Читаем Fußfall полностью

Ein zorniger Mann war in die Politik hineingewachsen. Nicht zuletzt dank Wes Dawsons Bemühungen nahmen die Vereinigten Staaten erneut ihr Raumfahrtprogramm auf. Man begann mit Raumfähren oder Raumgleitern, bemühte sich dann um Industrieansiedlungen im All, aber alles ging viel zu langsam.

Wieder setzte der kalte Krieg ein, mit allem, was dazugehörte. In Leitartikeln amerikanischer Zeitungen und in Fernsehkommentaren wurde gefragt: Wozu sollen wir die Russen im Weltraum herausfordern? Es gibt dort nichts. Oder umgekehrt: Die Russen sind so stark, daß man sie gar nicht herausfordern kann. Oder auch: Warum ein Wettrüsten beginnen, das niemand gewinnen kann? Ein Trommelfeuer aus den Medien drohte dem Griff Amerikas nach dem Weltraum ein Ende zu bereiten.

Dann hatte sich ein Fleck am Nachthimmel gezeigt: und nun sah ein mächtiger, entschlossener Politiker bei bester Gesundheit über dreißig Meter Verbindungsleine hinweg auf eine sowjetische Weltraumstation, die er als offizieller Beauftragter seines Landes besuchte.

Es war ein Weg in den Weltraum; aber es wäre verrückt gewesen, ihn so zu planen.

»Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl.« Das sowjetische Besatzungsmitglied erwartete Wes draußen. Er hielt sich an einem Griff neben der Tür der Luftschleuse, denn er schwebte schwerelos. Seine ganze Haltung schien auszudrücken: seht, für einen Sowjetbürger ist das leicht. Wir besitzen die nötige Erfahrung.

Wes Dawson konnte hinter dem getönten Helmvisier Ed Gillespies Gesichtsausdruck nicht erkennen. Ed wartete.

»Mir geht es blendend! Blendend!« Wes blieb unsicher in der Luftschleuse stehen. Zwar war der Weltraum wunderbar, aber auch von einschüchternder Größe! Wes war beschwingt, und so klang auch seine Stimme.

»Gut.« Der Kosmonaut schob etwas in Dawsons Handschuh, das einer Zange ähnelte; das andere Ende lag bereits um die Leine geschlossen. »Wenn Sie dann bitte kommen wollen…«

Wes faßte den Griff und schob sich langsam hinaus. Ed Gillespie tauchte neben ihm auf. Er sagte zwar nichts, aber dennoch war Wes dankbar: ein vertrauter Mensch in dieser seltsamen und großartigen Welt.

Erneut wurde die Luftschleuse aktiviert, und Greenley kam heraus. Auch ihm gab der Kosmonaut einen Leinengreifer. »Seien Sie unbesorgt, Ihnen kann nichts passieren. Sie müssen nur springen. Sobald Sie sich unserer Luftschleuse nähern, drücken Sie fest auf den Griff, dann setzt die Reibung die Geschwindigkeit herab.« Der Akzent des Russen war trotz der Übertragung der Stimme durch die Funkanlage des Raumanzugs unverkennbar.

»Prima.« Das meiste hatte man ihnen zwar in Demonstrationen am Boden vorgeführt, aber es war doch nicht dasselbe.

»Jetzt sind Sie auf sich allein gestellt«, sagte Ed Gillespie. »Auf Wiedersehen in Houston.« Er verabschiedete sich mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen und stieg zurück in die Luftschleuse.

»In Ordnung. Grüßen Sie Linda von mir.« Wes sprach mechanisch. Er sah auf den Kosmonauten und holte tief Luft.

Der Russe sprang.

Dawson wartete, bis er auf der anderen Seite angekommen war, erst dann sprang er auch. Es kostete Überwindung, immerhin fiel er ja bereits. Ein guter Sprung… Vielleicht hatte er sich etwas zu heftig abgestoßen… Die Schleuse näherte sich rasch… Der Fall verzögerte sich überhaupt nicht! Dawson bremste zu früh und blieb in einer gewissen Entfernung von der Luftschleuse in der Luft hängen.

Von hinten prallte Captain Greeley auf ihn, ein massiger Mann, der sich in jungen Jahren Lorbeeren als Spielmacher im Football erworben hatte. Seine muntere Stimme klang in Wes’ Kopfhörer etwas dünn. »Keine Sorge, Sir. Lockern Sie einfach den Griff ein bißchen.« Wes befolgte den Rat, gab die Leine frei und ließ sich von Greeley in die Luftschleuse bugsieren.

Hinter der Schleuse wurden sie von mehreren Besatzungsmitgliedern erwartet. Unter ihnen war eine Frau von etwa Mitte Vierzig. Ein Beinloser trieb auf Wes zu und half ihm mit kundiger Hand, den Helm abzunehmen. Niemand sprach.

»Hallo!« sagte Wes.

»Hallo«, brummelte die Frau.

Die Schleuse öffnete sich, und der Kosmonaut kam herein. Der Beinlose half auch ihm, seinen Helm zu öffnen. Der Kosmonaut lächelte breit. »Willkommen auf Kosmograd. Ich bin Rogatschow.«

»Ah! Vielen Dank«, sagte Wes. »Ich hatte nicht damit gerechnet, daß mich der Kommandant persönlich an Bord geleiten würde…«

»Ich geh gern nach draußen«, sagte Rogatschow. »Hab sowieso viel zu selten Gelegenheit dazu.«

Die anderen wirkten jetzt freundlicher.

»Ich stelle Ihnen rasch die Genossen vor«, sagte Rogatschow. »Wenn wir die Anzüge abgelegt haben, können wir Sie richtig willkommen heißen. Die Erste Stellvertretende Kommandantin Aljana Alexandrowna Tutsikowa. Stellvertretender Kommandant Dmitri Parfenowitsch Gruschin. RaumstationsIngenieur Ustinow.«

Alle drei standen nebeneinander, die Tutsikowa war Dawson am nächsten. Für sein ungeschultes Auge sahen sie alle typisch russisch aus. Im Gang befanden sich weitere Besatzungsmitglieder, einschließlich des Beinlosen, sie aber wurden nicht vorgestellt.

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