Marcels Hände krallten sich geradezu um meine Handgelenke. Er zerrte mit aller Kraft an mir und endlich kam ich frei; mein Gesäß wurde geradezu durch die schmale Öffnung hindurch katapultiert. Von dem Schwung getragen stürzte ich auf Marcel, der es nicht mehr schaffte, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, und begrub ihn unter mir.
So schnell ich konnte wälzte ich mich von ihm herunter und erhob mich mit zitternden Knien. »Alles okay?«, fragte ich, während ich ihm gleichzeitig die Hand hinhielt, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
»Danke der Nachfrage«, sagte Marcel und ignorierte meine Hilfestellung. Er kam schwerfällig auf die Füße und fuhr sich mit der Hand über die Nase. »Was für ein Gestank«, sagte er. »Das wird ja immer schlimmer.«
»Aber das ist nicht nur dieses Zeug«, antwortete ich. Ein modriger Geruch war dem der fremdartigen Substanz hinzukommen; es stank nach Feuchtigkeit, Schimmel und sogar nach Urin. »Hier stinkt es wie in einem Gewölbe, das jahrelang als Jauchegrube benutzt worden ist.«
»Solche Feinheiten kann meine Nase nicht mehr ausmachen«, schimpfte Marcel. »Aber darauf kommt es auch gar nicht an. Wohin, meinen Sie, sollen wir uns wenden?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung«, sagte ich ehrlich. »Vielleicht kommen wir nirgends weiter. Wir können ja eine Münze werfen.«
»Wir gehen nach links«, entschied Marcel ohne Humor in der Stimme. »Von dort aus scheint der Gestank auszugehen. Vielleicht finden wir dort etwas, was uns weiterbringt.«
Wahrscheinlich machte es auch keinen Unterschied. Denn nicht mein Verständnis dieser Anlage zählte, sondern einzig und allein, ob Marcel und mir etwas einfiel, was in der kurzen verbleibenden Zeit die Pläne der Hive auszuhebeln vermochte. »Am Besten, wir suchen Kim und die anderen«, sagte ich. »Wenn wir sie finden, haben wir vielleicht eine Möglichkeit, diesen...
Mit der Formulierung
»Haben Sie eine Ahnung, wo die drei stecken könnten?«, fragte Marcel. Er drehte sich zu mir um und warf mir einen Blick zu, der mehr von seiner Ratlosigkeit offenbarte, als er vielleicht preisgeben wollte. Es war so, als sei seine Kraft und Energie bei unserer Flucht aus dem alten Labor verbraucht worden. Vielleicht war es aber auch bereits die Wirkung der halluzinogenen Gase, die ihm zu schaffen machte.
Ich sah mich um. Unter der Decke verlief eine Reihe rostiger Abwasserrohre und von den wenigen noch funktionierenden Glühbirnen fiel mattes Licht, das einen hellen Fleckenteppich auf den schmutzigen Boden zauberte. Nirgends war ein Hinweis darauf zu erkennen, wo genau wir uns befanden. Als uns Steel zu dem Labor geführt hatte, war ich viel zu benebelt gewesen, um unserer Umgebung die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. »Ich glaube, dass sie ganz in der Nähe sind«, sagte ich unbestimmt.
»Meine Güte«, antwortete Marcel. Er wirkte weitaus weniger gefasst und selbstsicher als noch vor wenigen Minuten. »Ich komme mir langsam vor wie tief unten im Maschinenraum eines uralten Frachters, den eine einzige Woge unter die Wellen drücken kann.«
Ich sah ihn überrascht an. Das Aufblitzen seiner poetischen Ader gefiel mir ganz und gar nicht; ein weiteres Anzeichen dafür, dass das Gas bereits bei ihm zu wirken begann. Ich selber merkte dagegen erstaunlich wenig von dem sinnestrübenden Einfluss der Substanz. Vielleicht hatte ich schon so etwas wie eine Resistenz entwickelt – doch darauf wollte ich mich lieber nicht verlassen.