Читаем Majestic – Die Saat des Todes полностью

»Ich habe überhaupt keine Idee«, schrie ich ihn an und meine Stimme überschlug sich fast.

Einen Moment lang starrte er mich wortlos an. Ich war selbst überrascht von meinem Ausbruch, über die wütende Mutlosigkeit in meiner Stimme, und unter normalen Umständen hätte ich mich entschuldigt. Aber die Umstände waren so wenig normal, wie sie es nur sein konnten. Ich war am Ende. Was hätte ich schon tun können? Versuchen, hier auszubrechen, nachdem Steel den Raum von außen zugeschlossen und keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass das eine eigentlich überflüssige Vorsichtsmaßnahme war, weil wir sowieso in Kürze willenlose Geschöpfe waren? Die Gänge draußen hingen voll von dem Zeug, das mich schon einmal fast zum Abheben gebracht hatte. Selbst wenn wir hier aus diesem Raum rauskämen – es würde höchstens ein paar Meter dauern, bis ich wieder voll gepumpt war von diesem Gasgemisch der Alpha-Phase, wie Steel sie nannte.

Marcel sah mich eine ganze Zeit lang schweigend an und sein ruhiger Blick war mir mehr als unangenehm. Ich wusste nicht, woher dieser kleine Mann die Kraft nahm, weiter und weiter gegen sein Schicksal anzukämpfen. Bach hatte gesagt, er sei ein Mann ohne Rückgrat. Und irgendetwas sagte mir, dass Bach wirklich dieser Meinung war. Wie hatte er sich nur so täuschen können?

»Es muss einen Weg geben«, beharrte Marcel. Er sah sich aufmerksam in dem Raum um und ich folgte seinem Blick. Allerlei Gerümpel stand hier herum, aber nicht von der Art, wie man es in muffigen Kellern findet, sondern wie es für einen alten Labortrakt in einer verlassenen Fabrik typisch ist, der vor dem endgültigen Exodus des Unternehmens nicht mehr komplett geräumt werden konnte. Einige unordentlich aufeinander geschichtete Kisten mit hastig zusammengeräumten Instrumenten und Reagenzgläsern deuteten darauf hin, dass man hier einst wirklich vorgehabt hatte, diesen Raum in aller Eile zu verlassen. Auf den schweren Holztischen standen einige fest montierte Geräte, die so groß und schwer waren, dass sie aus einer Zeit stammen mussten, als Kathodenröhren noch als modern galten. Ich erkannte ein staubiges Mikroskop mit altmodischen Stellrädern, wie sie vielleicht zur Zeit des Ersten Weltkriegs üblich gewesen waren, und in schmutzigbraune Gehäuse eingelassene Messgeräte mit mittlerweile grünlich oxidierten Leitern, abstrus groß wirkenden Hebelschaltern und Porzellanisolatoren, braune, brüchige Stromkabel in geflochtener Textilummantelung, die irgendwo ins Nichts führten, herausgezogen aus ihren Steckdosen vor vielleicht vierzig Jahren oder auch erst vor kurzem – das ließ sich nicht erkennen.

Es machte keinen Unterschied. Bei einer anderen Gelegenheit hätte ich mit Sicherheit die Gerätschaften genauer untersucht und darüber spekuliert, zu welchem Zweck sie hier aufgebaut worden waren, wer sich an ihnen zu schaffen gemacht hatte und was der Zweck dieses Laborraums einst gewesen sein könnte. Doch so war mir das herzlich egal. Es war nichts weiter als der Hintergrund meiner persönlichen Tragödie, die ihre Schatten nach mir ausstreckte und mich schon in wenigen Stunden zu etwas verwandeln würde, was ich mehr fürchtete als den Tod.

Marcel schob Kisten beiseite, warf einen Blick unter die glatten braunen Holztische, klopfte die Wände ab, rüttelte an der Tür. Es schien mir ein sinnloses Unterfangen zu sein. Irgendwie hatte dieser Raum etwas mit den Stummfilmen seiner Epoche gemein, aber nicht mit denen der harmlosen Art, sondern mit solch düsteren europäischen Meisterwerken wie Der Golem in der beklemmenden Fassung von 1921 oder Fritz Langs Metropolis, und diese Assoziation trug nicht gerade dazu bei, meine Stimmung totaler Hoffnungslosigkeit und Depression zu verbessern. Ich erinnerte mich an Metropolis-Bildtafeln wie The worker city, far below the surface of the earth, die triste Bilder einleiteten von willenlosen Menschen, die tief unter der Oberfläche an gewaltigen Maschinen arbeiteten in einem fremdartigen Takt, den ihnen ihre fremdartigen Herren vorgaben. Es würde nicht mehr lange dauern und ich würde ein ganz ähnliches Schicksal erleiden.

»Nun helfen Sie mir doch mal, verdammt noch mal!«, herrschte mich Marcel an und riss mich mit diesen Worten aus meiner Gedankenwelt. »Ich glaube, ich habe hier etwas gefunden.«

Ich starrte ihn wortlos an, vielleicht immer noch zu benommen von dem Zeug, das ich die letzten Stunden eingeatmet hatte, um ihm antworten zu können – oder auch nur zu erschöpft, denn es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass ich das letztemal erholsam geschlafen hatte. Er wandte sich zu mir um und der bittere, verzweifelte Ausdruck um seinen Mund verschwand.

»Ich sehe, dass Sie vollkommen fertig sind«, sagte Marcel und die Augen hinter seinen dicken Brillengläsern schienen zu funkeln. »Aber wenn Sie sich jetzt nicht zusammenreißen, ist alles verloren.«

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