Wes zuckte die Achseln. In letzter Zeit waren die Sowjets keine besonders angenehme Gesellschaft gewesen. »Weil ich dich angegriffen habe?«
»Es ist ein Beschluß. Also los!«
Er zwängte sich durch die Lüftungskanäle und putzte. Die Arbeit war nicht schwierig.
Er arbeitete, bis er zu müde war, um weiterzumachen: Fünf oder sechs Stunden mochten vergangen sein.
Die Gitter waren von den Gängen aus mit Flügelmuttern befestigt. Man mußte durch die Gitter greifen, um sie zu drehen. Das war nicht schwer, da die Flügel fast zwanzig Zentimeter breit waren, passend für die Grifflinge der Fithp. Wes stellte fest, daß die Schrauben Linksgewinde hatten. Er rief zwei vorbeikommenden Kriegern zu: »Bringt mich zu Rästapispmins.«
Einer blieb stehen. »Wes Dawson? Du kommst in einen Absonderungs Pferch.«
Wes brachte das Lüftungsgitter wieder an, dann ging er zwischen den Kriegern davon.
Lorena trug die Teekanne herein. »Noch eine Tasse, Genosse Marschall?« fragte sie.
»Danke, nein«, sagte Schawirin. Er sah erst zur Uhr an der Wand, dann auf Lorena.
Pawel Bondarew bedeutete ihr mit einer kaum wahrnehmbaren Geste, daß sie gehen konnte. Sie verließ den Raum. Bondarew fand, daß sie die Tür etwas zu laut hinter sich schloß, aber Marschall Schawirin schien das nicht aufzufallen.
»Unglaublich«, sagte Schawirin. Ein rasch zusammengestellter Bericht in einem leuchtendroten Umschlag lag neben Bondarews antikem Messingteleskop auf dem Schreibtisch. Schawirin nahm ihn zur Hand und blätterte ihn durch. »Unglaublich«, wiederholte er.
»Dem stimme ich zu«, sagte Bondarew. »Aber wir werden es glauben müssen.«
Das Telefon läutete. Bondarew schaltete mit einem Knopfdruck den Telefonverstärker ein. »Bondarew.«
»Petrowski.«
»Guten Tag, Genosse Vorsitzender!« sagte Bondarew. »Wir haben den von Ihnen angeforderten Bericht vorbereitet. Marschall Schawirin ist gerade bei mir…«
»Gut. Geht es Ihnen gut, Leonid Edmundowitsch?«
»Danke, Genosse Vorsitzender.«
»Nun, General Bondarew, Sie haben mit der amerikanischen Generalität gesprochen?«
»Ja. Was sie verlangt, ist kaum durchführbar, Genosse Vorsitzender.«
»Hat es Aussicht auf Erfolg?«
Bondarew warf Schawirin einen hilflosen Blick zu. Nach kurzem Schweigen sagte der Marschall: »Wer kann das wissen, Genosse Vorsitzender? Möglicherweise ist es der einzige durchführbare Plan. Es kommt jedoch sehr auf die genaue Abstimmung der Zeitabläufe an.«
»Und was empfehlen Sie? Können wir das tun?«
Schawirin schwieg.
»Nun?« drängte der Vorsitzende.
»Es ist sehr problematisch«, sagte Schawirin schließlich. »Das Gelingen des Plans hängt zum Teil von den PershingRaketen der Amerikaner ab. Sie sollen sie von Deutschland aus auf das Raumschiff abfeuern. Ein großer Teil von ihnen wird in Richtung auf die Sowjetunion fliegen. Es gibt keine Möglichkeit, im voraus das wahre Ziel zu kennen – es könnte Moskau heißen, Kiew oder unsere verbliebenen RaketenAbschußrampen. Noch schlimmer ist, daß die Außerirdischen bislang nach jedem Raketenabschuß mit Laserwaffen Vergeltungsschläge gegen die Abschußrampen geführt haben. Sie werden unsere verbleibenden Stützpunkte angreifen. Nach dieser Schlacht hätten wir nur noch wenige strategische Raketen. Sollten die Amerikaner ihre nicht einsetzen, stünden wir waffenlos und nahezu wehrlos da, während sie weiterhin über ihre strategische Einsatzwaffe verfügten. Nehmen wir einmal an, sie schießen ihre Pershings nicht ab, sondern halten sie in der Hinterhand. Dann könnten sie uns wahrscheinlich innerhalb von Minuten vernichten, wann immer sie das nur wünschen.«
Narowtschatows Stimme drang blechern durch die Leitung. »Heißt das, Sie empfehlen, daß wir nicht mit den Amerikanern zusammenarbeiten?«
»Nein, Genosse Erster Sekretär«, sagte Schawirin. »Aber es ist meine Pflicht, Ihnen und dem Vorsitzenden mit schonungsloser Klarheit die Konsequenzen eines solchen Vorgehens darzulegen.«
»Wir haben sehr wenig Zeit«, sagte der Vorsitzende Petrowski. »Der amerikanische Präsident erwartet meine Antwort. Er sagt, die Lage sei verzweifelt. Ich neige dazu, ihm zuzustimmen. Ich muß ihm unsere Entscheidung auf der Stelle mitteilen.«
»Alles hängt von den Pershings ab«, sagte Schawirin. »Sollten die Amerikaner sie nicht abfeuern – aus welchem Grund auch immer –, ist es unwahrscheinlich, daß unsere Raketen die Verteidigungsbarrieren des Feindes durchdringen. Wenn es den Amerikanern gelingt, könnten einige unserer Raketen ihr Ziel erreichen.«
»Genosse Bondarew?« fragte der Vorsitzende. »Was meinen Sie?«
»Möglicherweise ist das unsere letzte Chance. Wenn wir den Amerikanern jetzt nicht helfen, werden sie geschlagen, und wie lange wird es dann dauern, bis Rußland den Außerirdischen in die Hände fällt?«
»Sie empfehlen also?«