Ich ging einen Schritt weiter, kam auf einem vereisten Felsen auf und glitt aus. Ich fiel hin und kam ins Rutschen, schlitterte einen kurzen, schlammigen Abhang hinunter, landete in einem Immergrüngebüsch, durchbrach auch dieses und klammerte mich mit klopfendem Herzen an eine Handvoll eisiger Zweige.
Zu meinen Füßen befand sich der Rand einer Felsformation, der ins Leere wies. An den Busch geklammert, um nicht weiterzurutschen, kroch ich näher heran und blickte nach unten.
Es war kein Steilhang, wie ich gedacht hatte; es ging nur etwa anderthalb Meter in die Tiefe. Doch war es nicht diese Tatsache, die mir das Herz bis zum Hals klopfen ließ, sondern der Anblick, der sich mir in der laubgefüllten Mulde am Fuß der Felsen bot.
Das Durcheinander aufgewühlter Blätter erinnerte mich unangenehm an die Spuren des Todeskampfes, die der Hase hinterlassen hatte, der nun schlaff an meinem Gürtel hing. Etwas Großes hatte hier auf dem Boden gekämpft – und war dann fortgeschleift worden. Eine breite Furche zog sich durch das Laub und verschwand in der Dunkelheit.
Ohne darauf zu achten, ob meine Füße Halt fanden, krabbelte ich hinunter, eilte zu der Furche und folgte ihr unter den tiefhängenden Zweigen der Hemlock- und Balsamtannen. Im trügerischen Licht meiner flackernden Fackel folgte ich ihr um einen Felshaufen herum, durch ein Immergrüngestrüpp und …
Er lag in der Nähe eines großen, gespaltenen Felsbrockens, halb mit Laub bedeckt, als hätte etwas versucht, ihn zu begraben. Er war nicht zusammengerollt, um sich zu wärmen, sondern lag flach auf dem Bauch, totenstill. Dichter Schnee bedeckte die Falten seines Umhangs und bestäubte die Absätze seiner verdreckten Stiefel.
Ich ließ meine Fackel fallen und warf mich mit einem Schreckensschrei auf seinen Körper.
Er gab ein markerschütterndes Stöhnen von sich und verkrampfte sich unter mir. Ich fuhr zurück, hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und Schrecken. Er war nicht tot, doch er
»Wo?«, wollte ich wissen und riss an seinem Umhang, der sich um seinen Körper verheddert hatte. »Wo bist du verletzt? Blutest du, hast du dir etwas gebrochen?«
Ich konnte keine großen Blutlachen sehen, doch ich hatte meine Fackel fallen gelassen, die in den feuchten Blättern, die ihn bedeckten, prompt erloschen war. Der rötliche Himmel und der fallende Schnee tauchten alles in ein sanftes Glühen, doch das Licht war viel zu gedämpft, um Details zu erkennen.
Er war beängstigend kalt; selbst für meine schneebetäubten Hände fühlte sich seine Haut kühl an, und er regte sich schwerfällig und gab nur leises Stöhnen und Grunzen von sich. Ich glaubte jedoch, ihn »Rücken« murmeln zu hören, und nachdem ich seinen Umhang weggezogen hatte, riss ich an seinem Hemd und zerrte es ihm unsanft aus der Hose.
Daraufhin stöhnte er laut, und ich schob in Panik meine Hände unter den Stoff und suchte nach der Einschussstelle – man musste ihm in den Rücken geschossen haben. Die Eintrittswunde würde nicht sehr stark bluten, doch wo war die Kugel wieder herausgekommen? War sie glatt durchgegangen? Ein kleiner Teil meines Verstandes fand genug Muße, sich zu fragen, wer ihn angeschossen hatte und ob er immer noch in der Nähe war.
Nichts. Ich fand nichts; meine tastenden Hände stießen nur auf nackte, saubere Haut; kalt wie Marmor und mit alten Narben übersät, doch vollständig unverletzt. Ich versuchte es erneut, zwang mich diesmal zur Langsamkeit. Ich tastete nicht nur mit den Fingern, sondern auch mit meinem inneren Auge und ließ meine Handflächen langsam vom Nacken bis zum Kreuz über seinen Rücken gleiten. Nichts.
Tiefer? An seinem Hosenboden sah ich dunkle Flecken; ich hatte sie für Erde gehalten. Ich schob eine Hand unter ihn und tastete nach seinen Schnürbändern, zog sie auf und riss ihm die Hose herunter.
Es war tatsächlich Erde; seine Pobacken leuchteten vor mir auf, weiß, fest, perfekt gerundet und ohne den geringsten Kratzer unter ihrem Silberflaum. Ungläubig grub ich meine Hand in seine Haut.
»Bist du das, Sassenach?«, fragte er ziemlich schläfrig.
»Ja, ich bin’s! Was ist mit dir passiert?«, wollte ich wissen. Meine Panik wich der Entrüstung. »Du hast gesagt, jemand hat dir in den Rücken geschossen!«
»Nein, das habe ich nicht. Kann ich gar nicht, weil es nicht stimmt«, erläuterte er in aller Logik. Er klang ruhig und immer noch sehr verschlafen; er sprach etwas gedehnt. »Mir weht es ziemlich kalt den Hintern hoch, Sassenach; meinst du, du kannst mich zudecken?«
Ich zog ihm mit einem Ruck die Hose wieder hoch, und er grunzte erneut.
»Was zum Teufel ist mit dir los?«
Er wurde jetzt etwas wacher. Mühsam verdrehte er den Kopf, um mich anzusehen.
»Aye, tja. Nicht viel. Nur, dass ich mich kaum bewegen kann.«
Ich starrte ihn an.
»Warum nicht? Hast du dir den Fuß verstaucht? Das Bein gebrochen?«
»Äh … nein.« Er klang ein bisschen verlegen. »Ich … äh … ich habe mir den Rücken verrenkt.«
»Du hast
»Es ist nicht das erste Mal«, versicherte er mir. »Es dauert nur ein oder zwei Tage.«