Читаем Majestic – Die Saat des Todes полностью

»Tun?«, fragte ich heiser und erinnerte mich mit Grausen daran, in welchem Zustand ich noch vor zehn Minuten gewesen war, als ich dem über die Lüftungsanlage kommenden Gasangriff vollkommen schutzlos ausgeliefert war. »Was können wir schon tun?« Ich wollte weitersprechen, aber mir fehlten die richtigen Worte. Es gab Dinge, die einfach nicht sein sollten. Sie verletzten die Weltordnung oder auch vielleicht nur die Ordnung, die wir Menschen uns auf unserem kleinen Planeten Erde selbst gegeben hatten. Menschen brachten Menschen um, verstümmelten sie, quälten sie, töteten sie aus Habgier oder auf Befehl verrückter Generäle. Überschwemmungen spülten ganze Landstriche weg, Hurrikane radierten Ortschaften aus, Waldbrände rannten mit ihren Feuerwalzen Bauernhöfe und ganze Dörfer nieder. Aber all das gehörte zu unserer Ordnung, genauso wie die tiefe Verbundenheit, die zwei Liebende verband, oder die Hilfsbereitschaft, die uns für Opfer in einer Krisenregion spenden ließ. Das war unsere Ordnung. Und jetzt kam irgendetwas aus dem All zu uns und stülpte alles um. Nichts galt mehr, nichts war mehr so wie zuvor. Diese Bedrohung hatte ihre eigene furchtbare Logik, und um dieser logischen Kette folgen zu können, musste man einen dunklen Pfad einschlagen, der alles negierte, was ich bislang gedacht hatte und wonach ich mein Leben ausgerichtet hatte – und dazu war ich in keinster Weise bereit.

»Ich weiß nicht, was wir tun können«, sagte Marcel. Seine Stimme klang heiser und kraftlos wie bei einem Grippekranken, der gegen sein Fieber anzukämpfen versucht und sich fürs Erste noch einmal geschlagen geben muss. »Aber ich weiß, dass wir etwas unternehmen müssen. Wir können doch nicht einfach zusehen, wie diese... Dinger unsere Welt ausquetschen wie einen nassen Schwamm.« Er richtete sich auf und sah mir geradewegs in die Augen. »Es geht nicht nur um uns beide, auch nicht nur um Ihre Freundin und Ihren Bruder und schon gar nicht um Steel oder Bach. Es geht um unsere Welt, John, um alles, was wir glauben.« Er machte eine kleine Pause und sein Blick verschwand in der Ferne. »Wenn wir es nicht wenigstens versuchen, sind wir es nicht wert weiterzuleben. Wobei ich allerdings bezweifle, dass sie uns auf Dauer überhaupt weiterleben lassen würden.«

Natürlich hatte er Recht, mit jedem Satz. Aber da war etwas in mir, das mich lähmte, das es mir unmöglich machte, kraftvoll und energisch gegen die unheimlichen Kräfte der Hive anzutreten. Ich wusste nicht, wie ich es Marcel erklären sollte. Es war nicht nur einfach Angst, nicht die Angst, die man empfindet, wenn man als Fallschirmspringer geradewegs in feindliches Maschinengewehrfeuer segelt, nicht die Angst, wenn ein Truck auf einen zurast und man weiß, dass man nicht mehr ausweichen kann, und auch nicht die Angst, die ein Bergsteiger an einem steilen Hang empfinden muss, wenn die Stahlklampen, an dem sein Sicherungsseil befestigt ist, ruckhaft aus zu lockerem Gestein ausbrechen. Es war vielmehr ein tief empfundenes Entsetzen ähnlich dem in meiner frühen Kindheit, wenn ich etwas getan hatte, was meinen Vater so gegen mich aufbrachte, dass er nicht anders konnte, als mich zu verprügeln. In dieses Entsetzen mischte sich die Scham, selbst etwas Schreckliches getan zu haben, und die absolute Gewissheit, dass ich nichts mehr tun konnte, um es gutzumachen, dass ich von jetzt an als Schwächling und Verräter gekennzeichnet war.

»Es ist vorbei«, sagte ich. »Wir können nichts mehr tun.« Meine Stimme klang erstickt und schwankte und es überkam mich ein Gefühl der Selbstverachtung, wie ich es seit meinen frühen Kindheitstagen nicht mehr gekannt hatte – und das Schlimme war, dass ich absolut nichts dagegen tun konnte.

»Es ist noch lange nicht vorbei«, sagte Marcel grimmig. »Nicht solange wir noch wir selbst sind, nicht solange wir noch leben und bei Verstand sind.« Er lachte heiser auf, ein schmerzlicher Laut, in dem gleichermaßen Verzweiflung wie Kraft mitschwang. »Wir werden es diesen Bastarden zeigen, irgendwie.«

»Dagegen hätte ich nichts«, sagte ich leise. »Die Frage ist, wie viel Zeit uns noch bleibt.«

»Bis wir so werden wie Steel?« Marcel lächelte grimmig. »Dazu werde ich es auf keinen Fall kommen lassen. Eher bringe ich mich selber um.«

»Keine schlechte Idee«, antwortete ich mit verebbender Stimme, »fragt sich nur, ob wir noch dazu kommen, wenn es so weit ist.«

Es war nicht mehr der Tod, den ich fürchtete. Kims und mein Leben war bereits zerstört, und wenn ihr wirklich das widerfahren war, was ich befürchtete, und sie sich auf dem Weg befand, so wie Steel zu werden, ein Symbiot, ein Mischling aus dem, was sie einst gewesen war, und etwas grauenvoll Fremdem, das unsere Welt zerstören wollte – dann war der Tod vielleicht noch das gnädigste Schicksal.

Allerdings für uns beide. Und nicht nur für mich.

Marcel zuckte mit den Achseln. »Akademische Diskussionen können wir führen, wenn wir das Ganze hinter uns haben.« Er erhob sich. »Zuerst müssen wir hier raus. Haben Sie irgendwelche Ideen?«

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