Harry fühlte das Blut in seinen Kopf steigen und hörte ein pochendes Geräusch in seinen Ohren. Er erzählte also»böse, abstoßende, Aufmerksamkeit heischende Geschichten?«
Sie beobachtete ihn mit leicht seitlich gelegtem Kopf, immer noch breit lächeld, als ob sie genau wüsste, was er dächte, und abwartend, ob er wieder anfangen würde zu schreien. Mit einer enormen Anstrengung schaute Harry von ihr weg, legte seine Schultasche neben den geradlehnigen Stuhl und setzte sich.
»Aha,«sagte Umbridge süß,»wir werden besser in der Kontrolle unseres Temperaments, nicht wahr? Jetzt wirst du etwas für mich schreiben, Potter. Nein, nicht mit deiner Feder,«fügte sie hinzu, als Harry sich niederbeugte, um seine Tasche zu öffnen.»Du wirst eine ganz besondere von mir benutzen. Hier ist sie.«
Sie übergab ihm eine lange, dünne, schwarze Feder mit einer ungewöhnlich scharfen Spitze.
»Ich möchte, daß du schreibst:
»Wie oft?«fragte Harry, mit einer glaubwürdigen Imitation von Höflichkeit.
»Oh, so lange es braucht, bis die Botschaft
Sie ging zu ihrem Schreibtisch, setzte sich und beugte sich über einen Stapel Pergamente, der aussah wie ein Stoß zu korrigierender Aufsätze. Harry ergriff die scharfe schwarze Feder, dann merkte er was fehlte…»Sie haben mir keine Tinte gegeben,«sagte er.
»Dur wirst keine Tinte brauchen,«sagte Professor Umbridge, mit der unschuldigsten Andeutung eines Lachens in ihrer Stimme.
Harry setzte die Spitze der Feder auf das Papier und schrieb:
Er stieß ein schmerzliches Keuchen aus. Die Wörter erschienen auf dem Pergament in einer Farbe, die rote Tinte zu sein schien. Zur selben Zeit erschienen sie auf Harrys rechter Hand, in seine Haut eingeschnitten als seien sie dort von einem Skalpell mitverfolgt worden – doch während er noch auf den leuchtenden Schnitt starrte heilte die Haut schon wieder, den Fleck an dem sie gestanden hatte ein wenig röter zurücklassend als zuvor, jedoch ganz glatt.
Harry schaute auf Umbridge. Sie beobachtete ihn, ihren breiten krötenartigen Mund zog ein Lächeln breit.
»Ja?«
»Nichts,«sagte Harry ruhig.
Er blickte zurück auf das Pergament, setzte die Feder noch einmal auf, schrieb
Und es ging immer so weiter. Wieder und wieder schrieb Harry die Worte auf das Pergament, und zwar nicht mit Tinte, wie er bald erkannte, sondern mit seinem eigenen Blut. Und wieder und wieder wurden die Worte in seinen Handrücken eingeschnitten, verheilten und erschienen erneut, wenn er das nächste Mal die Feder auf das Pergament setzte.
Vor Umbridge«s Fenster senkte sich die Dunkelheit nieder. Harry fragte nicht, wann er aufhören dürfe. Er schaute nicht einmal auf seine Uhr. Er wußte, sie beobachtete ihn auf Zeichen von Schwäche und er würde keines zeigen, nicht einmal wenn er die ganze Nacht hier sitzen müsste, seine eigene Hand mit dieser Feder aufschneidend…
»Komm her,«sagte sie, wie es schien nach Stunden.
Er stand auf. Seine Hand brannte schmerzhaft. Als er sie ansah, bemerkte er, daß die Schnitte verheilt waren, aber die Haut war an dieser Stelle rot und wund.
»Deine Hand,«sagte sie.
Er streckte sie aus. Sie nahm sie in ihre eigene. Harry unterdrückte einen Schauder, als sie ihn mit ihren dicken, stummeligen Fingern, an denen sie eine Anzahl häßlicher alter Ringe trug, berührte.
»Ts, ts, ich scheine noch keinen großen Eindruck gemacht zu haben,«sagte sie lächelnd.»Nun gut, wir müssen es eben morgen Abend noch einmal versuchen, nicht wahr? Du kannst gehen.«
Harry verließ ihr Büro ohne ein Wort. Die Schule war völlig verlassen; es war sicherlich nach Mitternacht. Er spazierte langsam den Korridor entlang, und, nachdem er um die Ecke war und sicher, daß sie ihn nicht mehr hörte, verfiel er ins Rennen.
Er hatte keine Zeit gehab, den Verschwinde-Zauber zu üben, keinen einzigen Traum in sein Traumtagebuch geschrieben und die Zeichnung des Bowtruckle (BogenKreacher) nicht beendet, noch hatte er seine Aufsätze geschrieben. Er ließ das Frühstück am nächsten Morgen sausen um ein paar erfundene Träume für Wahrsagen, ihrer ersten Stunde, hin zu schmieren, und war überrascht, einen zerzausten Ron vorzufinden, der ihm Gesellschaft leistete.
»Wie kommt es daß du das nicht gestern Abend gemacht hast?«fragte Harry, während Ron im Gemeinschftsraum planlos nach einer Eingebung herumstierte. Ron, der fest geschlafen hatte, als Harry in den Schlafsaal zurückkehrte, murmelte etwas von»hatte anderes zu tun,«beugte sich tief über sein Pergament und kritzelte ein paar Worte.