Wir waren froh, als wir das unglückliche Polen verließen, und wieder deutschen Boden betraten. Noch an demselben Tage, an welchem wir das Herzogthum Warschau verlassen hatten, giengen wir bey Steinau über die Oder, und unsere Reise durch Schlesien beschleunigten wir so sehr als möglich, // S. 176// weil wir, wenn gleich jetzt Befreundete dennoch keine grossen Hoffnungen auf die Schlesier setzten, und dazu auch um so weniger ein Recht hatten, als während des Waffenstillstandes im Jahr 1813. das württemberg'sche Armeecorps in Schlesen cantonniert hatte, und bey aller Mäsigung gleichwohl von den für ihre Befreyung enthusiamirten Einwohnern tief gehaßt wurde. Ich muß jedoch zur Ehre der Schlesier bekennen, daß sie sich — obwohl kalt, doch nicht ungefällig gegen uns bezeigten, und sich aller beleidigenden Aeusserungen enthielten. Der Wunsch, den sie hin und da laut werden Hessen, es möchten die Süddeutschen gleich zu Anfang des Jahres 1813. auf die Seite Preussens und Deutschlands getreten seyn, regte auch uns, wie billig, lebhaft an. Auf deutschem Boden angekommen, benützte ich die erste Müsse, die mir vergönnt ward, um meiner Mutter, die seit meiner Gefangennehmung nichts mehr von mir erfahren hatte, Nachricht von meinem Leben und Wohlbefinden zu geben. Es war dieß am 7. März in dem Städtchen Lüben. Ueber Haynau, Bunzlau und Naumburg kamen wir am 10.ten März im Königreich Sachsen an.
Zu
Von Lauban an waren die Verheerungen des Kriegs von 1813. sichtbar. Ueberall gewahrte man die Brandstätten einzelner // S. 177// Häuser und ganzer Weiler und Dörfer. Hie und da fieng ein Haus an, aus seiner Asche zu erstehen. Die Stadt Bautzen selbst hatte durch die Schlacht vom 19. May 1813.{754}
bedeutend gelitten, und zeigte noch die Ruinen eines grosen Brandes. Die Stadt Bischoffswerda, die damals vollständig in Asche verwandelt worden war, lag noch in Trümmern. Die Einwohner waren niedergeschlagen und muthlos, der Krieg hatte zu lange den Schauplatz bey ihnen aufgeschlagen, und zu grausam in Wohnungen und Feldern gewüthet, als daß der Muth der Bewohner nicht auf lange hätte gebrochen werden sollen, und noch drückten sie die Lasten der vielen Durchmärsche und Einquartierungen. Uebrigens werden die guten Lausitzer bey ihrem ergiebigen Boden, mit ihrem unausgesetzten Fleiße, unter ihrer milden Regierung, die Wunden des Krieges bälder geheilt haben, als manche andere weniger gesegnete Gegenden, in denen der Krieg minder furchtbar seine Geissel geschwungen hatte. Wir selbst hatten von den Lausitzern die Bereitwilligkeit zu rühmen, mit der sie uns entgegenkamen, und unsere bescheidenen Wünsche immer mehr als erfüllten.Am 12. März Nachmittags fuhren wir auf dem romantischen Wege von Stolpen herkommend, über die herrliche Elbebrücke zu den Thoren Dresdens ein. Alle Befestigungen, die die Franzosen im Jahr 1813. hier errichtet hatten, waren noch vorhanden, und im besten Stande erhalten. Die Residenzstadt // S. 178// des Königs von Sachsen war in eine förmliche, starke Festung umgeschaffen. Die Besatzung bestand aus 12.-15,000. Russen, die bey den Bürgern einquartiert waren, und deren Drangsale sowohl durch den Aufwand, den sie verursachten, als durch ihr Benehmen nicht wenig vermehrten; der gesprengte Theil der Elbebrücke war durch hölzerne Joche so gut als möglich reparirt. Die herrliche Frauenkirche war ein Magazin geworden. Der König{755}
war nach der Schlacht von Leipzig{756} nicht in seine Residenz zurückgekehrt, er ward als Gefangener gehalten, an seiner Statt verwaltete der russische Gouverneur Dresdens, FürstIn Dresden verweilten wir unter diesen Umständen nicht lange. Am folgenden Tage gegen die Mittagszeit setzten wir unsere Reise fort, und gelangten über Freyberg am späten Abend nach Oederan. —