»Ja«, sagte Harry,»ich brauche -«
»Aus dem Weg«, sagte der Verkäufer ungeduldig und schob Harry beiseite. Er zog ein Paar sehr dicker Handschuhe an, packte einen großen, knotigen Wanderstock und ging auf den Käfig mit den Monsterbüchern zu.
»Warten Sie«, sagte Harry rasch,»ich hab schon eins von denen.«
»Ach ja?«Auf dem Gesicht des Verkäufers machte sich gewaltige Erleichterung breit.»Dem Himmel sei Dank, ich bin heute Morgen schon fünfmal gebissen worden.«
Ein lautes Ratschen erfüllte die Luft; zwei der Monsterbücher hatten ein drittes geschnappt und rissen es auseinander.
»Aufhören! Aufhören!«, rief der Verkäufer, stocherte mit dem Wanderstock durch die Käfigstäbe und trieb die Bücher auseinander.»Die bestell ich nie wieder, nie! Es ist die Hölle! Ich dachte schon, es könne nicht mehr schlimmer kommen, als wir zweihundert Exemplare von dem Titel Das Unsichtbare Buch der Unsichtbarkeit hier hatten – hat ein Vermögen gekostet und wir haben sie nie gefunden… Nun… kann ich dir weiterhelfen?«
»Ja«, sagte Harry und sah auf die Bücherliste.»Ich brauche Die Entnebelung der Zukunft von Kassandra Wablatschki.«
»Ah, verstehe, ihr fangt mit Wahrsagen an«, sagte der Verkäufer, zog die Handschuhe aus und führte Harry in den hinteren Teil des Ladens, in eine Ecke mit lauter Büchern über das Wahrsagen. Auf einem kleinen Tisch stapelten sich Werke wie Die Vorhersage des Unvorhersagbaren: So schützen Sie sich vor Schocks und Zerbrochene Träume: Wenn sich das Schicksal wendet.
»Bitte schön«, sagte der Verkäufer, der auf eine kleine Stehleiter geklettert war und ein dickes, schwarz gebundenes Buch heruntergeholt hatte.»Die Entnebelung der Zukunft. Sehr guter Überblick über alle grundlegenden Methoden des Wahrsagens – Handlesekunst, Kristallkugeln, Vogeleingeweide -«
Doch Harry hörte ihm gar nicht mehr zu. Sein Blick war auf ein anderes Buch gefallen, das auf einem kleinen Tisch auslag: Omen des Todes – Was tun, wenn Sie wissen, daß das Schlimmste bevorsteht.
»Oh, das würde ich an deiner Stelle lieber nicht lesen«, sagte der Verkäufer beiläufig, als er Harrys Blick folgte,»sonst fängst du noch an, überall Vorzeichen des Todes zu sehen, und das kann einem wirklich Todesangst einjagen.«
Doch Harry wandte den Blick nicht vom Umschlag des Buches; darauf abgebildet war ein Hund, groß wie ein Bär und mit glühenden Augen. Er kam ihm unheimlich bekannt vor…
Der Verkäufer drückte Harry Die Entnebelung der Zukunft in die Hand.
»Noch was?«, sagte er.
»Ja«, sagte Harry, wandte den Blick mühsam von den Augen des Hundes ab und zog verwirrt seine Bücherliste zu Rate.»Ähm – ich brauche Verwandlung: Die Zwischenstufen und Das Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 3.«
Zehn Minuten später kam Harry mit seinen neuen Büchern unter den Armen aus Flourish amp; Blotts. Gedanken versunken und hie und da jemanden anrempelnd schlenderte er zum Tropfenden Kessel zurück.
Er stapfte die Treppe zu seinem Zimmer empor, ging hinein und warf die Bücher aufs Bett. jemand war da gewesen, um zu putzen; die Fenster standen offen und Sonnenlicht flutete herein. Harry hörte die Busse auf der Muggelstraße, die er nicht besucht hatte, vorbeirollen und den Lärm der unsichtbaren Menge unten in der Winkelgasse. Im Spiegel über dem Waschbecken sah er sich ins Gesicht.
»Es kann kein Todesomen gewesen sein«, erklärte er trotzig seinem Spiegelbild.»Ich hab einfach Panik gekriegt, als ich dieses Ding im Magnolienring gesehen habe… wahrscheinlich war es bloß ein streunender Hund…«
Wie von selbst hob er die Hand, um sein Haar zu glätten.
»Ein aussichtsloser Kampf, mein Lieber«, sagte der Spiegel mit pfeifender Stimme.
Die Tage glitten dahin und Harry begann auf Schritt und Tritt nach Zeichen von Ron und Hermine Ausschau zu halten. Das neue Schuljahr nahte, und jetzt kamen eine Menge Hogwarts-Schüler in die Winkelgasse. Harry traf Seamus Finnigan und Dean Thomas, seine Mitschüler aus dem Haus der Gryffindors. Auch sie standen mit sehnsüchtigen Augen vor Qualität für Quidditch und bestaunten den Feuerblitz. Vor Flourish amp;Blotts stieß er auf den echten Neville Longbottom, einen rundgesichtigen, vergeßlichen Jungen. Harry hielt nicht an, um ein Pläuschchen zu halten; Neville schien seine Bücherliste verlegt zu haben und wurde gerade von seiner recht stattlichen Großmutter zur Schnecke gemacht.
Am letzten Ferientag wachte Harry mit dem Gedanken auf, morgen im Hogwarts-Express würde er endlich Ron und Hermine treffen. Er stand auf, zog sich an, ging hinaus, um einen letzten Blick auf den Feuerblitz zu werfen, und fragte sich gerade, wo er zu Mittag essen sollte, als jemand seinen Namen rief Er drehte sich um.
»Harry! Harry!«
Da saßen sie, alle beide, vor Fortescues Eissalon; Ron sah unglaublich sommersprossig aus, Hermine war ganz braun gebrannt, und beide winkten ihm begeistert zu.
Harry setzte sich zu ihnen.»Endlich!«, sagte Ron und grinste Harry an.»Wir waren im Tropfenden Kessel, aber sie meinten, du seist ausgegangen, und dann sind wir zu Flourish amp;Blotts und zu Madam Malkins und -«