In seiner halbsitzenden Haltung hatten seine Füße womöglich den Kontakt mit dem Anzug verloren. Auch war er in seine Überlegungen so versunken gewesen, daß er nicht bemerkt hatte, was passierte. Was immer der Grund sein mochte, erst als er aufstand, durchschnitt ihn eine schneidende Kälte von Kopf bis Fuß. Augenblicklich ließ er sich zurückfallen und versuchte die Füße von der eiskalten Isolierschicht wegzubekommen. Als ihm klar wurde, daß er mit seinem Zögern die Sache nur noch verschlimmerte, zwang er sich zum Handeln. Nur mühsam einen Schmerzensschrei unterdrückend, kämpfte er sich zur Luftschleuse zurück, wobei jeder einzelne Muskel durch die Metallmasse des Anzugs bis aufs äußerste beansprucht wurde. Trotz seiner Qualen drängte sich ihm der Gedanke auf: Kein Wunder, daß die Spur schmäler geworden war. Die Füße seines Anzugs mußten die Temperatur ihrer Umgebung fast angenommen haben. Von fünfhundert Grad über Null auf fünfzig unter Null – für eine dünne zehn Zentimeter dicke Schicht aus Stahl, Vakuum, Heizrohren und Isoliermaterial ein zu großes Temperaturgefälle. Die hohe Temperatur im Inneren hatte sich trotz der gut funktionierenden Heizanlage nicht aufrechterhalten lassen.
Die Beschwerden ließen nach, während er sich zur Schleuse durchkämpfte, doch machte ihn dieser Umstand nicht froher. Er jagte ihm vielmehr Angst ein. Sollte er die Herrschaft über seine Füße verlieren, dann würde er in Sichtweite der Besatzung der
Jetzt war auch sein Gesicht eiskalt – sicher trat auch durch das Spezialglas seiner Gesichtsplatte ein Strahlungsverlust auf. Seine Tentakelspitzen spürten die Kälte, aber längst nicht so schlimm. Die Tatsache, daß die todbringende weiße Masse nur die Greifer berührt hatte, war in diesem Punkt ein großer Vorteil. Er hatte jetzt den Rand des tödlichen Gebietes erreicht. Zwischen ihm und der Schleuse lagen nur mehr fünfundzwanzig Meter. Der Boden fühlte sich noch immer sehr kalt an. Er mußte hier so kalt sein wie die weiße Fläche. Die Schleusentür stand offen, eine metallgefaßte Höhle, die immer weiter zurückzuweichen schien, je angestrengter er sich vorwärtskämpfte. Jetzt spürte er die Kälte bis zu seinen unteren Knien. Zum erstenmal empfand er die unbeholfene Steifheit der Anzugbeine als Vorteil. Er hatte das Gefühl, auf Stelzen zu gehen, ohnehin die einzige Möglichkeit, seine Füße zu bewegen. Einmal stolperte er. Dabei schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, ob er es schaffen würde, mit diesem Ungetüm von Anzug je wieder in die Höhe zu kommen. Irgendwie fing er sich – wie, das wußte er nicht, und die beiden im Schiff konnten es ihm auch nicht sagen. Wieder ging es stockend weiter. Zehn Meter… fünf… und er stieß dumpf gegen den Rumpf der
Die Schwefelkruste verdampfte unter der Flamme sofort und war sofort wieder da, wenn die Flamme auf eine andere Stelle gerichtet wurde. Lange Sekunden vergingen, ehe das Metall sich so erwärmt hatte, daß sich kein Niederschlag mehr darauf bildete. Noch länger dauerte es, ehe man es anfassen und den halb bewußtlosen Ken herausholen konnte. Minuten vergingen, bis der bohrende Schmerz aus seinen Gliedern gewichen war und er wieder zusammenhängend sprechen konnte. Ken war heilfroh, daß er keinen bleibenden Schaden davongetragen hatte: Richtige Erfrierungen hatte er nicht abbekommen, seiner Hautfarbe nach zu schließen, war er jedoch nah daran gewesen.
Als Drai und Lee hörten, daß Ken einen zweiten Ausflug plante, wuchsen bei ihnen Verwunderung und Entsetzen. Sogar Drai, der natürlich größtes Interesse hatte, nützliche Informationen zu bekommen, unternahm einen halbherzigen Versuch, ihn von seinem Plan abzubringen. Ken ließ sich nicht beirren, und sein Chef tröstete sich damit, daß es ja seine Gesundheit war, die aufs Spiel gesetzt wurde.