Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich sagte nichts. Er schwieg ebenfalls.

Wir hatten jetzt eine komplette Runde gedreht und waren wieder am Flussufer angekommen, wo graue Steinstufen in die Tiefe führten und in den glitzernden Wellen verschwanden; selbst so weit flussaufwärts war von der Flut noch etwas zu spüren.

Dort lag ein Boot vertäut, ein kleines Ruderboot, in dem man fischen oder einen kleinen Ausflug unternehmen konnte.

»Kommst du mit auf eine kleine Bootsfahrt?«

»Ja, warum nicht?« Er musste dasselbe Bedürfnis verspüren wie ich, dachte ich – nur fort vom Haus und von Jocasta, um genügend Abstand zu bekommen und ohne die Gefahr einer Unterbrechung klare Gedanken fassen zu können.

Beim Hinabgehen stützte ich mich auf seinen Arm, um das Gleichgewicht zu halten. Doch ehe ich in das Boot steigen konnte, drehte er sich zu mir um. Er zog mich an sich und küsste mich sanft, dann hielt er mich an seinen Körper gedrückt und legte das Kinn auf meinen Kopf.

»Ich weiß es nicht«, sagte er leise als Antwort auf meine unausgesprochenen Fragen. Er kletterte in das Boot und reichte mir die Hand.

Er schwieg, während wir auf den Fluss hinausfuhren. Es war eine dunkle, mondlose Nacht, doch das Spiegelbild der Sterne auf der Wasseroberfläche spendete so viel Licht, dass ich genug sehen konnte, nachdem meine Augen sich einmal an das Wechselspiel von glitzerndem Wasser und Baumschatten gewöhnt hatten.

»Willst du nichts dazu sagen?«, fragte er schließlich abrupt.

»Es ist nicht meine Entscheidung«, sagte ich und spürte eine Enge in meiner Brust, die von keinem Korsett herrührte.

»Nicht?«

»Nein. Sie ist deine Tante. Es ist dein Leben. Du musst dich entscheiden.«

»Und du willst einfach nur zusehen?« Ächzend tauchte er die Ruder ein, um flussaufwärts zu fahren. »Ist es nicht auch dein Leben? Oder willst du jetzt doch nicht bei mir bleiben?«

»Was meinst du damit, nicht bleiben?« Erschreckt setzte ich mich auf.

»Vielleicht wird es dir zu viel.« Sein Kopf war über die Ruder gebeugt, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

»Wenn du den Zwischenfall bei der Sägemühle meinst –«

»Nein, das nicht.« Er zog die Ruder zurück. Seine Schultern spannten sich an, und er lächelte schief. »Tod und Katastrophen würden dich doch kaum stören, Sassenach. Aber die kleinen Dinge des Alltags … Ich sehe doch, wie du zusammenzuckst, wenn das schwarze Dienstmädchen dir die Haare kämmt oder wenn der schwarze Page deine Schuhe zum Putzen mitnimmt. Und die Sklaven bei der Terpentinanlage. Das macht dir Kummer, oder?«

»Ja. Das stimmt. Ich bin – ich kann keine Sklaven besitzen. Ich habe dir gesagt –«

»Aye, das hast du.« Er ließ für einen Augenblick die Ruder ruhen und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah mich offen an.

»Und wenn ich beschließe, es zu tun, Sassenach … könntest du bei mir bleiben und zusehen und nichts tun – denn wir könnten nichts tun, bis meine Tante stirbt. Vielleicht nicht einmal dann.«

»Was meinst du damit?«

»Sie wird ihre Sklaven kaum freilassen wollen – wie könnte sie auch? Also könnte ich es auch nicht, solange sie noch am Leben ist.«

»Aber wenn du die Plantage erst einmal geerbt hättest …« Ich zögerte. Abgesehen davon, dass es makaber war, so über Jocastas Tod zu sprechen, musste man schließlich bedenken, dass dieses Ereignis kaum in absehbarer Zeit eintreten würde: Jocasta war knapp über sechzig und, von ihrer Blindheit einmal abgesehen, bei bester Gesundheit.

Plötzlich verstand ich, was er meinte: Konnte ich mich dazu durchringen, Tag um Tag, Monat um Monat, Jahr um Jahr als Sklavenhalterin zu leben? Ich würde mir nichts vormachen können, würde mich nicht in das Bewusstsein flüchten können, dass ich hier nur ein Gast war, eine Außenseiterin.

Ich biss mir auf die Lippe, um seine Frage nicht spontan und laut zu verneinen.

»Auch dann noch«, beantwortete er meinen halb angefangenen Einwand. »Hast du nicht gewusst, dass ein Sklavenbesitzer seine Sklaven ohne schriftliche Erlaubnis der Versammlung nicht freilassen darf?«

»Er darf was?« Ich starrte ihn verständnislos an. »Warum in aller Welt darf er das nicht?«

»Die Plantagenbesitzer leben in ständiger Furcht vor einem bewaffneten Aufstand der Neger«, sagte er. »Und kannst du es ihnen zum Vorwurf machen?«, fügte er sardonisch hinzu. »Sklaven dürfen keine Waffen tragen mit Ausnahme von Werkzeugen wie den Rindenmessern, und das Gesetz des Blutvergießens soll verhindern, dass sie sie einsetzen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das Letzte, was die Versammlung erlauben würde, wäre, einen Haufen freigelassener Schwarzer auf die Gegend loszulassen. Und selbst wenn jemand einen seiner Sklaven freilassen will und man es ihm gestattet, muss der entlassene Sklave die Kolonie innerhalb kurzer Zeit verlassen – sonst darf er vom Erstbesten gefangen und erneut versklavt werden.«

»Du hast es dir durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich langsam.

»Du nicht?«

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