»Naja eigentlich… nicht, Ron,«sagte Hermine mit einem schweren Seufzer, legte ihre Bücher zu Boden und sah Ron entschuldigend an.»Tatsächlich haben Harry und ich von dem Spiel nur Davies erstes Tor gesehen«
Rons sorgfältig gekräuseltes Haar schien vor Enttäuschung zu verwelken.»Ihr habt nicht zugesehen,«sagte er schwach, vom einen zum anderen guckend.
»Ihr habt keine meiner Glanzparaden gesehen?«
»Naja – nein,«sagte Hermine und streckte ihm beschwichtigend eine Hand entgegen.»Aber Ron… wir wollten nicht gehen, wir mußten.«
»Ja?«sagte Ron, dessen Gesicht ziemlich rot wurde,»warum?«
»Es war Hagrid,«sagte Harry,»er hatte sich entschieden uns zu erzählen woher seine ständigen Verletzungen kommen seit er von den Riesen zurück ist. Er wollte, daß wir mit ihm in den Wald kommen. Wir hatten keine Wahl, du weißt ja wie er ist! Jedenfalls…«
Die Geschichte war in fünf Minuten erzählt. Am Ende war Rons Entrüstung gewichen. Stattdessen sah man ihm nun deutlich an, daß er ihnen nicht glaubte…»Er hat einen mitgebracht und ihn im Wald versteckt?«
»Genau,«sagte Hermine grimmig.
»Nein…,«sagte Ron als wenn das an der Wahrheit etwas ändern würde,»Nein, das kann er nicht getan haben.«
»Hat er aber,«sagte Hermine fest,»Grawp ist etwa 16 Fuß groß, liebt er 20-Fuß-hohe Tannen auszureißen und kennt mich«- sie schnaubte -»als Hermy.«
Ron gab einen nervösen Lacher von sich.
»Und Hagrid möchte das wir…«
»ihm Englisch beibringen, genau!«saget Harry.
»Er hat sein Gedächtnis verloren?«sagte Ron mit schüchterner Stimme.
»Ja!,«sagte Hermine gereizt, wobei sie eine Seite von»Verwandlungen – die Zwischenstufen«umblätterte und wütend eine Serien von Bildern betrachtete, die zeigten wie eine Eule langsam zu einem Opernglas wurde.
»Ja! Langsam denke ich, das hat er. Aber unglücklicher Weise, haben Harry und ich es versprochen«
»Okay, ihr müsst nicht weiter tun, als euer Versprechen zu brechen, das ist alles,«sagte Ron bestimmt.»Ich meine, nun kommt schon… wir haben Prüfungen und wir sind jetzt schon nur noch etwa so weit«- er hob seine Hand um zu zeigen, daß sein Daumen und sein Zeigefinger sich fast berührten -»davon entfernt, rausgeschmissen zu werden. Und außerdem… erinnert ihr euch an Norbert? Und an Aragog? Was hat es uns jemals gebracht, wenn wir uns mit einem von Hagrids Monster-Freunden eingelassen haben?«
»Ich weiß, es ist nur – wir haben es – versprochen,«sagte Hermine mit dünner Stimme.
Ron strich noch einmal in Gedanken versunken sein Haar glatt. Er seufzte,»Hagrid ist bis jetzt nicht entlassen, oder? Er hat bis jetzt gewartet, vielleicht kann er auch bis zum Ende des Schuljahres warten und müssen überhaupt nicht zu Grawp gehen.«
Das Schlossgelände schimmerte im Sonnenlicht als währe es frisch gestrichen worden. Der wolkenlose Himmel spiegelte sich in der glatten funkelnden Oberfläche des Sees. Der Satingrüne Rasen schlängelte sich gelegentlich in einer leichten Brise. Der Juni war gekommen, aber die Fünfklässler hieß das nur eins: Die ZAGs standen an.
Die Lehrer gaben ihnen keine Hausaufgaben mehr; der Unterricht war der Wiederholung der Themen gewidmet, von den die Lehrer glaubten, daß sie wahrscheinlich in den Prüfungen drankämen. Diese zielgerichtete, fieberhafte Atmosphäre vertrieb fast alles andere, außer der ZAGs, aus Harrys Kopf, trotzdem fragte er sich manchmal während des Zaubertrankunterrichtes ob Lupin Snape jemals gesagt hat, daß dieser ihn unbedingt weiterhin in Occlumantie unterrichten muß. Wenn er das hatte, dann Snape Lupin genauso völlig ignoriert wie er jetzt Harry ignorierte. Das passte Harry sehr gut; er war auch ohne Extraunterricht mit Snape beschäftigt und angespannt genug, und zu seiner Erleichterung war Hermine in diesen Tagen viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt um ihn mit Occlumantie zu belästigen. Sie verbrachte die meiste Zeit damit, vor sich hin zu murmeln und hatte sich seit Tagen nicht mehr mit Elfenkram beschäftigt.
Sie war nicht die einzige, die sich seltsam verhielt, als die ZAGs stetig näher rückten. Ernie Macmillian hatte die ärgerlich Angewohnheit entwickelt, die anderen über ihre Wiederholungsgewohnheiten auszufragen.
»Wie viel Stunden glaubt ihr, werdet ihr pro Tag machen?«fragte er Harry und Ron als sie draußen in einer Reihe auf Kräuterkunde warteten mit einem manischen glimmen in seinen Augen.
»Weiß«nicht,«sagte Ron,»einige.«
»Mehr oder weniger als acht?«
»Weniger denke ich,«sagte Ron und sah leicht beunruhigt aus.
»Ich mache acht,«sagte Ernie mit schwellender Brust.»Acht oder neun. Ich beginne täglich schon eine Stunde vor dem Frühstück. Acht ist mein Durchschnitt. An einem guten Wochenendtag auch schon mal zehn. Am Montag waren es neuneinhalb Stunden. Am Dienstag war ich nicht so gut – nur siebeneinviertel. Dann am Mittwoch -«
Harry war sehr dankbar, daß Professor Sproud sie in diesem Moment in Gewächshaus drei führte und damit Ernies Vortrag unterbrach.
Inzwischen hatte Draco Melfoy einen anderen Weg gefunden Panik zu verbreiten.