»Tja, nein. Aber ich bin nun mal ein Priesterjunge; ich weiß, dass es nicht schlimm ist – aber irgendwo in mir steckt ein alter, schottischer Calvinist und brummt, dass es schon ein bisschen verdorben ist, es so mit einer Frau zu treiben, die eigentlich nicht meine Frau ist.«
»Ha«, sagte sie und schlang die Arme gemütlich um ihre angewinkelten Knie. Sie beugte sich zur Seite und stieß ihn sanft an.
»Alter, schottischer Calvinist, dass ich nicht lache. Was ist denn nun wirklich los?«
Er vermied es, sie direkt anzusehen, sondern senkte die Lider und starrte zu Boden. Wassertröpfchen glitzerten auf seinen kräftig gezeichneten, dunklen Augenbrauen und Wimpern und versilberten die Haut seiner Wangenknochen. Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus.
»Ich kann nicht sagen, dass du nicht zu Recht Angst hast«, sagte er leise. »Bis heute ist mir gar nicht klar gewesen – habe ich eigentlich auch nicht darüber nachgedacht –, wie gefährlich die Ehe für eine Frau ist.« Er blickte auf und lächelte sie an, obwohl der Ausdruck der Sorge nicht aus seinen moosgrünen Augen wich.
»Ich will dich, Brianna – mehr, als ich sagen kann. Ich musste nur an das denken, was wir gerade getan haben, und wie schön es war, und mir ist klar geworden, dass ich vielleicht – nein, dass ich
Die kleinen Fäden der Furcht hatten sich zu einer kalten Schlange verwoben, die an ihrer Wirbelsäule entlang kroch, sich tief in ihrem Bauch zusammenrollte und sich um ihr Inneres wand. Sie wusste, was er wollte, und es war mehr als das, was sie gerade miteinander erlebt hatten – so machtvoll das auch war. Aber wenn sie doch wusste, was er wollte – und warum –, wie konnte sie da zögern, es ihm zu geben?
»Ja.« Sie holte tief Luft und stieß sie in einer weißen Wolke wieder aus. »Tja, ich denke, es ist zu spät, sich deswegen Sorgen zu machen.« Sie sah ihn an und berührte seinen Arm. »Ich will dich, Roger.« Sie zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn. In der Kraft seines um sie gelegten Armes, in der Wärme seines Körpers an ihrer Seite fand sie Zuflucht vor ihren Ängsten.
»O Gott, Brianna«, murmelte er in ihr Haar. »Ich würde dir so gern sagen, dass ich dich beschützen werde, dass ich dich und Jemmy vor allem bewahren werde, was euch je bedrohen könnte. Es ist ein schrecklicher Gedanke, dass ich es sein könnte, der die Bedrohung darstellt, dass ich dich mit meiner Liebe umbringen könnte – aber es ist wahr.«
Sein Herz klopfte fest und gleichmäßig unter ihrem Ohr. Sie spürte, wie die Wärme in ihre Hände zurückkehrte, die sich fest an die Knochen seines Rückens klammerten, und sie taute weiter auf, bis die eiskalte Angst in ihr sich zu lösen begann.
»Ist schon gut«, sagte sie schließlich, um ihm den Trost zu spenden, den er ihr nicht geben konnte. »Es wird schon nichts passieren. Ich habe die richtigen Hüften dazu, das sagt jeder. Gestatten, Bratarsch.« Sie fuhr reumütig mit der Hand über die Rundung ihrer Hüfte, und er lächelte und folgte ihrer Hand mit der seinen.
»Weißt du, was Ronnie Sinclair gestern Abend zu mir gesagt hat? Er hat dir zugesehen, wie du ein Holzscheit für das Feuer aufgehoben hast, und seufzend gesagt: ›Wisst Ihr, woran man ein brauchbares Mädchen erkennt, MacKenzie? Man schaut ihr zuerst auf den Hintern und dann erst ins Gesicht!‹ Uff!« Er wich lachend zurück, als sie ihn ohrfeigte.
Dann beugte er sich über sie und küsste sie ganz sanft. Der Regen fiel immer noch prasselnd auf das Laub. Ihre Finger waren klebrig vom Blut aus seiner Wunde.
»Du hättest gern ein Baby, nicht wahr?«, fragte sie leise. »Eins, von dem du weißt, dass es deins ist?«
Er hielt den Kopf noch einige Sekunden gesenkt, doch schließlich blickte er zu ihr auf und ließ sie die Antwort in seinem Gesicht lesen; eine große Sehnsucht, vermischt mit ängstlicher Sorge.
»Ich meine aber nicht –«, fing er an, doch sie hielt ihm die Hand vor den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich verstehe.« Und das stimmte – beinahe. Sie war ein Einzelkind, genau wie er; sie kannte die Sehnsucht nach Verbundenheit und Nähe – doch ihr war sie erfüllt worden. Sie hatte nicht nur einen liebenden Vater gehabt, sondern zwei. Eine Mutter, die sie über die Grenzen von Raum und Zeit hinweg geliebt hatte. Die Murrays in Lallybroch, dieses unerwartete Geschenk einer Familie. Und vor allem hatte sie ihren Sohn, ihr Fleisch und Blut, ein kleines, vertrauensvolles Gewicht, durch das sie fest im Universum verankert war.
Doch Roger war Waise; er war so lange allein auf der Welt gewesen. Seine Eltern waren verunglückt, bevor er sie kennen lernen konnte, sein alter Onkel tot – er hatte niemanden, der Anspruch auf ihn erhob, niemanden, der ihn um seines Fleisches und Blutes willen liebte – niemanden außer ihr. Kein Wunder, wenn es ihn nach der Gewissheit hungerte, die sie im Arm hielt, wenn sie ihr Kind stillte.
Er räusperte sich plötzlich.