Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Das stimmt. Er meint Yi Tien Cho – Mr. Willoughby«, erklärte ich Lord John, der die Vorgänge mit einem verwunderten Stirnrunzeln beobachtete. »Es ist eine Methode, mit der man Schmerzen lindern kann, indem man Druck auf bestimmte Punkte des Körpers ausübt. Dieser hier ist gut gegen Kopfschmerzen. Der Chinamann hat es mir beigebracht.«

Ich erwähnte den kleinen Chinesen Lord John gegenüber nur ungern, denn als wir uns das letzte Mal begegnet waren, auf Jamaica, durchkämmten gerade vierhundert Soldaten auf Lord Johns Befehl die Insel auf der Suche nach Mr. Willoughby, den man eines besonders grausamen Mordes verdächtigte.

»Er hat es nicht getan, wisst Ihr?«, fühlte ich mich gedrängt hinzuzufügen. Lord John sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

»Das spielt keine Rolle«, sagte er trocken, »da wir ihn nie gefangen haben.«

»Oh, das freut mich.« Ich blickte auf Ian herab, bewegte meine Daumen einen halben Zentimeter weiter nach außen und drückte erneut zu. Sein Gesicht war immer noch vor Schmerz angespannt, doch ich glaubte, dass die Blässe in seinen Mundwinkeln etwas nachließ.

»Ihr … äh … wisst wohl nicht, wer Mrs. Alcott umgebracht hat?« Lord Johns Stimme klang beiläufig. Ich sah zu ihm auf, doch in seinem Gesicht waren nur schlichte Neugier und eine große Anzahl Flecken zu sehen.

»Doch, das tue ich«, sagte ich zögernd, »aber –«

»Wirklich? Ein Mord? Wer war es? Was ist passiert, Tante Claire? Autsch!« Ians Augen öffneten sich abrupt unter meinen Fingern, vor Interesse aufgerissen, und schnappten dann schmerzverzerrt zu, als sie der Schein des Feuers traf.

»Halt du den Mund«, sagte ich und grub meine Daumen in die Muskeln vor seinen Ohren. »Du bist krank.«

»Argk!«, sagte er, erschlaffte aber gehorsam, wobei die mit Liesch gefüllte Matratze laut unter seinem dünnen Körper raschelte. »Schon gut, Tante Claire, aber wer? Du kannst nicht einfach so Fetzen erzählen und dann erwarten, dass ich schlafe, ohne den Rest zu erfahren. Oder kann sie das?« Er öffnete seine Augen einen Spaltbreit, um an Lord John zu appellieren, der ihm mit einem Lächeln antwortete.

»Ich trage keine Verantwortung mehr in dieser Angelegenheit«, versicherte mir Lord John. »Vielleicht solltest du allerdings in Betracht ziehen«, wandte er sich mit größerer Bestimmtheit an Ian, »dass die Geschichte möglicherweise jemanden belastet, den deine Tante schützen möchte. In diesem Fall wäre es unfein, auf Details zu bestehen.«

»Och, das kann gar nicht sein«, versicherte ihm Ian, die Augen fest geschlossen. »Onkel Jamie würde niemals jemanden umbringen, es sei denn, er hätte guten Grund dazu.«

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Lord John leicht erschrocken zusammenfuhr. Offensichtlich war ihm der Gedanke nie gekommen, dass es Jamie gewesen sein könnte.

»Nein«, versicherte ich ihm, als ich sah, dass sich seine hellen Augenbrauen zusammenzogen. »Er war es nicht.«

»Also, ich war es auch nicht«, sagte Ian selbstsicher. »Und wen könnte Tante Claire sonst schützen wollen?«

»Du schmeichelst dir, Ian«, sagte ich trocken. »Aber da du darauf bestehst …«

Mit meiner Zurückhaltung hatte ich in der Tat Ian schonen wollen. Kein anderer konnte durch die Geschichte Schaden nehmen – der Mörder war tot und Mr. Willoughby höchstwahrscheinlich auch, umgekommen im tiefen Dschungel der Hügel Jamaicas, obwohl ich aufrichtig hoffte, dass es nicht so war.

Doch es war noch jemand in die Geschichte verwickelt; die Frau, die ich als Geillis Duncan kennengelernt und später unter dem Namen Geillis Abernathy wiedergetroffen hatte. In ihrem Auftrag war Ian aus Schottland entführt worden, dann in Jamaica gefangen gehalten worden und Dinge hatte erlitten, von denen er uns erst in letzter Zeit zu erzählen begonnen hatte.

Doch es sah so aus, als gäbe es jetzt kein Zurück mehr – Ian war so widerspenstig wie ein Kind, das auf seiner Gutenachtgeschichte besteht, und Lord John saß im Bett wie ein Streifenhörnchen, das mit vor Interesse leuchtenden Augen auf Nüsse wartet.

Und so lehnte ich mich mit dem makaberen Drang, mit »Es war einmal« zu beginnen, an die Wand, Ians Kopf immer noch auf dem Schoß, und begann die Geschichte vom Gut Rose Hall und seiner Herrin, der Hexe Geillis Duncan, vom Reverend Archibald Campbell und seiner seltsamen Schwester Margaret, vom Unhold von Edinburgh und der Fraserprophezeiung und von einer Nacht voller Feuer und Krokodilsblut, in der die Sklaven von sechs Plantagen am Ufer des Yallahs River sich erhoben und ihre Herren gemeuchelt hatten, angestachelt von Ishmael, dem Houngan.

Von den späteren Ereignissen in der Höhle von Abandawe auf Haiti sagte ich nichts. Ian war sowieso dabei gewesen. Und diese Geschehnisse hatten nichts mit dem Mord an Mina Alcott zu tun.

»Ein Krokodil«, murmelte Ian. Seine Augen waren geschlossen, und sein Gesicht hatte sich unter meinen Fingern weiter entspannt, trotz der grauenvollen Natur meiner Geschichte. »Du hast es wirklich gesehen, Tante Claire?«

Перейти на страницу:

Похожие книги