»Im Wohnzimmer mit Opa und einer Dame und einem Mann«, antwortete Matthew prompt. »Sie haben zwei Kannen Kaffee getrunken und ein Tablett mit Scones und einen ganzen Dundee-Kuchen gegessen, aber Mama sagt, sie bleiben noch, weil sie hoffen, dass sie hier auch noch zu Abend essen können, und viel Spaß, weil es heute nur Suppe mit ein bisschen Haxe gibt, und verdammt – oh«, er hielt sich die Hand vor den Mund und sah seinen Vater schuldbewusst an, »und verflixt, wenn sie ihnen etwas von der Stachelbeertorte abgibt, egal, wie lange sie bleiben.«
Jamie sah seinen Sohn scharf an und blickte dann fragend zu seiner Schwester. »Eine Dame und ein Mann?«
Janet zog ein angewidertes Gesicht.
»Die Meckerziege und ihr Bruder«, sagte er.
Jamie grunzte und sah dabei Brianna an.
»Ich schätze, dann freut sich Mama wohl über eine Entschuldigung, von ihnen wegzukommen.« Er nickte Matthew zu. »Geh und hol deine Oma, Junge. Sag ihr, wir haben Besuch, den sie sicher sehen möchte. Und sag’s anständig, aye?« Er drehte Matthew zur Rückseite des Hauses um und entließ ihn mit einem sanften Klaps auf den Po.
Der Junge ging los, allerdings langsam und warf Brianna dabei einen Blick voll gebannter Faszination zu.
Jamie wandte sich lächelnd wieder an Brianna.
»Das war mein Ältester«, sagte er. »Und das« – er wies auf die junge Frau – »ist meine Schwester, Janet Murray. Janet – Mistress Brianna Fraser.«
Brianna wusste nicht, ob sie ihr die Hand anbieten sollte oder nicht, und begnügte sich stattdessen mit einem Kopfnicken und einem Lächeln. »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen«, sagte sie freundlich.
Janet riss die Augen vor Erstaunen weit auf, ob über Briannas Worte oder ihren Akzent, konnte Brianna nicht sagen.
Jamie grinste über die überraschte Reaktion seiner Schwester.
»Du errätst niemals, wer sie ist, Jen«, sagte er. »Nicht in tausend Jahren!«
»Cousine«, murmelte sie und betrachtete ihren Gast unverhohlen von oben bis unten. »Sicher, sie sieht aus wie eine MacKenzie. Aber du sagst, sie heißt Fraser …« Ihre Augen weiteten sich plötzlich.
»Oh, das kann nicht sein«, sagte sie zu Brianna. Ein Lächeln breitete sich über ihr ganzes Gesicht und verstärkte ihre Ähnlichkeit mit ihrem Bruder. »Das
Das Glucksen ihres Bruders wurde durch das Geräusch einer zufallenden Tür und den Klang leiser Schritte auf den Flurdielen unterbrochen.
»Aye, Jamie? Mattie sagt, wir haben einen Gast …« Die leise, energische Stimme erstarb auf einmal. Brianna blickte auf, und das Herz steckte ihr plötzlich im Hals.
Jenny Murray war sehr klein – gerade einen Meter sechzig groß – und so feinknochig wie ein Spatz. Sie stand da und starrte Brianna mit leicht geöffnetem Mund an. Ihre Augen waren tiefblau wie Enziane und fielen umso mehr auf, als ihr Gesicht papierweiß geworden war.
»Oje«, sagte sie leise. »Oje.« Brianna lächelte zögernd und nickte ihrer Tante zu – der Freundin ihrer Mutter, der geliebten, einzigen Schwester ihres Vaters.
Der kleine Jamie verbeugte sich ausgiebig vor seiner Mutter und strahlte.
»Mama, darf ich dir …«
»Jamie Fraser! Ich wusste, dass er wieder da ist – ich hab’s dir doch gesagt, Jenny Murray!«
Vom Ende des Flurs kam eine Stimme in schrillem vorwurfsvollem Tonfall. Brianna blickte erstaunt auf und sah eine Frau aus dem Schatten auftauchen, die vor Empörung knisterte.
»Amyas Kettrik hat mir
»Sei still!«, sagte Jenny ungeduldig. »Du
»Ein
Die andere Frau drehte sich um und sah Brianna stirnrunzelnd an. Dann blinzelte sie kurz, während ihre Wut verschwand und ihr rundes Gesicht Überraschung zeigte. Sie schnappte nach Luft und bekreuzigte sich.
»Jesses, Maria und Josef! Wer in Gottes Namen seid Ihr?«
Brianna holte tief Luft, blickte von der einen Frau zur anderen und antwortete. Sie versuchte, ihre Stimme nicht zittern zu lassen.
»Mein Name ist Brianna. Ich bin Jamie Frasers Tochter.«