Weitere Wissenschaftler äußerten sich: »… möglicherweise der größte Krater im Sonnensystem, im Verhältnis zum Himmelskörper, auf dem er sich befindet…«
»Es gibt keinen Janus. Wo wir ihn vermuteten, sind zwei Monde, coorbital, das heißt, sie haben dieselbe Umlaufbahn und wechseln bei jedem Durchgang die Plätze. Ja, wir wissen schon seit einer ganzen Weile, daß diese Umlaufbahnen denkbar waren. Es ist eine Standardprüfungsfrage in der Himmelsmechanik. Wir haben nur einfach nie etwas in der Art im Universum gefunden.«
Brooks notierte sich Einzelheiten dazu; sicherlich war es eine Erwähnung wert – Janus, der innerste Mond des Saturn, benannt nach dem doppelgesichtigen römischen Gott der Ein- und Durchgänge.
Er flüsterte das Linda zu, die zustimmend nickte. Auch die Wilson schrieb etwas.
»Die Speichen der Ringe gehen allem Anschein nach auf winzige Teilchen zurück, etwa in der Größe der Wellenlänge des Lichts. Der Prozeß scheint oberhalb des Ringes stattzufinden und nicht in ihm selbst.«
Speichen zwischen den Ringen! Die müßten eigentlich durch die Rotation der Ringe verschwinden, da sich die inneren rascher bewegten als die äußeren,
Doch die Pressekonferenz bot weit mehr, als Brooks erwartet hatte. Im Vergleich zu früheren Interviews mit Naturwissenschaftlern fiel ihm hier auf, daß keine Antworten kamen.
»Wir wissen nicht, was das bedeutet.«
»Wir möchten darüber noch nichts sagen.«
»Je mehr Daten wir von
»Wenn wir mit den Zahlen ein bißchen herumspielen, können wir ziemlich genau erklären, warum die Cassinische Teilung so viel größer ist, als sie sein müßte.« Effektvolle Pause. »Natürlich erklärt das nicht die fünf schwach erkennbaren Ringe.«
»Hätte ich eine Liste mit allem aufstellen müssen, was wir
»Und ineinander verflochtene Ringe, Brad?«
»Völlig undenkbar.«
Brooks hatte den Eindruck, daß alle auf dem Podium glücklich wirkten. Lustig ging es zu. Wenn er nicht über genug Hintergrundwissen verfügte, um das alles zu verstehen, wer dann?
Jemand von der Presse wollte wissen: »Habt ihr noch mehr über die Speichen? Ich hatte gedacht, daß das gegen die Gesetze der Physik verstößt.«
David Morrison von der Universität Hawaii beantwortete das: »Ich bin sicher, daß die Ringe alles richtig machen. Wir verstehen es bloß noch nicht.« Brooks notierte sich den Satz.
»Ich wäre jetzt gern mit dir in einem Motelzimmer«, sagte Roger. Sie spazierten über das Gelände des JPL: Rasen, Springbrunnen, fernöstlich wirkende Steingärten, eine Brücke, alles recht hübsch.
»Das ist viele Jahre her«, sagte Linda, »aus und vorbei.«
»Sicher?«
»Ja, Roger, ganz sicher. Sei lieb. Du hast es versprochen. Ich möchte nicht, daß es mir leid tut, mitgekommen zu sein.«
»Natürlich bin ich lieb«, sagte Roger. »Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen. Und ich freue mich, daß du mit Edmund glücklich bist.«
Bin ich das? überlegte Linda. Natürlich, sogar sehr –
Sie lächelte breit.
»Nun?« wollte Roger wissen.
»Nichts.«
Das Mittagessen fand in der Kantine des JPL statt. Roger und Linda wurden an den Tisch der Science FictionAutoren gebeten. Die wußten auch nicht mehr als er. Aber das Ganze schien ihnen dennoch richtig Spaß zu machen.
Falls der Saturn Geheimnisse hatte, so gab er sie nicht preis. Sonderbar, daß die Autoren keine vernünftige Erklärung für die seltsamen Bilder mit den ineinander verflochtenen Ringen wußten.
Irgendwann rief Linda zu jemandem hinüber: »Nanu, Wes. Daß du auch hier bist…«
Der Angesprochene war schlank, athletisch gebaut und trug eine ausgebleichte BaseballMütze. Linda stellte ihn den Anwesenden vor. »Wes hat Carlotta geheiratet«, sagte sie zu Roger. »Du erinnerst dich doch an Carlotta Trujillo, meine beste Freundin im College.«
»Klar«, sagte Roger. »Wie geht’s?«
Einer der Autoren sah nachdenklich drein. »Wes Dawson… Bewerben Sie sich nicht um Craig Hosmers Sitz im Repräsentantenhaus?«
»Ja.«
»Wes war schon immer für das Raumfahrtprogramm«, sagte Linda. »Vielleicht gebt ihr Jungs ihm eure Stimme.«