Damit sprang der Meister mit der Schnelle und Lebendigkeit eines Jünglings im Zimmer umher, zog die Maschine an, ordnete die magischen Spiegel. Und in allen Winkeln wurde es rege und lebendig; die Automaten schritten daher und drehten die Köpfe, und ein künstlicher Hahn schlug mit den Flügeln und krähte, während Papageien gellend dazwischenkreischten, und Julia selbst und der Meister standen draußen so gut wie im Zimmer. Julien wollte, unerachtet sie an dergleichen Possen genugsam gewöhnt, dennoch bei der seltsamen Stimmung des Meisters ein Grauen anwandeln.»Meister«, sprach sie ganz erschrocken,»was ist Euch widerfahren?«
«Kind«, erwiderte der Meister in seiner ernsten Manier,»Kind etwas Schönes und Wunderbares, aber es taugt nicht recht, daß Du es erfährst. Doch! – laß die lebendigtoten Dinger hier ihre Faxen ausspielen, während ich Dir von manchem so viel vertraue, als Dir zu wissen nötig und nützlich. – Meine liebe Julia, Deine eigne Mutter hat Dir ihr mütterliches Herz verschlossen, ich will es Dir öffnen, daß Du hinein zu blicken, daß Du die Gefahr, in der Du schwebst, zu erkennen und Dich ihr zu entziehen vermagst. – Erfahre also fürs erste ohne weitere Umschweife, daß Deine Mutter nichts Geringeres fest in ihrem Sinn beschlossen hat, als Dich – «
(M. f. f.)
– es indessen lieber bleiben lassen. – Katerjüngling, sei bescheiden wie ich, und nicht gleich überall bei der Hand mit deinen Versen, wenn die schlichte, ehrliche Prosa hinreicht, deine Gedanken auszuspinnen. – Verse sollen in dem in Prosa geschriebenen Buche das leisten was der Speck in der Wurst, nämlich hin und wieder in kleinen Stückchen eingestreut, dem ganzen Gemengsel mehr Glanz der Fettigkeit, mehr süße Anmut des Geschmacks verleihen. Ich fürchte nicht, daß dichterische Kollegen dies Gleichnis zu gemein und unedel finden werden, da es von unsrer Lieblingsspeise entnommen und in der Tat manchmal ein guter Vers einem mittelmäßigen Roman ebenso dienlich sein kann, als ein fetter Speck einer magern Wurst. Ich sage das als ein Kater von ästhetischer Bildung und Erfahrung. So sehr es nach meinen bisherigen philosophischen und moralischen Grundsätzen Ponto's ganzes Verhältnis, seine Lebensweise, seine Art sich in der Gunst des Herrn zu erhalten mir unwürdig, ja ein wenig miserabel vorkommen mochte, doch hatte mich sein ungezwungener Anstand, seine Eleganz, seine anmutige Leichtigkeit im sozialen Umgange gar sehr bestochen. Mit aller Gewalt wollte ich mich selbst überreden, daß ich bei meiner wissenschaftlichen Bildung, bei meinem Ernst in allem Tun und Treiben auf einer viel höheren Stufe stehe als der unwissende Ponto, der nur hier und da etwas von den Wissenschaften aufgeschnappt. Ein gewisses gar nicht zu unterdrückendes Gefühl sagte mir aber ganz unverhohlen, daß Ponto überall mich in den Schatten stellen würde; ich fühlte mich gedrungen, einen vornehmern Stand anzuerkennen und den Pudel Ponto zu diesem Stande zu rechnen. —