Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Aye, gut …« Sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Sie schob sich die Locken aus den Augen und gewöhnte sich langsam ans Hier und Jetzt. Ihr Traum war ihr immer noch gegenwärtig, wirklicher als die in Dunkelheit gehüllten Umrisse ihres Schlafzimmers.

»Es tut gut, deine Stimme zu hören, Roger«, sagte sie leise. Sie war überrascht, wie gut es tat. Seine Stimme war weit weg und wirkte doch viel unmittelbarer als das entfernte Sirenengeheul und das Zischen der Reifen draußen auf dem Asphalt.

»Mir tut es auch gut.« Er klang ein bisschen schüchtern. »Hör mal, ich könnte nächsten Monat in Boston an einer Konferenz teilnehmen. Ich habe mir gedacht, ich könnte kommen, wenn – verdammt, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Willst du mich sehen?«

Ihre Hand umklammerte den Hörer, und ihr Herz tat einen Sprung.

»Tut mir leid«, sagte er sofort, bevor sie antworten konnte. »Ich setze dich unter Druck, stimmt’s? Ich … also … sag mir gleich, wenn es dir nicht recht ist.«

»Doch. Klar ist es mir recht!«

»Ah. Du hast also nichts dagegen? Nur … du hast meinen Brief nicht beantwortet. Ich dachte, ich hätte vielleicht etwas getan –«

»Nein, hast du nicht. Tut mir leid. Es war nur –«

»Schon gut. Ich wollte nicht –«

Ihre Sätze kollidierten, und sie hielten beide inne, gelähmt vor Befangenheit.

»Ich wollte nicht drängen –«

»Ich wollte nicht –«

Da war es schon wieder passiert, doch diesmal lachte er, und die leise schottische Belustigung überbrückte Zeit und Raum, so beruhigend, als hätte er sie berührt.

»Dann ist es ja gut«, sagte er mit Nachdruck. »Ich verstehe schon, aye?«

Sie antwortete nicht, sondern schloss die Augen, und ein undefinierbares Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Roger Wakefield war wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Welt, der sie verstehen konnte. Doch ihr war vorher nicht klar gewesen, wie wichtig dieses Verständnis sein könnte.

»Ich habe geträumt«, sagte sie, »als das Telefon klingelte.«

»Mmpf?«

»Von meinem Vater.« Jedes Mal, wenn sie das Wort aussprach, schnürte es ihr ganz leicht die Kehle zu. Dasselbe passierte auch, wenn sie »Mutter« sagte. Sie konnte immer noch die sonnenwarmen Kiefern aus ihrem Traum riechen und das Knirschen der Kiefernnadeln unter ihren Füßen spüren.

»Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Ich bin irgendwo mit ihm durch den Wald gewandert. Ich folgte ihm einen Pfad hinauf, und er hat mit mir geredet, aber ich konnte ihn nicht verstehen – ich versuchte, ihn einzuholen, damit ich ihn hören konnte, aber ich habe es nicht geschafft.«

»Und du wusstest, dass der Mann dein Vater ist?«

»Ja – aber vielleicht habe ich das nur wegen der Bergwanderung gedacht. Das habe ich immer mit Paps gemacht.«

»Wirklich? Ich mit meinem auch. Wenn du jemals nach Schottland zurückkommst, nehme ich dich mit zum Munro bagging

»Wohin?«

Er lachte, und sie sah ihn plötzlich vor sich, wie er das dichte Haar zurückstrich, das er nicht oft genug schnitt, die moosgrünen Augen beim Lächeln halb zugekniffen. Sie merkte, dass sie sich langsam mit der Daumenspitze über die Unterlippe strich, und hielt inne. Er hatte sie geküsst, als sie sich verabschiedet hatten.

»Munro nennt man in Schottland einen Berg, der höher als neunhundertvierzehn Meter ist. Es gibt so viele davon, dass die Leute sich einen Sport daraus machen, herauszufinden, auf wie viele sie klettern können. Man sammelt sie wie Briefmarken oder Streichholzschachteln.«

»Wo bist du jetzt – in Schottland oder in England?«, fragte sie, dann unterbrach sie sich, bevor er antworten konnte. »Nein, lass mich raten. Du bist in … Schottland. In Inverness.«

»Stimmt.« Die Überraschung in seiner Stimme war unüberhörbar. »Woher weißt du das?«

Sie reckte sich und schlug unter der Bettdecke ihre langen Beine übereinander.

»Du rollst das R, wenn du dich mit anderen Schotten unterhalten hast. Es ist mir aufgefallen, als wir – nach London gefahren sind.« Ihre Stimme war nur noch leicht belegt; es wurde langsam leichter, dachte sie.

»Und ich warrr schon überrrzeugt, du könntest hellsehen«, sagte er und lachte.

»Ich wünschte, du wärst jetzt hier«, sagte sie impulsiv.

»Wirklich?« Er klang überrascht, und dann plötzlich schüchtern. »Oh. Also … das ist doch gut, oder?«

»Roger – weshalb ich nicht geschrieben habe –«

»Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagte er schnell. »In einem Monat bin ich da, dann können wir darüber reden. Brianna, ich –«

»Ja?«

Sie hörte ihn Luft holen und erinnerte sich genau daran, wie es sich anfühlte, wenn sich seine Brust warm und fest unter ihren Fingern hob und senkte.

»Ich bin froh, dass du ja gesagt hast.«

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