Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Das weiß ich wohl, aye?«, sagte er trocken. »Ich habe dein Gesicht gesehen, Sassenach.«

Ich holte tief Luft, wenn auch nur, um mich zu vergewissern, dass es nicht mehr nach Blut roch. Doch mir drang nur der harzige, belebende Terpentingeruch des Kiefernwaldes in die Nase. Plötzlich überkam mich eine lebhafte Erinnerung an das Krankenhaus und den Geruch des nach Kiefern duftenden Desinfektionsmittels, der dort in der Luft hing und den darunterliegenden Krankheitsgeruch überdeckte, ihn aber nicht vertreiben konnte.

Ich tat noch einen befreienden Atemzug und hob den Kopf, um Jamie anzusehen.

»Und hast du dich gefragt, ob ich ihn umgebracht habe?«

»Du wirst getan haben, was du für das Beste hältst.« Er ignorierte die nebensächliche Frage, ob ich einen Mann getötet hatte, um beim eigentlichen Thema zu bleiben.

»Aber ich hätte es unklug gefunden, wenn du beim nächsten Todesfall ebenfalls die Hand im Spiel gehabt hättest, falls du verstehst, was ich meine.«

Das tat ich, und nicht zum ersten Mal wurde ich mir der subtilen Netzwerke bewusst, denen er auf eine Weise angehörte, wie es mir niemals möglich sein würde. Eigentlich war dieser Ort ihm genauso fremd wie mir, und doch wusste er nicht nur, worüber die Leute sprachen – das konnte jeder herausfinden, der gern ins Wirtshaus oder auf den Markt ging –, sondern auch, was sie dachten.

Noch mehr irritierte mich, dass er wusste, was ich dachte.

»Du siehst also«, sagte er, während er mich beobachtete, »ich wusste, dass Byrnes sterben würde und du ihm nicht helfen konntest. Doch ich wusste auch, dass du zu ihm gehen würdest, wenn du von seinem Leiden erfuhrst. Und dann würde er sterben, und die Leute würden sich wundern. Vielleicht würden sie nicht laut sagen, wie seltsam es wäre, dass beide Männer dir sozusagen unter den Händen weggestorben sind – aber –«

»Aber sie würden es denken«, beendete ich seinen Satz.

Das Zucken wurde zu einem schiefen Lächeln.

»Du fällst den Leuten auf, Sassenach.«

Ich biss mir auf die Lippen. Es stimmte, im Guten wie im Bösen, und die Tatsache, dass ich auffiel, hatte mich schon mehr als einmal beinahe umgebracht.

Er stand auf, hielt mit Hilfe eines Astes das Gleichgewicht, trat auf den Kies und zog sich das Plaid über die Schulter.

»Ich habe Mrs. Byrnes gesagt, ich würde die Sachen ihres Mannes aus der Sägemühle holen«, sagte er. »Du brauchst nicht mitzukommen, wenn du nicht möchtest.«

Die Sägemühle ragte vor dem sternenübersäten Himmel auf. Sie hätte beim besten Willen nicht unheimlicher aussehen können. Wo du hingehst, da will auch ich hingehen.

Ich glaubte jetzt zu wissen, was er tat. Er hatte alles sehen wollen, bevor er seinen Entschluss fasste; es in dem Bewusstsein betrachten wollen, dass es ihm gehören konnte. Der Spaziergang durch den Park und die Obstgärten, die Bootspartie vorbei an den dichten Kiefernwäldern, der Besuch bei der Sägemühle – er verschaffte sich einen Überblick über den Besitz, den man ihm anbot, abwägend und einschätzend, stellte fest, welchen Komplikationen er sich gegenübersah und ob er die Herausforderung annehmen konnte und wollte.

Schließlich, dachte ich grimmig, hatte der Teufel darauf bestanden, Jesus alles zu zeigen, was er sich entgehen ließ, und ihn auf das Dach des Tempels geführt, damit er die Städte der Welt sah. Die einzige Schwierigkeit dabei war – falls Jamie beschloss, sich hinabzustürzen, stand keine Heerschar von Engeln bereit, um zu verhindern, dass er sich den Fuß – und alles andere – an einer Platte aus schottischem Granit stieß.

Nur ich.

»Warte«, sagte ich und kletterte aus dem Boot. »Ich komme mit.«

Die Baumstämme waren immer noch auf dem Hof aufgestapelt, niemand hatte sie bewegt, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Die Dunkelheit nahm mir jegliches Gefühl für Perspektive; die frischen Holzstapel waren helle Rechtecke, die über einem unsichtbaren Boden zu schweben schienen, zuerst weit weg, dann plötzlich so nah, dass sie meinen Rock streiften. Es roch nach Kiefernharz und Sägemehl.

Ich konnte nicht einmal den Boden unter meinen eigenen Füßen sehen, denn er wurde von der Dunkelheit und von meinem wogenden elfenbeinfarbenen Rock verdeckt. Jamie hielt meinen Arm fest, damit ich nicht stolperte. Selbstverständlich stolperte er nie. Vielleicht, dachte ich, hatte er eine Art Radar entwickelt, nachdem er sein ganzes Leben ohne einen Gedanken daran verbracht hatte, dass es auch nach Sonnenuntergang im Freien noch Licht geben könnte – wie eine Fledermaus.

Irgendwo bei den Sklavenhütten brannte ein Feuer. Es war sehr spät, die meisten schliefen wohl. Auf den Westindischen Inseln hätte es nächtelanges Trommeln und Wehklagen gegeben; die Sklaven hätten beim Tod eines Kameraden Totengesänge angestimmt und eine Woche lang Trauerfeierlichkeiten abgehalten. Hier tat sich nichts. Kein Geräusch, außer dem Rauschen der Kiefern, nicht die Spur einer Bewegung, nur das schwache Licht am Waldrand.

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