Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

In der Flussmitte strömte das Wasser schnell dahin; und es war dort flach; ich sah die schwarzen Felsen direkt unter der Oberfläche. Jamie sah sie auch und ruderte aus Leibeskräften zum anderen Ufer, wo er uns auf eine Kiesbank treiben ließ und wir in einem Becken zur Ruhe kamen, das von den Wurzeln einer Trauerweide gebildet wurde. Ich lehnte mich aus dem Boot, griff nach einem herabhängenden Zweig und wickelte unsere Fangleine darum.

Ich hatte gedacht, wir würden nach River Run zurückkehren, doch offensichtlich diente dieser Ausflug nicht nur Erholungszwecken. Wir waren vielmehr weiter stromaufwärts gefahren, und Jamie hatte kräftig gegen die langsame Strömung angerudert.

Mit meinen Gedanken allein gelassen, lauschte ich seinem leisen Keuchen und fragte mich, was wir tun würden. Wenn er sich zum Bleiben entschied … nun, vielleicht würde es sich nicht so schwierig gestalten, wie er dachte. Ich unterschätzte Jocasta Cameron nicht, doch ich unterschätzte Jamie Fraser ebenso wenig. Colum und Dougal MacKenzie hatten versucht, ihn ihrem Willen zu beugen – und beiden war es nicht gelungen.

Mein Gewissen regte sich für einen Moment bei der Erinnerung daran, wie ich Dougal MacKenzie zum letzten Mal gesehen hatte, den Mund voll tonloser Flüche, als er an seinem eigenen Blut erstickte, Jamies Dolch bis zum Anschlag in seinem Hals. Ich bin ein brutaler Mensch, hatte er gesagt, und du weißt es auch.

Doch es stimmte einfach nicht, es gab einen Unterschied zwischen ihm und Stephen Bonnet, dachte ich, während ich beobachtete, wie sich sein Körper beim Rudern anspannte, wie fließend und kraftvoll sich seine Arme bewegten. Er besaß mehr als das Ehrgefühl, auf das er sich berief: Güte, Mut … und ein Gewissen.

Mir wurde klar, wohin wir unterwegs waren, als er mit einem Ruder innehielt und quer zur Strömung die espenverhangene Mündung eines breiten Baches ansteuerte. Ich war noch nie auf dem Wasserweg hierhergekommen, doch Jocasta hatte gesagt, es sei nicht weit.

Es hätte mich nicht überraschen dürfen, denn wenn er heute Nacht unterwegs war, um sich seinen Dämonen zu stellen, war es ein überaus passender Ort.

Kurz hinter der Mündung des Baches ragte die Sägemühle dunkel und schweigend in die Höhe. Hinter dem Gebäude sah man gedämpftes Licht, das aus den Sklavenhütten am Waldrand drang. Um uns herum erklangen die üblichen Nachtgeräusche, doch der Platz selber erschien mir merkwürdig still, trotz des Lärms, der vom Wind in den Bäumen, den Fröschen und dem Wasser kam. Obwohl es Nacht war, schien das hohe Gebäude einen Schatten zu werfen – doch das bildete ich mir sicherlich nur ein.

»Orte, an denen tagsüber viel los ist, machen bei Nacht immer einen besonders gruseligen Eindruck«, sagte ich in dem Bemühen, das Schweigen der Sägemühle zu brechen.

»Ja?« Jamie klang geistesabwesend. »Der hier war mir schon bei Tageslicht nicht besonders sympathisch.«

Ich schauderte bei der Erinnerung.

»Mir auch nicht. Ich habe nur gemeint –«

»Byrnes ist tot.« Er sah mich nicht an; sein Gesicht war der Mühle zugewandt, die durch die Weide halb verborgen war.

Ich ließ das Ende des Taus fallen.

»Der Aufseher? Wann?«, fragte ich, mehr von der Plötzlichkeit der Übermittlung als von der Nachricht selbst schockiert. »Und wie?«

»Heute Nachmittag. Campbells jüngster Sohn hat die Nachricht kurz vor Sonnenuntergang überbracht.«

»Wie?«, fragte ich erstaunt. Ich umklammerte meine Knie und zerknautschte dabei zwei Hände voll elfenbeinfarbener Seide zwischen meinen Fingern.

»Es war Wundstarrkrampf.« Seine Stimme klang beiläufig und teilnahmslos. »Eine ziemlich unangenehme Art zu sterben.«

Damit hatte er recht. Ich hatte noch nie selbst gesehen, wie jemand an Tetanus starb, doch ich kannte die Symptome sehr gut: Rastlosigkeit und Schluckbeschwerden, die in zunehmende Steifheit übergehen, dazu Muskelkrämpfe in Armen, Beinen und Hals. Die Krämpfe nehmen an Stärke und Dauer zu, bis der Körper des Patienten so hart ist wie ein Brett und sich in Agonie krümmt. Die Krämpfe kommen, lassen nach, schwellen an, hören auf und werden schließlich immer stärker. Den letzten Starrkrampf kann nur der Tod wieder lösen.

»Er ist grinsend gestorben, hat Ronnie Campbell gesagt. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass es ein glücklicher Tod war.« Es war ein makaberer Witz, doch es lag nicht viel Humor in seiner Stimme.

Ich setzte mich kerzengerade auf, und trotz der warmen Nacht kroch mir die Kälte die Wirbelsäule hinunter.

»Es ist auch kein schneller Tod«, sagte ich. Argwohn breitete seine kalten Tentakel in meinen Gedanken aus. »Es dauert Tage, bis man an Tetanus stirbt.«

»Davie Byrnes hat von Anfang bis Ende fünf Tage gebraucht.« Falls überhaupt eine Spur von Humor in seiner Stimme gelegen hatte, war sie jetzt verschwunden.

»Du bist bei ihm gewesen«, sagte ich, und ein kurzes Aufflackern von Wut begann, meine innere Kälte aufzutauen. »Du bist bei ihm gewesen! Und du hast es mir nicht gesagt?«

Перейти на страницу:

Похожие книги