Читаем Headhunt - Feldzug der Rache: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (Ein Fall für Special Agent Pendergast 17) (German Edition) полностью

Der Mann mit dem Fernglas war sich deutlich bewusst, dass es sich dabei um ein Trugbild handelte.

Er betrachtete durchs Fernglas das Grundstück, die Stockwerke des Hauses und die Fenster und prägte sich jedes Detail ein. Von seiner Position aus war zwar nur das Erdgeschoss zu erkennen, doch der Grundriss des Hauses war ihm bis in alle Einzelheiten vertraut; er hatte ihn sich aus der absurd offenen und ungeschützten zentralen Computeranlage von Cutter Byquist, dem Promi-Architekten, der das Haus entworfen hatte, besorgt. Dazu CAD-CAM-Diagramme der Bauzeichnungen, Pläne der mechanischen und elektrischen Anlagen, Pläne zum Sicherheitssystem, den Rohrleitungen, ja sogar der Musikanlage. Der Besitzer war ein altmodischer Mensch, der nicht auf Elektronik setzte, sondern auf ausgebildete, gut bezahlte Personen, von denen viele als südafrikanische Soldaten in Sondereinheiten des berüchtigten und inzwischen aufgelösten 8. Aufklärungskommando-Regiments gedient hatten.

In ihrem fünfundfünfzigjährigen Leben hatte sich die Zielperson, der dieses festungsähnliche Anwesen gehörte, viele, viele bedeutende Feinde gemacht. Es gab mehrere Personen und Organisationen, die ihn sehr gern töten würden, entweder aus Rache, um ihn zum Schweigen zu bringen, oder einfach nur, um eine Botschaft zu senden. Daher war sein Anwesen gegen jede Form des Eindringens gut geschützt.

Nach einigen Minuten, in denen er das Anwesen ausgekundschaftet hatte, spürte der Mann in der Hosentasche das leise, schnelle Vibrieren seines Mobiltelefons. Die erste Erinnerung von vielen derartigen Erinnerungen in festgelegten Abständen.

Jetzt begann die Operation.

Er hatte die Details mit militärischer Präzision ausgearbeitet, bis auf die Sekunde. Natürlich rechnete er mit dem Unerwarteten – und war deshalb darauf vorbereitet. Doch es gefiel ihm jedes Mal aufs Neue, zu Beginn einem Zeitplan zu folgen, bei dem alle Schritte, die er machte, alle Aktionen sorgfältig aufeinander abgestimmt waren.

Er nahm das Fernglas von den Augen, steckte es in seinen Rucksack und überprüfte die Glock, das SOG-Messer, das GPS-Gerät. Noch hatte er es nicht eilig. Für diese Einleitungsphase sah der Plan eine langsame, methodische Herangehensweise vor. Später, zum Schluss hin, musste alles sehr schnell gehen. Das lag an der einzigen Schwachstelle in seinem Plan: Die Zielperson verfügte über einen Panikraum zwischen seinem Schlafzimmer und dem seiner Frau. Sollte vorzeitig ein Alarm ausgelöst werden, würde die Zielperson Zeit haben, in den Raum zu flüchten – und die Operation müsste beendet werden. Allem Anschein nach war der Panikraum uneinnehmbar. Dieser stellte das einzige komplexe technische Element in einem ansonsten simplen System dar. Neben den hochmodernen elektronischen Schlössern verfügte der Raum über mehrere Bolzenschlösser. Auch hier der altmodische Ansatz – ein Bolzenschloss ließ sich nicht hacken.

Jetzt ging der Mann langsam den Strand hinauf, wobei er sich im Schatten bewegte. Kurz darauf befand er sich im Dünengürtel. Er trug ein Outfit aus eng anliegender schwarzer Seide, die freien Hautpartien waren mit Schminke geschwärzt. Er hatte für die Operation eine mondlose Nacht an einem Wochentag Ende Dezember ausgewählt. Der Strand und die Stadt waren menschenleer.

Geräuschlos bewegte er sich in dem Dünengürtel, wobei er sich in den Senken hielt, bis er zum höheren Gelände gelangte, das zu dem Anwesen führte. Ein mit Gestrüpp bewachsener Hang endete vor einer drei Meter hohen Mauer mit einer Reihe spitzer Eisenstifte obendrauf, welche die Grundstücksgrenze markierte. Auf der anderen Seite befand sich eine dichte Buchsbaumhecke, die einen lang gestreckten, kurz geschnittenen Rasen umgab, der zum Vordereingang der Villa führte.

Er strich mit der Hand über die Mauer. Der raue Naturstein bot einem erfahrenen Freeclimber, so wie er es war, genügend Halt für Hände und Füße, um daran hinaufklettern zu können. Er wartete auf das zweite Vibrationssignal, und als es kam, erklomm er mit ein paar einfachen Bewegungen die Mauer. Er wusste, dass die Eisenstifte mehr zur Abschreckung als zum Schutz dienten und an der Oberseite ein unsichtbarer Infrarot-Unterbrechungsstrahl verlief, der zur Überwachung der Grundstücksgrenze diente.

Als er über die Mauer kletterte, sorgte er dafür, dass er diesen Strahl unterbrach.

Auf der anderen Seite sprang er, im sichtgeschützten Bereich zwischen der Hecke und der Innenseite der Mauer, auf den Boden. Dort, in einer dunklen Ecke, unsichtbar im tiefen Schatten, ging er in die Hocke und wartete. Durch Lücken in der Hecke waren die weite Rasenfläche und die Fassade des Hauses gerade noch zu erkennen. Das Licht aus den Fenstern spendete, neben einigen geschmackvoll angeordneten Strahlern, so viel Umgebungslicht, dass die Rasenfläche erhellt wurde. Dieses Licht war Fluch und Segen zugleich.

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