Die Indianer befanden sich auf der anderen Seite des Hains; ich konnte die Stimmen jetzt deutlich hören. Es klang, als stritten sie sich über irgendetwas. Ein plötzlicher Gedanke überzog meine Arme mit Gänsehaut: Wenn sie durch den Hain kamen, sahen sie vielleicht die Stümpfe der Hemlockäste, die ich abgehackt hatte. Ich hatte nicht sauber gearbeitet; Nadeln und Rindenstücke mussten überall auf dem Boden verstreut sein. War genug Schnee durch die Zweige gerieselt, um meine ungeschickte Fährte zu verdecken?
Eine Bewegung blitzte zwischen den Bäumen auf, dann noch eine, und plötzlich waren sie da, aus dem Tannenhain aufgetaucht wie aus dem Schnee aufgeschossene Drachenzähne.
Sie trugen winterliche Reisekleidung, Pelze und Leder, Kopfbedeckungen aus Fell, manche hatten Umhänge oder Stoffmäntel über ihren Leggings und weichen Stiefeln. Alle führten Bündel aus Decken und Vorräten mit, und die meisten hatten Schneeschuhe über die Schultern geschlungen; offensichtlich war der Schnee hier nicht so tief, dass sie sie benötigten.
Sie waren bewaffnet; ich sah ein paar Musketen, und alle hatten Tomahawks und Keulen im Gürtel stecken. Sechs, sieben, acht … ich zählte stumm mit, als sie im Gänsemarsch aus dem Hain kamen, wobei jeder Mann in die Fußstapfen seines Vorgängers trat. Fast am Ende der Kolonne rief einer der Männer halb lachend ein paar Worte, und an der Spitze antwortete ein Mann über seine Schulter hinweg; seine Worte gingen in dem wehenden Schleier aus Schnee und Wind verloren.
Ich holte tief Luft. Ich konnte Jamie riechen, eine scharfe Note von frischem Schweiß lag über seinem normalen, erdigen Nachtgeruch. Ich schwitzte ebenfalls, trotz der Kälte. Hatten sie Hunde? Konnten sie uns wittern, obwohl wir unter dem durchdringenden Geruch von Fichte und Tanne verborgen lagen?
Dann begriff ich, dass der Wind in unsere Richtung wehen musste, denn er trug ja ihre Stimmen zu uns. Nein, selbst Hunde würden uns nicht riechen. Doch würden sie die Zweige sehen, die unsere Höhle einrahmten? Gerade als ich mich das fragte, rutschte ein großer Klumpen Schnee rauschend herunter und landete mit einem leisen Plumpsen auf der Außenseite.
Jamie atmete scharf ein, und ich beugte mich über seine Schulter und starrte hinaus. Der letzte Mann war zwischen den Bäumen hervorgekommen. Er trug ein kurzes Cape aus Bärenfell über seiner Kutte, Lederleggings und Mokassins darunter – doch er trug einen schwarzen Rock, den er zum Wandern im Schnee hochgeschürzt hatte, und einen breitkrempigen schwarzen Priesterhut, den er mit einer Hand festhielt, damit er nicht fortgeweht wurde. Als ich sein Gesicht zu sehen bekam, war es mit einem blonden Bart bedeckt, und seine Haut war so hell, dass ich sogar aus dieser Entfernung erkennen konnte, wie rot Wangen und Nase waren.
»Ruf sie!«, flüsterte ich, über Jamies Ohr gebeugt. »Sie sind Christen, ganz bestimmt, sonst hätten sie keinen Priester dabei. Sie werden uns nichts tun.«
Er schüttelte langsam den Kopf, ohne die Kolonne aus den Augen zu lassen, die jetzt hinter einer schneebedeckten Felsformation verschwand.
»Nein«, sagte er halb unterdrückt. »Nein. Sie sind vielleicht Christen, aber …« Er schüttelte noch einmal den Kopf, diesmal noch entschiedener. »Nein.«
Es hatte keinen Zweck, mit ihm zu diskutieren. Ich verdrehte die Augen in einer Mischung aus Frustration und Resignation.
»Wie geht’s deinem Rücken?«
Er streckte sich vorsichtig und hielt mitten in der Bewegung mit einem unterdrückten Aufschrei inne, als hätte man ihn aufgespießt.
»Nicht so gut, hm?«, sagte ich, und mein Mitleid war mit reichlich Sarkasmus versetzt. Er warf mir einen finsteren Blick zu, ließ sich ganz langsam auf sein Bett aus zerdrücktem Laub zurücksinken und schloss seufzend die Augen.
»Du hast dir natürlich schon eine geniale Lösung ausgedacht, wie wir von diesem Berg herunterkommen, nehme ich an, oder?«, sagte ich höflich.
Er öffnete die Augen.
»Nein«, sagte er und schloss sie wieder. Er atmete ruhig, und seine Brust hob und senkte sich sanft unter dem fransenbesetzten Jagdhemd, so dass er ganz den Eindruck eines Mannes machte, dessen einzige Sorge seiner Frisur galt.
Es war ein kalter, heller Tag, und die Sonne sandte glitzernde Lichtfinger in unser ehemaliges Versteck und ließ überall um uns herum Schneekleckse wie kleine Bonbons fallen. Ich las einen davon auf und goss ihn sanft in Jamies Hemdkragen.
Er atmete mit einem scharfen Zischen durch die Zähne ein, öffnete die Augen und betrachtete mich kalt.
»Ich habe gerade nachgedacht«, informierte er mich.
»Oh. Dann entschuldige bitte die Unterbrechung.« Ich ließ mich neben ihm nieder und zog die ineinander verwickelten Umhänge über uns. Der Wind begann, durch die Löcher in unserem Unterschlupf zu pfeifen, und mir dämmerte, dass er völlig recht gehabt hatte, was die schützende Wirkung des Schnees betraf. Nur glaubte ich nicht, dass es heute Nacht schneien würde.