»Ich möchte bitte Akademiemitglied Pawel Bondarew sprechen «, sagte Owen. »Ja, Bondarew.« Seine Finger trommelten ungeduldig auf der Tischplatte, »Pawel? Richard Owen aus Hawaii. Äh – ja, natürlich warte ich.« Er bedeckte die Sprechmuschel mit einer Hand. »Mit westlichen Ausländern dürfen die nur reden, wenn sie mindestens zu dritt sind«, sagte er zu Jeanette. »Sogar Leute, die so hoch stehen wie Bondarew. Bewußtseinsspaltung in Reinkultur… Aha, Akademiemitglied Bondarew? Ihre Kollegen sind da? Ausgezeichnet. Professor Richard Owen von der Universität Hawaii. Wir haben hier etwas Interessantes, und ich denke, Sie sollten das auch wissen…«
Pawel Alexandrowitsch Bondarew legte auf und sah nachdenklich zur Zimmerdecke.
»Stimmt das?« Boris Ogarkows breites Bauerngesicht war zu einem fragenden Runzeln zusammengezogen, was ihm ein sehr unangenehmes Aussehen verlieh.
»Ja«, sagte Bondarew abwesend. Boris war der Parteisekretär des Instituts. Ein kaum gebildeter Angehöriger der Arbeiterklasse, der sich seinen Vorgesetzten durch unermüdlichen Einsatz für die Partei empfohlen hatte, obwohl er in keiner Weise brillant war. Er gehörte zu den in eine Machtposition Aufgestiegenen, für die ausschließlich unabdingbare Treue zum System eine Möglichkeit schuf, keine untergeordnete Tätigkeit ausüben zu müssen. Da er wußte, wie wichtig das Institut für die Sowjetunion war, mischte er sich nicht in dessen Aufgaben ein. Statt dessen sorgte er dafür, daß LeninPorträts in allen Arbeitsräumen hingen und daß sich
»Möglich«, gab Andrei Pjatigorski zu bedenken. »Aber falls er sich nun irrt? Wir haben keinerlei Beweise.«
»Das wird sich zeigen«, sagte Bondarew. »Würden Sie mir den Gefallen tun, Andrei, Dr. Nosow am Observatorium anzurufen und ihn zu bitten, daß er seine Leute alle Aufnahmen durchsehen läßt, die in Frage kommen?«
»Gewiß.«
»Vielen Dank. Ich muß wohl nicht eigens betonen, daß Nosow, ganz gleich, was er findet, niemandem gegenüber die Angelegenheit auch nur mit einem Wort erwähnen darf.«
»Ich kann den Parteisekretär am Observatorium anrufen«, bot sich Boris Ogarkow an. »Er wird behilflich sein, die Sache geheimzuhalten.«
Bondarew nickte zum Zeichen des Einverständnisses.
»Aber, Pawel Alexandrowitsch, glauben Sie die Geschichte etwa? Ein Raumschiff von Außerirdischen, das auf die Erde zukommt?« Pjatigorski machte eine hilflose Geste. »Das ist doch völlig unglaubwürdig.«
Bondarew hob die Schultern. »Wenn Sie mir zustimmen, daß er nicht gelogen hat, bleibt uns nur die Wahl, ihm zu glauben. Die Amerikaner sind ausgezeichnet ausgerüstet. In den USA verfügt jedes Observatorium über BlinkKomparatoren und Computer. Das wissen Sie ebensogut wie ich…«
»Wenn wir nur die Hälfte hätten…«, sagte Pjatigorski. Oft genug mußte er selbst zusammenbasteln, was er brauchte, weil dem Institut für die Anschaffung elektronischer und optischer Ausrüstung im Westen keine Devisen zugeteilt wurden. Russische Laboreinrichtungen aber, die nicht für das Militär gebaut waren, funktionierten nicht besonders gut.
Erneut hob Bondarew die Schultern. »Gewiß. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür, warum die Amerikaner es zuerst sehen konnten.«
»Vielleicht hat man es von Kosmograd aus gesichtet«, sagte Boris Ogarkow.
Pjatigorski nickte. »Deren Teleskope sind weit besser als unsere hier.«
»Ich werde mich erkundigen«, sagte Bondarew. Vielleicht bekam er eine Antwort, vielleicht auch nicht. Berichte von den sowjetischen Raumstationen unterlagen strenger Geheimhaltung. Häufig bekam Bondarew sie erst nach Monaten zu Gesicht.
»Wir müßten die Aufnahmen sehen«, sagte Pjatigorski, »sobald sie hereinkommen. Und Sie müßten mit Rogatschow Verbindung aufnehmen und ihm sagen können, wohin er seine Instrumente richten soll.«
»Kann schon sein«, sagte Bondarew. Er sah bedeutungsvoll auf seinen Untergebenen. Andrei Pjatigorski war ein ausgezeichneter Wissenschaftler, aber es dürfte seiner Karriere nicht förderlich sein, vor Boris Ogarkows Ohren die Richtlinien zu kritisieren, nach denen sie arbeiten mußten. Zwar würde Boris das vermutlich nicht weiterberichten, es sich aber bestimmt merken…
»Es ist von entscheidender Bedeutung«, fuhr Andrei hartnäckig fort. »Falls es stimmt, daß die Ankunft Außerirdischer bevorsteht, müssen wir Vorbereitungen treffen.«
»Ist es nicht wahrscheinlich, daß man das in Moskau bereits weiß?« gab Ogarkow zu bedenken. »Vielleicht haben sie es bereits von Kosmograd erfahren.«