Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Die Wollknäuel wurden jeden Morgen von einem der Dienstmädchen sorgfältig in einem spiralförmigen Spektrum arrangiert, so dass Jocasta durch Abzählen die richtige Farbe finden konnte.

»Aye, nun, nicht diese Sorte von Nadelarbeiten«, warf Jamie ein. Er schloss sein Buch und lächelte mich an. »Claire näht lieber Hautrisse zu. Ich schätze, dass sie langsam unruhig wird. Schließlich hat sie hier nur die eine oder andere Beule oder Hämorrhoide zu behandeln.«

»Ha, ha«, sagte ich schnippisch, doch im Grunde genommen hatte er recht. Es freute mich zwar, dass die Bewohner von River Run im Großen und Ganzen gesund und gut genährt waren, doch für eine Ärztin gab es hier nicht viel zu tun. Ich wünschte zwar bestimmt niemandem etwas Böses, doch es war auch nicht zu leugnen, dass ich tatsächlich unruhig wurde. Von Jamie ganz zu schweigen, doch das hielt ich für etwas, worüber man derzeit besser Stillschweigen bewahrte.

»Ich hoffe, Marsali geht es gut«, sagte ich, um das Thema zu wechseln. In der sicheren Annahme, dass Jamie seine Hilfe vorerst nicht benötigen würde, war Fergus tags zuvor stromabwärts nach Wilmington aufgebrochen, von wo er nach Jamaika segeln wollte. Wenn alles gutging, würde er im Frühjahr mit Marsali und – so Gott wollte – ihrem neugeborenen Kind zurückkehren.

»Ich auch«, sagte Jamie. »Ich habe Fergus gesagt, dass –«

Jocasta wandte abrupt den Kopf zur Tür.

»Was ist los, Ulysses?«

Völlig in die Unterhaltung vertieft, hatte ich die Schritte im Flur nicht bemerkt. Nicht zum ersten Mal war ich von Jocastas scharfem Gehör beeindruckt.

»Mr. Farquard Campbell«, sagte der Butler ruhig und trat zurück an die Wand.

Es zeugte von Farquard Campbells Vertrautheit mit dem Haushalt, dass er nicht abwartete, bis Ulysses zurückkehrte und ihn zum Eintreten aufforderte. Er folgte dem Butler direkt auf dem Fuße, den Hut achtlos unter den Arm geklemmt.

»Jo, Mrs. Fraser«, sagte er, wobei er sich kurz vor Jocasta und mir verneigte, und »Euer Diener, Sir« zu Jamie. Mr. Campbell war geritten, und zwar schnell; seine Rockschöße waren völlig eingestaubt, und unter der schief sitzenden Perücke lief ihm der Schweiß übers Gesicht.

»Was ist los, Farquard? Ist etwas vorgefallen?« Jocasta saß vorn auf der Sesselkante, und seine spürbare Aufregung spiegelte sich in ihrem Gesicht wider.

»Ja«, sagte er abrupt. »Ein Unfall in der Sägemühle. Ich bin gekommen, um Mrs. Fraser zu bitten –«

»Ja, natürlich. Ich will nur meinen Verbandskasten holen. Ulysses, kannst du dafür sorgen, dass mir jemand ein Pferd bringt?« Ich erhob mich hastig und suchte nach den Schuhen, aus denen ich herausgeschlüpft war. Ich war nicht zum Reiten angezogen, doch Campbells Blick nach zu urteilen, reichte die Zeit nicht zum Umziehen. »Ist es ernst?«

Er hob die Hand, um mir Einhalt zu gebieten, als ich mich bückte, um meine Slipper anzuziehen.

»Aye, es ist ziemlich schlimm. Aber Ihr braucht nicht mitzukommen, Mrs. Fraser. Wenn Euer Gatte allerdings einige Eurer Arzneien mitbringen könnte –«

»Natürlich komme ich mit.«

»Nein!« Er sprach abrupt, und wir alle starrten ihn an. Sein Blick suchte Jamies, und er kniff die Lippen zusammen und zog eine Grimasse.

»Das ist nichts für Frauen«, sagte er. »Aber ich wäre sehr dankbar, wenn Ihr mich begleiten würdet, Mr. Fraser.«

Bevor ich protestieren konnte, war Jocasta aufgestanden und umklammerte Campbells Arm.

»Was ist los?«, fragte sie scharf. »Ist es einer von meinen Negern? Hat Byrnes etwas angestellt?«

Sie überragte ihn um fast fünf Zentimeter, daher musste er zu ihr aufsehen, als er antwortete. Ich sah Falten der Anspannung in seinem Gesicht, und Jocasta spürte das offenbar ebenfalls. Ihre Finger schlossen sich fest um den grauen Sergestoff seines Rockärmels.

Er blickte Ulysses an und dann wieder Jocasta. Als hätte er einen direkten Befehl erhalten, drehte sich der Butler um und verließ den Raum, wie immer auf leisen Sohlen.

»Es ist Blut geflossen, Jo«, sagte er still zu ihr. »Ich weiß weder, um wen es sich handelt, noch, wie es passiert ist, noch, wie schwer die Verletzung ist. MacNeills Junge hat mich geholt. Was den anderen angeht –« Er zögerte und zuckte dann die Achseln. »Es ist nun einmal Gesetz.«

»Du bist doch Richter«, stieß sie hervor. »Um Himmels willen, kannst du denn nichts tun?« Ihr Kopf bewegte sich ruckartig, während ihre blinden Augen versuchten, ihn zu fixieren und ihrem Willen zu unterwerfen.

»Nein!«, sagte er scharf und wiederholte dann sanfter: »Nein.« Er nahm ihre Hand von seinem Ärmel und hielt sie fest.

»Du weißt, dass ich das nicht kann«, sagte er. »Wenn ich könnte …«

»Du würdest es auch dann nicht tun, wenn du könntest«, sagte sie bitter. Sie entzog ihm ihre Hand und trat zurück, die Fäuste an ihren Seiten geballt. »Geh schon. Sie haben dich zu ihrem Richter ernannt, geh und richte für sie.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ in ohnmächtiger Wut mit wehenden Gewändern den Raum.

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