»Schnee fühlt sich kalt an«, sagte er und rang um Geduld. »Aber er hält die Kälte draußen, aye? Wie eine Decke. In einem schneebedeckten Haus ist es viel wärmer als in einem, das ungeschützt im Wind steht. Was meinst du, wie es die Bären machen? Sie schlafen im Winter und erfrieren auch nicht.«
»Sie haben eine Fettschicht«, protestierte ich. »Ich habe gedacht, die hält sie warm.«
»Ha, ha.« Er griff mit einiger Anstrengung nach hinten und packte mich fest am Po. »Na, dann brauchst du dir ja überhaupt keine Sorgen zu machen, was?«
Ich zog ihm ganz bedachtsam den Kragen herunter, reckte den Kopf und leckte ihm den Hals in einer einzigen Bewegung vom Nacken bis zum Haaransatz.
»Das war eine
»So ein Humbug«, sagte ich. Ich war einigermaßen beruhigt und kuschelte mich enger an ihn. »Du bist dir also sicher, dass wir nicht erfrieren?«
»Nein«, sagte er. »Aber ich halte es nicht für wahrscheinlich.«
»Hm«, sagte ich und fühlte mich schon weniger beruhigt. »Na ja, vielleicht sollten wir für alle Fälle doch noch etwas wach bleiben.«
»Ich wedele aber nicht mehr mit den Armen«, sagte er bestimmt. »Hier ist kein Platz. Und wenn du mir deine niedlichen Eispfoten in die Hose steckst, dann erwürg ich dich, kranker Rücken hin oder her, das schwöre ich dir.«
»Schon gut, schon gut«, sagte ich. »Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen eine Geschichte erzähle?«
Highlander lieben Geschichten, und Jamie machte da keine Ausnahme.
»Oh, aye«, sagte er und klang schon viel zufriedener. »Was für eine Geschichte ist es denn?«
»Eine Weihnachtsgeschichte«, sagte ich und schmiegte mich an ihn. »Über einen Geizhals namens Ebenezer Scrooge.«
»Ganz bestimmt ein Engländer, was?«
»Ja«, sagte ich. »Sei still und hör zu.«
Ich konnte beim Reden meinen Atem sehen; weiß hing er in der nebligen, kalten Luft. Außerhalb unseres Unterschlupfes schneite es heftig; immer wenn ich eine Pause beim Erzählen machte, hörte ich Schnee auf die Hemlockzweige rieseln, und weiter weg heulte der Wind in den Bäumen.
Ich kannte die Geschichte sehr gut; sie hatte zu unserem Weihnachtsritual gehört – Franks, Briannas und meinem. Seit Briannas fünftem oder sechstem Lebensjahr hatten wir jedes Jahr
»Und der Geist sagte: ›Ich bin der Geist der vergangenen Weihnacht …‹«
Ich mochte vielleicht nicht im Begriff sein zu erfrieren, doch die Kälte hatte trotzdem eine seltsam hypnotische Wirkung. Die Phase, in der sie mir Beschwerden verursacht hatte, war vorbei, und jetzt fühlte ich mich irgendwie körperlos. Ich wusste, dass meine Hände und Füße eisig waren, doch es schien keine Rolle mehr zu spielen. Ich schwebte in einem friedvollen, weißen Nebel und sah die Worte wie Schneeflocken um meinen Kopf herumwirbeln, während ich sie sprach.
»… und da war der gute, alte Fezziwig und Lichter und Musik …«
Ich konnte nicht sagen, ob ich langsam auftaute oder ob mir kälter wurde. Ich war mir eines Zustandes allgemeiner Entspannung bewusst und eines völlig merkwürdigen Déjà-vu-Gefühls, als wäre ich schon einmal so eingeschlossen, vom Schnee umhüllt gewesen, kuschelig, obwohl draußen alles trostlos war.
Als Bob Cratchit mit seinem mageren Vogel ankam, fiel es mir wieder ein. Ich redete automatisch weiter, und der Fluss der Geschichte kam von irgendwo weit unterhalb meiner Bewusstseinsebene, und in meiner Erinnerung saß ich auf dem Vordersitz eines liegengebliebenen 1956er Oldsmobiles, dessen Windschutzscheibe schneeverkrustet war.
Wir waren unterwegs zu einem älteren Verwandten Franks in irgendeiner nördlichen Provinz des Bundesstaates New York gewesen. Auf halbem Weg hatte heftiger Schneefall eingesetzt, und Windböen waren über die vereisten Straßen gefegt. Ehe wir uns versahen, waren wir von der Straße in einen Graben geschlittert, während unsere Scheibenwischer vergeblich gegen die herabkommenden Schneemassen ankämpften.
Wir konnten nur auf den Morgen und auf Rettung warten. Wir hatten einen Picknickkorb und ein paar alte Decken dabei; wir holten Brianna zu uns auf den Vordersitz und kuschelten uns alle unter unseren Mänteln und den Decken aneinander, schlürften lauwarmen Kakao aus der Thermoskanne und machten Witze, damit sie keine Angst bekam.
Als es später und kälter wurde, rückten wir noch näher zusammen, und um Brianna abzulenken, begann Frank, ihr Dickens’ Geschichte aus dem Gedächtnis zu erzählen, wobei er darauf zählte, dass ich einsprang, wenn ihm etwas nicht einfiel. Keiner von uns hätte es allein geschafft, doch zusammen kamen wir gut zurecht. Nachdem der unheimliche Geist der zukünftigen Weihnacht erschienen war, schlief Brianna fest und gemütlich unter den Mänteln, ein warmes, weiches Gewicht an meiner Seite.