Kurz darauf hörte er auf der gegenüberliegenden Seite zwei Wachleute mit einem Hund über den Rasen kommen. Das neuerliche Vibrieren seines Mobiltelefons markierte ihre Ankunftszeit. Sie waren sozusagen pünktlich auf die Minute. Seine gründlichen Planungen hatten sich als richtig erwiesen. Er wusste, dass Outdoor-Infrarot-Unterbrechungsstrahlen wie diese immer mal wieder von Vierbeinern und Vögeln verursachte Fehlalarme auslösten. Das würde vermutlich auch bei diesem Strahl der Fall sein. Doch um sicherzugehen, hatte er in den vorhergehenden Nächten in unregelmäßigen Abständen ein kleines, beschwertes Stück Segeltuch auf die Mauer geworfen und es zurückzogen, um auf diese Weise den Strahl an genau dieser Stelle zu unterbrechen, was dann auch die gleiche routinemäßige Suchaktion auslöste, die er auf den jetzigen Zeitpunkt festgelegt hatte.
Er konnte das Hecheln des Hundes hören, während sich die Gruppe der Hecke näherte, und das aufgebrachte Gemurmel der beiden Männer. Normalerweise waren Soldaten von Sonderkommandos darin geschult, nicht zu reden und lediglich per Handsignal zu kommunizieren. Nicht nur das: Er roch sogar Zigarettenrauch.
Diese Männer waren nachlässig geworden.
»Hoffentlich erwischt Scout diesmal das kleine Viech«, sagte einer der Männer.
»Jaa, is’ wahrscheinlich wieder so ’n blödes Eichhörnchen.«
Plötzlich winselte der Hund. Der hatte es gerochen.
Einer der Männer sagte zu dem Hund: »Scout, hol’s dir. Los,
Die Männer machten den Hund von der Leine los, und er stürmte durch die Lücke in der Hecke – lief geradewegs auf ihn zu, kein Bellen, keine Warnung, ein Hund, der aufs Töten abgerichtet war. Er wappnete sich und stellte sich dem Hund offen entgegen, als dieser auf ihn zusprang. Mit einem Streich seines SOG-Messers durchtrennte er dem Tier Kehle und Luftröhre. Es röchelte, versetzte ihm im Fallen einen Streifhieb und stürzte direkt vor ihm auf den Boden.
»Hey – hast du das gehört?«, fragte einer der Männer leise. »Scout? Scout? Komm zurück, Scout.
Stille.
»Was zum Teufel?«
»Scout,
»Sollen wir Unterstützung anfordern?«
»Noch nicht, verdammt noch mal. Er ist wahrscheinlich losgestürmt und jagt das Eichhörnchen. Ich geh da mal rein und sehe nach.«
Er hörte, dass der erste Wachmann sich geräuschvoll in die Hecke drängelte.
Immer noch im Dunkeln ging er in die Hocke, bereit, loszuspringen. Als der lärmende Tölpel näherkam, sprang er auf, stach ihm das SOG in den Hals und riss es zur Seite, wodurch er die Luftröhre des Opfers durchtrennte, bevor es auch nur einen Laut von sich geben konnte. Noch während der Mann mit dem Gesicht nach unten zu Boden stürzte, stieß er ihn mit der Schulter beiseite und rannte los. Er stürmte durch die Hecke wie ein Linebacker, brach daraus hervor und stürzte sich auf den zweiten Mann, der rund drei Meter entfernt im Freien stand und noch immer seine Zigarette rauchte. Der Wärter schrie auf, griff nach seiner Handfeuerwaffe und schaffte es gerade noch, sie teilweise aus dem Holster zu ziehen, ehe ihm der Eindringling im Sprung mit dem SOG die Kehle durchtrennte. Der Wachmann fiel auf den Rücken und der Mann auf ihn, wobei ihm das arterielle Blut seines Opfers ins Gesicht spritzte. Die Waffe schlitterte auf dem Rasen davon, ohne dass ein Schuss daraus abgegeben worden war.
Der Mann lag auf dem Leichnam, der noch einige Sekunden lang zuckte, ehe er sich nicht mehr rührte. Er wartete, reglos und lauschend. Die Aktion hatte in rund hundert Metern Entfernung vom Haus stattgefunden, und er war weit genug entfernt, dass man ihn in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Niemand dürfte den erstickten Schrei des Mannes gehört haben. Eigentlich müssten die am Haus und auf dem Grundstück installierten Unterbrechungsstrahlen bei einem allgemeinen Alarm oder Einbruchsversuch reagieren, doch nichts geschah.
Nachdem sich der Eindringling vergewissert hatte, dass kein Alarm ausgelöst worden war, erhob er sich von dem toten Wachmann. Er hockte sich hin, durchsuchte die Leiche, nahm ihr ein Funkgerät, zwei Magnetschlüsselkarten, eine Taschenlampe und die Dienstmütze ab. Er schaltete das Funkgerät ein und sah, dass es auf Kanal 15 im UKW-Bereich eingestellt war. Er beließ es auf Empfang und steckte es sich hinter den Hosenbund, ließ die Waffe, wo sie war, setzte die Dienstmütze auf und steckte sich die Magnetschlüsselkarten in die Hemdtasche.