Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Der Körper eines Schwarzen war auf den Haken gespießt und wand sich grässlich wie ein Wurm. Blutgeruch hing süß und scharf in der Luft, und auf dem Podest unter dem Kran bildete sich eine Lache.

Mein Pferd blieb stehen und trat, durch die Menge behindert, von einem Bein auf das andere. Das Geschrei war zu Stöhnen und hier und da einem Kreischen der Frauen in der Menge abgeebbt. Ich sah, wie Jamie vor mir aus dem Sattel glitt und sich mit Gewalt einen Weg zur Plattform bahnte. Campbell und MacNeill waren bei ihm und schoben sich entschlossen durch die aneinandergepressten Körper. MacNeills Hut fiel herab, unbeachtet, und wurde am Boden zertrampelt.

Ich saß wie erstarrt im Sattel und konnte mich nicht bewegen. Es waren noch mehr Männer auf dem Podest; ein kleiner Mann, dessen Kopf auf groteske Weise mit Bandagen umwickelt war, die auf einer Seite reichlich mit Blut befleckt waren; mehrere andere Männer, Weiße und Mulatten, die mit Knüppeln und Musketen bewaffnet waren und gelegentlich drohend in die Menge stießen.

Nicht, dass es irgendjemanden dazu zu drängen schien, das Podest zu stürmen; im Gegenteil, es herrschte allgemeines Gedränge in die andere Richtung. Die Gesichter um mich herum zeigten Gefühle, die von Furcht bis hin zu erschrockenem Ekel reichten, und nur hier und dort blitzte Wut auf – oder Genugtuung.

Von MacNeills stämmigen Schultern auf das Podest gehoben, tauchte Farquard Campbell aus dem Gedränge auf und ging unverzüglich auf die bewaffneten Männer los. Er fuchtelte mit den Armen und rief etwas, das ich nicht hören konnte, obwohl das Schreien und Stöhnen um mich herum jetzt erschrockener Stille wich. Jamie ergriff den Rand des Podestes, zog sich hinter Campbell hoch und reichte MacNeill die Hand. Campbell stand Byrnes direkt gegenüber, und sein schmales Gesicht war wutverzerrt.

»… unsagbare Brutalität!«, brüllte er. Seine Worte erreichten mich nur bruchstückhaft, da sie im Gedränge um mich herum halb untergingen, doch ich sah, wie er empört auf den Kran und seine grauenhafte Bürde zeigte. Der Sklave hatte aufgehört, sich zu winden, und hing nun reglos da.

Das Gesicht des Aufsehers war nicht zu sehen, doch sein Körper war steif vor Empörung und Trotz. Ein paar seiner Freunde bewegten sich auf ihn zu in der klaren Absicht, ihm Schützenhilfe zu leisten.

Ich sah, wie Jamie einen Augenblick stehen blieb, um die Lage einzuschätzen. Er zog beide Pistolen aus dem Rock und kontrollierte kühl, ob sie schussfertig waren. Dann trat er vor und hielt die eine an Byrnes’ bandagierten Kopf. Der Aufseher erstarrte überrascht.

»Hol ihn herunter«, sagte Jamie zu dem nächstbesten Rowdy. Er sprach so laut, dass er im ersterbenden Raunen der Menge gut zu hören war. »Oder ich puste das weg, was vom Gesicht deines Freundes noch übrig ist. Und dann –« Er hob die zweite Pistole und zielte mitten auf die Brust des Mannes. Jamies Gesichtsausdruck machte weitere Drohungen überflüssig.

Der Mann bewegte sich widerstrebend, wobei er die Pistole mit zusammengekniffenen Augen im Blick behielt. Er ergriff den Bremshebel des Krans und zog ihn zurück. Der Haken sank langsam herab, das Seil vom Gewicht der Last gestrafft. Unter den Zuschauern erklang allgemeines Seufzen, als der schlaffe Körper die Erde berührte.

Es war mir gelungen, mein Pferd so weit durch die Menge zu treiben, dass ich nur noch etwa einen halben Meter vom Rand des Podestes entfernt war. Das Pferd scheute und stampfte, es warf seinen Kopf herum und schnaubte wegen des starken Blutgeruchs, war aber so gut dressiert, dass es nicht durchging. Ich saß ab und befahl einem Mann neben mir, meine Kiste abzuladen.

Die Bretter des Podestes fühlten sich seltsam unter meinen Füßen an, sie schwankten wie der Boden, wenn man von einem Schiff kommt. Nur wenige Schritte trennten mich von dem Sklaven; als ich ihn erreichte, war jene kalte Klarheit über mich gekommen, die die größte Stärke eines Chirurgen ist. Ich beachtete weder die erhitzten Auseinandersetzungen hinter mir noch die restlichen Zuschauer.

Er lebte noch; seine Brust bewegte sich in kurzen, ruckartigen Stößen. Der Haken hatte den Bauch durchbohrt, war durch den unteren Brustkorb gedrungen und ungefähr in Nierenhöhe hinten ausgetreten. Die Haut des Mannes war von einem unirdischen, dunklen Blaugrau, und seine Lippen waren bleich wie Lehm.

»Psst«, sagte ich leise, obwohl der Sklave bis auf sein röchelndes Atmen kein Geräusch machte. In seinen Augen stand Unverständnis, seine Pupillen waren erweitert und von Dunkelheit überschwemmt.

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