»Alles, was wir tun können. Warum mache ich mir denn nur Sorgen?«
Bondarew lächelte ohne ein Zeichen von Spott. »Es gibt keine vergleichbare Situation. Weder die Geschichte noch die Theorie können uns hier weiterhelfen.«
»Ja, so ist es wohl.« Eine Pause trat ein. Nach kurzem Nachdenken sagte Narowtschatow: »Ab morgen geht diese Leitung direkt zum Vorsitzenden. Du wirst uns über sie auf dem laufenden halten.«
»Gewiß.«
»Das ist bereits in die Wege geleitet.«
»Dann bleibt nichts weiter zu sagen.« Bondarew legte auf und sah nachdenklich aus dem Fenster.
»Du hast Angst«, sagte Lorena.
»Ja.«
9. Vorahnungen
Der Weltraum wird auf jeden Fall kolonisiert – wenn auch möglicherweise nicht von uns. Sofern wir den Mut dazu nicht aufbringen, gibt es genug andere Menschen auf diesem Planeten. Vielleicht sprechen die Baumannschaften Chinesisch, Russisch, Suaheli oder Portugiesisch. Für die Errichtung einer Raumstadt braucht man kein ›Gutes altes amerikanisches Fachwissen‹. Die Gesetze der Physik gelten für die anderen ebenso wie für uns.
Die Sitzung war auf neun Uhr vormittags angesetzt, aber noch eine Viertelstunde später trödelten einzelne in den Seminarraum. Einige hatten einen Kater. Zu spät ins Bett gekommen waren alle.
Nun ja, dachte Jenny, sie werden sich eben an den militärischen Tagesablauf gewöhnen müssen. Und wenn sie es nun nicht taten und erreichten, daß sich die Bewohner des Cheyenne Bergs dem Tagesablauf von Science FictionAutoren anpaßten? Bei dieser Vorstellung hätte sie beinahe haltlos losgekichert.
Kaum saßen sie auf ihren Plätzen, sprangen sie wieder auf und standen in Trauben beieinander. Die meisten redeten gleichzeitig. Mit den SFLeuten zu arbeiten war ein Erlebnis besonderer Art. Sie hatten vor nichts und niemandem Achtung, außer möglicherweise vor Mr. Anson.
Sie hatten die letzten Tage damit verbracht, die amerikanischen und sowjetischen Waffensysteme kennenzulernen. Jetzt war es Zeit festzustellen, was über die Außerirdischen bekannt war.
Der Mann mit dem Walroßschnurrbart begann zu sprechen, bevor Jenny den Mund auftun konnte. »Major Crichton, ich vermute, daß die Regierung bei der Kontaktaufnahme mit den Außerirdischen ebensowenig Erfolg hatte wie alle Funkamateure, die das probiert haben?«
»Stimmt. Wir haben es auf jedem vorstellbaren Weg versucht.«
»Und auf einigen, auf die niemand verfallen wäre«, fügte Sherry Atkinson hinzu. Alle lachten, weil sie daran denken mußten, daß der Bürgermeister von San Diego alle Einwohner der Stadt dazu veranlaßt hatte, die Wohnungsbeleuchtung ein- und auszuschalten, während die Stadt genau im Sichtbereich des Raumschiffs lag.
»Ohne Ergebnis«, sagte Jenny. »Unsere exakteste Voraussage ist, daß das Raumschiff übermorgen ankommen wird.
»Als ob es nicht wollte, daß wir hinter seine GAZ kommen«, sagte Curtis.
»GAZ?« fragte Atkinson.
»Geschätzte Ankunftszeit«, sagte Jenny. »Ja, das haben wir auch schon überlegt.«
»Es kann aber auch bedeuten, daß seine Triebwerke nicht ordnungsgemäß funktionieren.« Atkinson sah nachdenklich drein.
»Oder daß den Außerirdischen die Begriffe Zeit und Regelmäßigkeit nicht viel bedeuten.«
»Quatsch«, sagte Curtis. »Als Raumreisende
»Das heißt noch lange nicht, daß sie sie benutzen«, sagte jemand.
Jenny versuchte, sich durch den Lärm hindurch verständlich zu machen. »Lieutenant Sherrad wird zusammenfassen, was wir wissen.« Das allgemeine Gemurmel hörte auf.
Sherrad war ein Berufsoffizier der Marine, der darauf wartete, daß sein Fuß heilte, damit er wieder Borddienst tun konnte. Jenny wußte nicht genau, warum er nach Colorado Springs beordert worden war, aber sie wußte, daß der Admiral etwas von ihm hielt. Sein Vater war ein Schulkamerad Carrells gewesen. Vitamin B schien in der Marine noch verbreiteter zu sein als im Heer.