Wir hätten die Geschichte nicht unbedingt zu Ende erzählen müssen, doch wir taten es trotzdem, und unsere Hände berührten sich unter dem Deckenberg, als wir auch jenseits der Worte miteinander sprachen. Ich erinnerte mich an Franks Hände, warm und kraftvoll auf den meinen; sein Daumen streichelte meine Handfläche und umfuhr meine Finger. Frank hatte meine Hände immer geliebt.
Das Auto hatte sich mit dem Nebel unseres Atems gefüllt, und Wassertropfen waren an den Innenseiten der beschlagenen Fenster heruntergelaufen. Franks Kopf war wie eine dunkle Kamee gewesen, die sich schwach vor dem weißen Hintergrund abzeichnete. Ganz am Ende hatte er sich an mich gelehnt, seine Nase und Wangen kühl, seine Lippen warm auf den meinen, als er die letzten Worte der Geschichte flüsterte.
»Gott segne uns, einen jeden von uns«, schloss ich, und dann lag ich still, eine kleine Nadel aus Schmerz wie einen Eissplitter im Herzen. Es war still in unserem Unterschlupf, und es kam mir jetzt dunkler vor; da der Schnee alle Öffnungen zugedeckt hatte.
Jamie streckte die Hand nach hinten aus und berührte mein Bein.
»Steck deine Hände in mein Hemd, Sassenach«, sagte er leise. Ich ließ eine Hand vorn in sein Hemd gleiten, so dass sie auf seiner Brust ruhte, die andere in seinem Rücken. Die verblichenen Narben der Peitschenhiebe fühlten sich an wie Fäden unter seiner Haut.
Er legte seine Hand auf die meine und presste sie fest an seine Brust. Er war sehr warm, und sein Herz schlug langsam und kräftig unter meinen Fingern.
»Schlaf jetzt,
Ich erwachte abrupt aus meinem frostigen Halbschlaf, weil Jamies Hand meinen Oberschenkel drückte.
»Psst«, sagte er leise. In unserem winzigen Unterschlupf war es immer noch dämmrig, doch das Licht hatte sich verändert. Es war Morgen; wir lagen unter einer dichten Schneedecke, die das Tageslicht abhielt, doch die Dunkelheit der letzten Nacht hatte etwas leicht Unirdisches an sich gehabt, das jetzt verschwunden war.
Die Stille war ebenfalls vorbei. Die Geräusche von draußen drangen gedämpft zu uns herein. Jetzt nahm auch ich wahr, was Jamie gehört hatte – das leise Echo von Stimmen –, und fuhr aufgeregt hoch.
»Pssst!«, sagte er erneut in nachdrücklichem Flüsterton und drückte fester auf mein Bein.
Die Stimmen näherten sich, und jetzt konnte man schon fast einzelne Wörter aufschnappen. Fast. Sosehr ich mich auch anstrengte, ich konnte mir keinen Reim auf das machen, was da gesagt wurde. Dann begriff ich, dass es daran lag, dass sie keine mir bekannte Sprache sprachen.
Indianer. Es war eine Indianersprache. Doch ich hatte nicht das Gefühl, dass die Sprache Tuscarora war, obwohl ich noch keine Wörter erkennen konnte; die Sprachmelodie war ähnlich, doch der Rhythmus war irgendwie anders. Ich strich mir das Haar aus den Augen und fühlte mich hin- und hergerissen zwischen zwei Möglichkeiten.
Hier war die Hilfe, die wir so dringend brauchten – wie es sich anhörte, bestand der Trupp aus mehreren Männern, genug, um Jamie gefahrlos zu transportieren. Andererseits, wollten wir wirklich die Aufmerksamkeit einer Gruppe Indianer auf uns lenken, die vielleicht auf einem Raubzug waren?
Jamies Verhalten nach wollten wir das ganz offensichtlich nicht. Er hatte es geschafft, sich auf einen Ellbogen zu stützen, hatte das Messer gezogen und hielt es nun in der rechten Hand bereit. Er kratzte sich mit der Spitze geistesabwesend das stoppelige Kinn, während er den Kopf schräg legte, um auf die herannahenden Stimmen zu lauschen.
Ein Schneeklumpen, der vom Dach unseres Käfigs fiel und mit einem leisen
Seine Finger umfassten mein Bein so fest, dass es blaue Flecken geben würde, doch ich regte mich nicht und machte kein Geräusch. An einer Stelle war der Schnee vom Gitterwerk der Hemlockzweige gefallen und hatte zahlreiche kleine Löcher hinterlassen, durch die ich zwischen den Nadeln nach draußen blicken konnte, wenn ich über Jamies Schulter sah.
Vor uns fiel der Boden ein wenig ab und senkte sich um einen oder zwei Meter bis hin zu dem Hain, wo ich in der vorigen Nacht die Zweige geschlagen hatte. Alles war tief verschneit – während der Nacht mussten gut zehn Zentimeter gefallen sein. Die Morgendämmerung war gerade vorbei; die aufgehende Sonne tauchte die dunklen Bäume in rotgoldenes, funkelndes Licht und ließ die eisige Schneefläche darunter weiß aufleuchten. Auf den Sturm war Wind gefolgt; pulvriger Schnee trieb in weißen Wolken von den Ästen.