Da Händeschütteln in einem schwerkraftlosen Raum schwierig sein würde, unternahm Wes gar nicht erst den Versuch dazu. Die Tür der Luftschleuse öffnete sich erneut und ließ Captain Greeley ein. Wieder half der beinlose Kosmonaut beim Abnehmen des Helms. Rogatschow führte die anderen bereits den Korridor entlang, so daß Wes gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zu folgen.
»Dort«, sagte Rogatschow, »wird Ihnen Mitja beim Ablegen Ihrer Raumanzüge helfen und Ihnen anschließend zeigen, wo wir Sie erwarten.« Der Ton in seiner Stimme änderte sich. »Nikolai.«
»Ich komme«, sagte der Beinlose und schob sich hinter Rogatschow.
Das kleine Abteil, in das Wes geführt wurde, war geräumiger, als er erwartet hatte. Es gab darin eine
Mitja sah anders aus als die anderen. Er war klein, fast zwergenhaft, und sein Gesicht wirkte asiatisch, tatarisch. Er sprach unablässig, während er dem Neuankömmling aus dem Raumanzug half. Allerdings verstand Dawson kein Wort davon. Mitja schien etwas Englisch zu verstehen.
Dawson bekam eine Art dunkelblauen Mechanikeranzug. Auf der linken Brustseite stand sein Name in lateinischen und kyrillischen Buchstaben, außerdem war ein Wappen mit dem stilisierten hammerähnlichen Emblem Kosmograds aufgenäht. Es trug einen roten Stern sowie das CCCP der Sowjetunion.
Der Mann lächelte breit, sagte etwas Unverständliches und wartete, bis Wes die Kombination überzog.
Sergeant Ben Mailey war es gewohnt, Besuchergruppen zu führen, und auch bedeutende Leute waren ihm nichts Neues – doch eine Gruppe wie diese hatte er noch nie gesehen. Er hörte auf das unaufhörliche Geplapper hinter sich. Drei Männer und zwei Frauen saßen in einem für eine weit größere Anzahl von Passagieren gebauten Hubschrauber. Vom Gelände in Colorado Springs zum CheyenneBerg war es nur ein LuftHüpfer. Für Mailey ergab die Hälfte dessen, was sie sagten, keinen Sinn.
Er warf einen Blick auf die Liste seiner Fluggäste, zwei Paare und eine einzelne Frau. Der Große, der den Ortskundigen mimte, war Curtis aus Hollywood. Seine Stimme übertönte mühelos den Lärm des Hubschraubers. Nicht nur teilte er den anderen mit, was er über die Gegend wußte, sondern enthüllte auch zahlreiche Geheimnisse des CheyenneBergs, was Mailey gar nicht gefiel. Wie, zum Teufel, war der bloß reingekommen? Denn ›drin‹ mußte er gewesen sein.
Als Curtis eine Pause eintreten ließ, fragte eine dunkelhaarige, hochgewachsene Frau: »Müßten nicht eigentlich wir die Außerirdischen da oben begrüßen?«
»Wer weiß, vielleicht kommt es noch soweit. Jedenfalls ist Wes Dawson schon oben, und er ist begeisterter SFLeser. Er war genau wie Sie beim ersten Vorbeiflug am Saturn dabei, Sherry. Sagt Ihnen das nichts? Der Kongreßkandidat mit Baseballmütze.«
»Nein.«
»Nun ja, er hat sich auf den Bildschirm konzentriert, statt Volksreden zu halten. Erinnern Sie sich jetzt?«
»Ich…«
»Wenn Sie in der Regierung was zu sagen hätten – von wem würden Sie sich dann über Außerirdische informieren lassen? Von uns! Ich würde gern wissen, wer auf den Einfall gekommen ist.«
Das Lachen der grauhaarigen Frau klang angenehm und silberhell. Ihr Mann war nicht in Uniform, aber aus dem Ausweis, den er Mailey gezeigt hatte, war ersichtlich, daß er eine hätte tragen können, obwohl er damit dann wohl der älteste Marineleutnant im Lande gewesen wäre. Er hatte einen kugelrunden Kopf und einen bleistiftschmal gestutzten Schnurrbart. Maileys Liste zufolge handelte es sich bei ihnen um Robert und Virginia Anson aus Santa Cruz. Sie wirkten zu alt für – was auch immer da im Berg vor sich gehen sollte. Mit Sicherheit wußte Mailey nur eins: es gab eine unmittelbare Anweisung des Präsidenten bezüglich dieser neuen Beratergruppe, und so etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.
Sie sollten nicht etwa General Deighton vortragen, der das nordamerikanische Luftverteidigungskommando NORAD befehligte und sich ständig im Berg aufhielt, sondern dem Nationalen Sicherheitsrat.
Anson beugte sich auf seinem Sitz vor, und Mailey bemerkte, daß die anderen aufgehört hatten zu reden und sich ihm zuwandten. »Wir werden es bald sehen«, sagte er.