»Ich – äh – wollte dir das eigentlich heute Abend geben. Aber vielleicht … na ja.« Er griff in die Innentasche seines Rocks und reichte ihr ein weiches, in Stoff gewickeltes Bündel.
»Eine Art Hochzeitsgeschenk, aye?« Er lächelte, doch sie konnte die Unsicherheit in seinen Augen sehen.
Sie öffnete das Tuch, und ein Paar schwarze Knopfaugen funkelte ihr entgegen. Die Puppe trug ein formloses Kittelchen aus grünem Kaliko, und rote Wollhaare standen von ihrem Kopf ab. Das Herz schlug ihr heftig in der Brust, und es schnürte ihr die Kehle zu.
»Ich dachte, der Kleine mag sie vielleicht – zum Nuckeln oder so.«
Sie bewegte sich, und der Druck des durchnässten Stoffs ließ ihre Brüste prickeln. Sie hatte Angst, kein Zweifel; doch es gab Dinge, die stärker waren als Angst.
»Es gibt ein nächstes Mal«, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich kann dir nicht sagen, wann – aber es gibt ein nächstes Mal.«
Er legte seine Hand auf die ihre und drückte fest zu, ohne sie anzusehen.
»Danke, Bratarsch«, sagte er schließlich ganz leise.
Der Regen war kräftiger geworden; inzwischen goss es regelrecht. Roger strich sich das nasse Haar aus den Augen und schüttelte sich wie ein Hund. Dabei versprühte er Tropfen aus der dicht gewebten Wolle von Rock und Plaid. Ein Schmutzstreifen zog sich über die Brust des grauen Rocks; er rieb mit der Hand darüber, doch es nützte nichts.
»Himmel, ich kann doch so nicht heiraten«, sagte er, um die Stimmung zwischen ihnen aufzuheitern. »Ich sehe ja wie ein Bettler aus.«
»Es ist noch nicht zu spät, weißt du«, sagte sie. Sie lächelte, doch ihre Neckerei klang ein wenig zaghaft. »Du könntest immer noch einen Rückzieher machen.«
»Es war schon zu spät für mich, als ich dich das erste Mal gesehen habe«, sagte er grimmig. »Außerdem«, fügte er mit hochgezogener Augenbraue hinzu, »würde dein Vater Hackfleisch aus mir machen, wenn ich sagen würde, ich hätte es mir anders überlegt.«
»Ha«, sagte sie, doch das verborgene Lächeln brach hervor und drückte ihr ein Grübchen in die Wange.
»Du gemeines Biest. Du hast Spaß an dieser Vorstellung!«
»Ja. Ich meine, nein.« Jetzt lachte sie wieder, und genau das wollte er. »Ich will nicht, dass er Hackfleisch aus dir macht. Es ist nur schön zu wissen, dass er es tun würde. Ein Vater sollte seine Kinder beschützen.« Sie lächelte ihn an und berührte ihn sacht mit der Puppe. »So wie du, Mr. MacKenzie.«
Bei diesen Worten wurde ihm eng ums Herz, als sei seine Weste geschrumpft. Dann folgte ein Hauch von Kälte, denn ihm fiel jetzt wieder ein, was er ihr erzählen musste. Jeder Vater hatte schließlich andere Vorstellungen davon, wie er seine Kinder am besten schützte, und er war sich nicht sicher, wie sie seine Worte aufnehmen würde.
Er nahm ihren Arm und zog sie aus dem Regen in den Schutz einer Gruppe von Hemlocktannen. Hier lag unter dem Dach der breit gefächerten Äste eine Schicht trockener, duftender Nadeln zu ihren Füßen.
»Komm und setz dich ein Weilchen zu mir, Mrs. Mac. Es ist nicht wichtig, aber es gibt da eine Kleinigkeit, die ich dir vor der Hochzeit noch erzählen wollte.« Er zog sie zu sich auf den verrottenden, mit rostfarbenen Flechten überzogenen Baumstamm, auf dem er sich niedergelassen hatte. Er räusperte sich und nahm den Faden seiner Geschichte auf.
»Als ich noch in Inverness war, bevor ich dir durch die Steine gefolgt bin, habe ich einige Zeit damit verbracht, die Papiere des Reverends durchzukramen, und bin dabei auf einen Brief gestoßen, den dein Vater geschrieben hat. Frank Randall, meine ich. Er spielt keine große Rolle – jetzt nicht mehr –, aber ich dachte … na ja, ich habe mir gedacht, es sollte vor der Hochzeit keine Geheimnisse zwischen uns geben. Ich habe deinem Vater gestern Abend davon erzählt. Also möchte ich es dir jetzt auch gern sagen.«
Ihre Hand lag warm in der seinen, doch ihre Finger versteiften sich bei seinen Worten, und zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine steile Falte, während sie ihm zuhörte.
»Noch einmal«, sagte sie, als er fertig war. »Sag das noch einmal.«
Gehorsam wiederholte er den Wortlaut des Briefes, den er auswendig gelernt hatte. Wie er ihn am Abend zuvor schon einmal wiedergegeben hatte, vor Jamie Fraser.
»Dieser Grabstein in Schottland mit dem Namen von Pa ist eine
»Ja, hat er, und nein, wird er nicht«, sagte Roger, wobei er sorgsam im Sinn behielt, wen er jeweils mit »er« meinte. »Er – Frank Randall – hat den Stein als eine Art Anerkennung gedacht; etwas, das er deinem Vater schuldete – deinem anderen Vater, meine ich; Jamie.«
Briannas Gesicht war fleckig vor Kälte; jetzt, wo die Hitze des Liebesaktes nachließ, liefen ihre Nasen- und Ohrenspitzen rot an.
»Aber er konnte doch gar nicht wissen, ob wir ihn je finden würden, Mama und ich!«