dann schleppte er bestimmte Ausrüstungsgegenstände zur Schleuse und kletterte schließlich wieder in seinen Panzeranzug, was bei Ordon Lee unverhohlene Bewunderung hervorrief.
Vom Fenster des Kontrollraumes aus sahen Drai und der Pilot Ken nach, der wieder zum Schauplatz seiner Schwierigkeiten zurückstapfte. Er folgte dabei seiner eigenen Spur, die noch immer deutlich zu sehen war, und vermied es peinlich, das weiße Zeug mit irgendeinem Teil seines Anzugs zu berühren. An der Stelle angekommen, wo seine abgekühlten Beine das Zeug nicht mehr bis zum Boden durchgeschmolzen hatten, blieb er stehen. Die Beobachter konnten nicht in allen Einzelheiten erkennen, was er machte. Man sah nur, daß er etwas auf dem Boden hin und her rollte und daß die weiße Substanz um dieses Etwas herum verdampfte. Das Verdampfen hörte auf, als die Temperatur dieses Gegenstands auf die seiner Umgebung herunterging. Jetzt hob Ken es hoch und teilte es entzwei. In jeden dieser Teile drückte er eine gewisse Menge des geheimnisvollen Stoffes. Dazu benutzte er einen gewöhnlichen Löffel. Dann wurden die zwei Hälften wieder miteinander verbunden, und Ken trat schnell den Rückweg zur Luftschleuse an.
Drai lief eilig zur inneren Tür der Schleuse, doch die Tür blieb geschlossen. Er hörte das Zischen von Luft, während der Druck erhöht wurde, dann nichts mehr. Er wartete eine Zeitlang, während seine Verwunderung immer mehr stieg. Schließlich ging er langsam zum Kontrollraum zurück. Immer wieder blickte er sich um, doch die Schleuse blieb geschlossen.
Als er den Kontrollraum betrat, hatte Lee ihm etwas zu melden.
»Er läßt den Druck in der Kammer wieder raus«, sagte der Pilot und deutete auf das aufleuchtende violette Lämpchen am Instrumentenbrett. Beide Sarrianer traten an die Sichtscheibe, die der Schleuse zugewandt war, wobei Lee ein Auge immer auf das Gerät gerichtet hielt, das anzeigen würde, wenn die Außentür geöffnet wurde. Es leuchtete in Sekundenschnelle auf, und die zwei Beobachter drängten sich vor der Scheibe. Ken mußte gleich auftauchen. Wieder tat sich gar nichts.
»Was um alles in der Galaxis, treibt denn der Kerl?« fragte Drai nach einer Weile die Welt im allgemeinen. Lee betrachtete die Frage als rhetorisch. Er ließ das Instrumentenbrett nicht aus den Augen. Fünf Minuten vergingen, ohne daß sich etwas getan hätte. Dann schloß sich wieder die äußere Tür. Er machte Drai darauf aufmerksam. Er selbst beobachtete den Druckanzeiger, der gehorsam den Druckanstieg meldete. Jetzt hatte das Warten ein Ende, sie liefen Seite an Seite den Gang entlang.
Ken schien mit seiner Arbeit fertig. Die Innentür stand offen, als sie ankamen. Diesmal war sein Anzug nicht so enorm abgekühlt worden. Nur eine leichte Tauschicht dämpfte den Glanz. Es dauerte nicht lange, und Lee konnte ihm heraushelfen. Kens Miene drückte Befriedigung aus, was den anderen nicht entging.
»Sie haben festgestellt, was es ist!« Das war eine Feststellung und keine Frage.
»Ich habe etwas herausgefunden, was mir helfen wird, festzustellen, was es ist.«
»Was haben Sie gemacht? Warum sind Sie zweimal hinaus?«
»Sicher haben Sie gesehen, wie ich eine Probe in die Druckbombe tat. Ich verschloß sie und brachte sie herein, damit sie verdampfen konnte und der Druckmesser an der Bombe eine Temperatur erreichte, der ich trauen konnte. Ich las den Druck bei verschiedenen Temperaturen ab und wog die Bombe mit der Probe. Leer hatte ich sie bereits gewogen, oder vielmehr mit dem annähernden Vakuum, das auf diesem Planeten im Inneren herrscht. Das zweite Mal öffnete ich die Tür, um die Probe abzulassen und bei gleicher Temperatur die Luft des Planeten zu untersuchen – schließlich muß sie beim erstenmal den Druck ein wenig hochgetrieben haben.«
»Aber wozu das alles?«
»Ich will mich jetzt nicht in Einzelheiten verlieren. Ich konnte damit das Molekulargewicht der Substanz feststellen. Ich erwartete eigentlich nicht, daß sich daraus etwas ableiten ließ, doch es hat geklappt. Das Molekulargewicht ist so gering, daß nicht viele Elemente daran beteiligt sein können. Sicher nichts, was schwerer ist als Fluor, und meiner Meinung nach nichts, was über Sauerstoff hinausgeht. Ich gebe zu, daß ich mich bei meiner Berechnung geringfügig irren kann, weil die Arbeitsbedingungen nicht ideal waren. Aber groß kann mein Fehler nicht sein.«
»Und wie groß ist es?«
»Das Molekulargewicht? Zwischen achtzehn und neunzehn, bekam ich heraus.«
»Und was hat dieses Gewicht?«
»Nichts Alltägliches. Wie ich schon sagte, muß ich die einschlägigen Unterlagen durchsehen. Nur ganz wenige Elemente sind so leicht.«
»Na, wenn sie so selten sind, ist das Zeug vielleicht gar nicht lebenswichtig.«