Er packte die Leiche an den Füßen und schleifte sie zurück in die Hecke, wobei er sie in der Nähe des Ortes versteckte, wo auch der Partner des Mannes lag. Dann ging er in der Lücke zwischen Hecke und Mauer nach Westen. Als er die Ecke des Grundstücks erreicht hatte, lief er weiter Richtung Norden, laut seinem GPS fünfhundert Meter. Inzwischen befand er sich auf der anderen Seite des Hauses und musste nun eine hundertfünfzig Meter breite Rasenfläche überqueren.
Dort wartete er auf das leise Vibrieren des Zeitgebers seines Mobiltelefons, womit die nächste Phase eingeleitet würde.
Als das Vibrieren sich bemerkbar machte, zog er sich die Mütze des Wachmanns tiefer ins Gesicht und ging zielstrebig und mit eingeschalteter Taschenlampe, mit der er hierhin und dahin leuchtete, über die Rasenfläche. Aus der Nähe betrachtet, konnte er mit der Mütze zwar niemanden täuschen, doch aus der Ferne würde man ihn nicht als Eindringling erkennen.
Er war fast am ganzen Körper mit Blut bespritzt und wusste, dass die anderen Hunde, sollten sie ihn riechen, durchdrehen würden. Was aber nur dann geschehen würde, sollte der Wind, der im Augenblick aus östlicher Richtung wehte, auf West drehen. Dies aber war bei dieser Wetterlage und zu dieser nächtlichen Stunde so gut wie ausgeschlossen.
Unbemerkt überquerte er die offene Rasenfläche und verschwand gerade in den Büschen an der Seite des Hauses, als ein Mann auf Patrouille mit einem Hund um die Ecke zur Vorderseite des Hauses bog und mitten über den Rasen ging. Noch immer begünstigte die Windrichtung den Eindringling. Er wartete im Dunkeln, bis der Wachmann mit dem Hund ganz um die Ecke gekommen war, dann ging er zwischen Büschen und Haus zum Rand der mit Natursteinplatten gepflasterten Terrasse, die den Pool umgab. Entlang der Terrasse verlief eine lange Pergola. Diese nutzte er als Deckung, bis er zu einer kleinen Hütte kam, in der die Pumpen und Filter für den Pool untergebracht waren. Die Tür war abgeschlossen, allerdings die übliche Ware, die mit der Hütte mitgeliefert wurde, und daher primitiv. Er knackte das Schloss und betrat den beengten, dunklen Raum, schloss die Tür aber nicht ganz.
Wieder wartete er auf das Vibrieren.
Jetzt hob er das Funkgerät an und hielt es sich an die Lippen, während er gleichzeitig einen kleinen Magneten aus der Tasche zog. Er drückte den SENDEN-Knopf und hielt dabei den Magneten nahe ans Mikrofon.
»Ich bin beim Pool«, flüsterte er. »Ich habe hier eine große Schlange entdeckt, brauche Unterstützung.« Seine Stimme, gedämpft und knisternd dank des Magneten, war fast nicht zu hören.
»Was war das von wegen einer Schlange?«, lautete die Antwort. »Ich hab’s nicht richtig verstanden, wiederholen.«
Er wiederholte die Meldung. Dabei hielt er den Magneten etwas weiter weg vom Mikro, um das Knistern zu verringern.
»Ich wiederhole, wer ist da?«, kam die Antwort.
Jetzt funkte er nur Knistern.
»Na gut, ich komm rüber.«
Das war bestimmt der Wachmann, der sich am nächsten befand: der mit dem Hund, der kurz zuvor an ihm vorbeigegangen war. Wie erwartet, bog der Mann mit dem Hund an der Leine wieder um die Ecke, blieb stehen und leuchtete mit der Taschenlampe hierhin und dorthin. »He, wo bist du? Bist du’s, Pretorius?«
Er blieb im Dunkeln stehen, wartete.
»Scheiße«, sagte der Wachmann leise – und tat dann genau das Erwartete: Er ließ den Hund von der Leine und sagte: »Such die Schlange. Na, such sie.«
Natürlich lief der Hund, der den Mann in der Hütte roch, schnurstracks auf ihn zu und stürmte durch die Tür, wo ihn die aufblitzende Spitze des SOG erwartete. Der Hund stürzte lautlos nach vorn.
»Sadie! Sadie? Was ist denn?« Der Wachmann zog seine Handfeuerwaffe und rannte in die Hütte – wo ihm mit demselben Messer die Kehle aufgeschlitzt wurde. Aus der Pistole löste sich ein Schuss, der Mann fiel zu Boden.
Nun, das war eine ungute Entwicklung. Der Alarm würde vorzeitig ausgelöst werden. Doch weil er wusste, wie seine Zielperson tickte – die Macho-Instinkte, die brutale Härte, die Verachtung für Feigheit –, war er sich sicher, dass ein Schuss nicht genügen würde, dass der Hausbesitzer in den Panikraum floh. Nein, der Mann würde sich bewaffnen, seine Wachleute rufen, herausfinden wollen, was geschah, und bleiben, wo er war – vorerst.
Er war in seinen Planungen weit vorangeschritten: drei Männer und zwei Hunde tot, was exakt der Hälfte der Security entsprach. Doch jetzt musste er viel schneller handeln, ehe die übrigen Sicherheitskräfte den Umfang ihrer Verluste entdecken, sich organisieren und die Reihen zum Schutz der Zielperson schließen konnten.