Obwohl der Schlagabtausch mich mit leiser Genugtuung erfüllte, beruhigte er meine Nerven keineswegs; mein Magen zog sich bei dem Gedanken an das, was vielleicht geschehen würde, wenn wir die Sägemühle erreichten, vor Schrecken zusammen. Obwohl die Männer kein Hehl aus ihrer Abneigung gegen Byrnes und aus ihrer Vermutung machten, dass er selbst schuld war an dem, was sich zugetragen hatte – was auch immer es war –, gab es nicht den geringsten Hinweis darauf, dass dies das Schicksal des Sklaven in irgendeiner Weise ändern würde.
»Ein schlechtes Gesetz«, hatte Campbell es genannt – aber dennoch Gesetz. Trotzdem war es weder meine Empörung noch mein Entsetzen bei dem Gedanken an die Grausamkeit der Justiz, was meine Hände zittern und die Lederzügel vor Schweiß schlüpfrig werden ließ; es war die Frage, was Jamie tun würde.
Sein Gesicht verriet nichts. Er ritt entspannt, die Zügel in der linken Hand, die rechte locker auf dem Oberschenkel neben der Rocktasche, in der sich die Pistole abzeichnete.
Ich war noch nicht einmal sicher, ob es mich beruhigen sollte, dass er mich hatte mitkommen lassen. Das konnte bedeuten, dass er nicht damit rechnete, gewalttätig werden zu müssen – aber bedeutete das dann, dass er einfach dastehen und die Hinrichtung geschehen lassen würde?
Und wenn er das tat …? Mein Mund war ausgetrocknet, Nase und Hals von dem feinen, braunen Staub verstopft, der von den Hufen der Pferde aufstieg.
Campbell und MacNeill hielten dies ganz klar für Jamies Angelegenheit – aber tat er selbst das auch? Jamie war kein abgeschieden lebender Highlander, beruhigte ich mich. Er war weitgereist und gebildet, ein kultivierter Mann. Und er wusste verdammt gut, was
Es war ein heißer, windstiller Nachmittag, die Zikaden zirpten laut in den Kräutern am Straßenrand, doch meine Finger waren kalt und lagen steif auf den Zügeln. Wir hatten ein paar andere Grüppchen überholt; kleine Pulks von Sklaven, die zu Fuß zur Sägemühle unterwegs waren. Sie blickten nicht auf, wenn wir vorbeikamen, sondern zogen sich an den Rand der Büsche zurück, um uns Platz zu machen.
Ein tiefhängender Zweig fegte Jamie den Hut vom Kopf; er fing ihn geschickt und setzte ihn wieder auf, doch zuvor konnte ich sein Gesicht einen Moment lang sehen. Seine Gesichtszüge waren angespannt vor Nervosität. Mit leichtem Schrecken begriff ich, dass er auch nicht wusste, was er tun würde. Und das machte mir mehr Angst als alles andere zuvor.
Plötzlich waren wir im Kiefernwald; das gelbgrüne Flimmern der Hickory- und Erlenblätter wich abrupt dem dunkleren Licht kühlen Tiefgrüns, als bewegte man sich von der Meeresoberfläche in ruhigere Tiefen.
Ich griff hinter mich, um die Holzkiste zu berühren, die hinter meinem Sattel festgeschnallt war, und versuchte, den Gedanken an das, was vor uns lag, zu verdrängen, indem ich mich im Geiste auf die einzige Rolle vorbereitete, die ich bei dem bevorstehenden Unheil spielen konnte. Ich würde es wahrscheinlich nicht verhindern können, doch ich konnte versuchen, den Schaden zu lindern, der bereits geschehen war. Desinfektion und Säuberung – ich hatte eine Flasche mit destilliertem Alkohol und eine Lösung aus Knoblauchsaft und Minze. Dann die Wunde verbinden – ja, ich hatte Verbandszeug –, doch sicher musste sie erst genäht werden?
Während ich mich noch fragte, was sie wohl mit Byrnes’ abgetrenntem Ohr gemacht hatten, hielt ich inne. Das Summen in meinen Ohren kam nicht von den Zikaden. Campbell, der vorausgeritten war, zog scharf die Zügel an, um zu lauschen, und wir anderen hielten hinter ihm.
Stimmen in der Ferne, viele Stimmen, ein tiefes, aufgebrachtes Brummen wie von einem umgestürzten Bienenstock. Dann gedämpftes Rufen und Schreien und plötzlich der laute Knall eines Schusses.
Wir galoppierten zwischen den Bäumen hindurch den letzten Hang hinunter und donnerten auf die Lichtung mit der Sägemühle. Die freie Fläche war voller Menschen; Sklaven und Leibeigene, Männer, Frauen und Kinder, irrten in Panik zwischen den aufgetürmten Baumstämmen herum wie durch einen Axthieb freigelegte Termiten.
Dann vergaß ich die Menge um mich herum. Meine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Seitenwand der Mühle, wo ein Kranzug aufgebaut war, der mit Hilfe eines riesigen Krummhakens Baumstämme zum Sägeblatt hinaufhieven konnte.