Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Ich habe es nicht nur gesehen, ich bin daraufgetreten«, bestätigte ich ihm. »Oder vielmehr, ich bin daraufgetreten, und dann habe ich es gesehen. Hätte ich es zuerst gesehen, wäre ich in die andere Richtung gelaufen, darauf kannst du Gift nehmen.«

Aus dem Bett erklang ein leises Lachen. Lord John kratzte sich am Arm und lächelte.

»Ihr müsst das Leben hier äußerst langweilig finden, Mrs. Fraser, nach Euren Abenteuern auf den Westindischen Inseln.«

»Ab und zu ein bisschen Langeweile würde mir gar nichts ausmachen«, sagte ich voller Sehnsucht.

Unwillkürlich blickte ich auf die verriegelte Tür. Dort hatte ich Ians Muskete hingestellt, die ich aus dem Maisspeicher mitgebracht hatte, als ich ihn geholt hatte. Jamie hatte sein Gewehr mitgenommen, doch seine Pistolen lagen auf der Anrichte, geladen und schussbereit, wie er sie für mich zurückgelassen hatte, und Munitionskiste und Pulverhorn waren ordentlich daneben arrangiert.

Es war gemütlich in der Blockhütte. Der Feuerschein flackerte golden und rot auf den grobrindigen Wänden, und die Luft war erfüllt vom warmen Nachklang der Düfte von Eichhörncheneintopf und Kürbisbrot, gewürzt mit dem bitteren Aroma des Weidentees. Ich strich mit den Fingern über Ians Kinn. Noch kein Ausschlag, doch die Haut war angespannt und heiß – immer noch sehr heiß, trotz der Weidenrinde.

Von Jamaica zu erzählen, hatte mich zumindest ein wenig von meiner Sorge um Ian abgelenkt. Kopfschmerzen waren kein ungewöhnliches Symptom, wenn jemand die Masern hatte; doch schwere und anhaltende Kopfschmerzen schon. Meningitis und Enzephalitis waren gefährliche – und nur allzu gut mögliche – Komplikationen dieser Krankheit.

»Was macht der Kopf?«, fragte ich.

»Ein bisschen besser«, sagte er. Er hustete und kniff die Augen zu, als die Stöße seinen Kopf schüttelten. Er hielt inne und öffnete sie ein Stückchen; dunkle, fieberglühende Schlitze. »Mir ist furchtbar heiß, Tante Claire.«

Ich glitt vom Rollbett herab und wrang ein Tuch in kühlem Wasser aus. Ian rührte sich leicht, als ich ihm über das Gesicht wischte, und seine Augen waren wieder geschlossen.

»Mrs. Abernathy hat mir gegen die Kopfschmerzen Amethyste zu trinken gegeben«, murmelte er schläfrig.

»Amethyste?« Ich erschrak, ließ meine Stimme aber leise und beruhigend klingen. »Du hast Amethyste getrunken?«

»In Essig zerstampft«, sagte er. »Und Perlen in süßem Wein, aber die waren fürs Bett, hat sie gesagt.« Sein Gesicht sah rot und geschwollen aus, und auf der Suche nach Erleichterung drehte er die Wange auf das kühle Kissen. »Sie hatte eine Menge Ahnung von Steinen, die Frau. Sie hat Smaragdpulver in der Flamme einer schwarzen Kerze verbrannt und mir den Schwanz mit einem Diamanten eingerieben – um ihn steif zu halten, hat sie gesagt.«

Aus dem Bett erklang ein leises Geräusch, und ich blickte auf und sah, dass sich Lord John auf seinen Ellbogen gestützt hatte, die Augen weit aufgerissen.

»Und haben die Amethyste gewirkt?« Ich wischte Ian sanft mit dem Tuch über das Gesicht.

»Der Diamant hat gewirkt.« Er machte den zaghaften Versuch, nach der Art von Heranwachsenden obszön zu lachen, doch es ging in einen heftigen, rasselnden Husten über.

»Keine Amethyste hier, fürchte ich«, sagte ich. »Aber es gibt Wein, wenn du welchen möchtest.« Er wollte, und ich half ihm beim Trinken – stark mit Wasser verdünnt –, dann ließ ich ihn auf das Kissen zurücksinken, rot und mit schweren Augen.

Lord John hatte sich ebenfalls hingelegt und beobachtete uns, das dichte, lose blonde Haar hinter sich auf dem Kissen ausgebreitet.

»Das war es, was sie von den Jungen wollte, weißt du?«, sagte Ian. Seine Augen waren fest gegen das Licht geschlossen, doch er konnte eindeutig irgendetwas sehen, und wenn es nur in den Nebeln der Erinnerung war. Er leckte sich die Lippen; sie fingen an auszutrocknen und aufzuspringen, und seine Nase begann zu laufen.

»Sie hat gesagt, dass der Stein im Inneren eines Jungen wuchs – der, den sie wollte. Sie hat aber gesagt, dass es ein Junge sein musste, der noch nie einem Mädchen beigewohnt hatte, das war wichtig. Wenn er das getan hatte, dann würde der Stein irgendwie nicht richtig sein. Wenn er einen h-huh-hatte.« Er hielt inne, um zu husten, und endete atemlos mit triefender Nase. Ich hielt ihm ein Taschentuch hin, damit er sie putzen konnte.

»Was wollte sie mit dem Stein?« Lord Johns Gesicht trug einen Ausdruck des Mitgefühls – er wusste nur zu gut, wie es Ian im Augenblick ging –, doch die Neugier gebot ihm die Frage. Ich protestierte nicht; ich wollte es ebenfalls wissen.

Ian fing an, den Kopf zu schütteln, und hielt dann stöhnend inne.

»Ah! Gott, mein Kopf platzt gleich! Ich weiß es nicht, Mann. Sie hat es uns nicht gesagt. Nur, dass er wichtig war und sie ihn um jeden Preis haben musste.« Er hatte das letzte Wort kaum hervorgebracht, als er sich in einem Hustenanfall verlor, der bis jetzt der schlimmste war; er klang wie ein bellender Hund.

»Hör besser auf zu red–«, begann ich, wurde aber durch ein leises Plumpsen an der Tür unterbrochen.

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