Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Die schweren Lider senkten sich; er war es ihm nicht wert – im Augenblick.

»Bei Sonnenuntergang seid Ihr an Bord«, sagte Bonnet. »Fünf Schillinge im Monat, drei Tage in der Woche Fleisch, sonntags Plumpudding. Ihr bekommt eine Hängematte, aber für Eure Kleider müsst Ihr selbst sorgen. Ihr könnt das Schiff verlassen, wenn die Fracht entladen ist, vorher nicht. Sind wir uns einig, Sir?«

»Abgemacht«, sagte Roger, dessen Mund plötzlich ausgetrocknet war. Er hätte viel um ein Bier gegeben, aber nicht jetzt, nicht hier unter diesem aufmerksamen grünen Blick.

»Fragt nach Mr. Dixon, wenn Ihr an Bord geht. Er ist der Zahlmeister.« Bonnet lehnte sich zurück, zog ein kleines, in Leder gebundenes Buch aus seiner Tasche und schlug es auf. Audienz beendet.

Roger wandte sich um und ging hinaus, ohne zurückzusehen. Er spürte eine kleine, kalte Stelle an seinem Schädelansatz. Wenn er sich umsah, das wusste er, dann würde er die grünen, leuchtenden Augen reglos über den Rand des ungelesenen Buches gerichtet sehen, und sie würden jede Schwäche registrieren.

Die kalte Stelle, dachte er, war dort, wo die Zähne zupacken würden.




Kapitel 37

Gloriana

Vor seiner Einschiffung auf der Gloriana hatte Roger seine Kondition für annehmbar gehalten. Im Vergleich mit den sichtlich unterernährten und verschrumpelten Menschenexemplaren, aus denen sich der Rest der Besatzung zusammensetzte, hielt er sich sogar für ziemlich kräftig. Es dauerte exakt vierzehn Stunden – die Länge eines Arbeitstages –, ihn von dieser Überzeugung zu kurieren.

Blasen hatte er einkalkuliert, Muskelkater ebenso; Kisten hochzuheben, Sparren zu stemmen und an Seilen zu ziehen, war für ihn keine neue Arbeit, obwohl er so etwas lange nicht mehr gemacht hatte.

Woran er nicht gedacht hatte, das war die durchdringende Müdigkeit, die genauso von der ständigen Kühle der feuchten Kleider herrührte wie von der Arbeit. Er begrüßte die schwere Arbeit im Frachtraum, weil sie ihn zeitweise aufwärmte, auch wenn er wusste, dass der Wärme ein leichtes, konstantes Zittern folgen würde, sobald er an Deck ging, wo der Wind wieder seine eisigen Klauen in seine schweißnassen Kleider krallen konnte.

Dass der nasse Hanf ihm die Hände aufrauhte und zerkratzte, war schmerzhaft, doch damit hatte er gerechnet; am Ende des ersten Tages waren seine Handflächen schwarz vom Teer, und die Haut an seinen Fingern platzte auf und blutete an den aufgeschürften Gelenken. Doch der nagende Hungerschmerz hatte ihn ziemlich überrascht. Er hätte nie geglaubt, dass man so hungrig sein könnte, wie er es jetzt war.

Der knorrige Menschenklotz, der an seiner Seite arbeitete – Duff geheißen –, war ähnlich durchnässt, schien sich aber durch diesen Zustand nicht weiter beeindrucken zu lassen. Seine lange, spitze Nase, die wie eine Wieselschnauze aus dem hochgeschlagenen Kragen seiner zerlumpten Jacke ragte, war an der Spitze blau angelaufen und tropfte mit der Regelmäßigkeit eines Stalaktiten, doch seine hellen Augen waren scharf, und der darunterliegende Mund grinste breit und entblößte ein Gebiss, das die Farbe des Wassers im Firth hatte.

»Kopf hoch, Mann. Futter in zwei Glockenschlägen.« Duff stieß ihm kameradschaftlich den Ellbogen zwischen die Rippen und verschwand flink in einer Luke, aus deren höhlenartigen Tiefen gotteslästerliche Rufe und lautes Scheppern widerhallten.

Roger fuhr damit fort, das Frachtnetz abzuladen, und der Gedanke an das Essen machte ihm tatsächlich Mut.

Das Afterdeck war bereits zur Hälfte gefüllt. Die Wasserfässer waren aufgeladen; Lage um Lage waren die hölzernen Riesenfässer im Dämmerlicht aufgestapelt, jedes über siebenhundert Pfund schwer. Doch im Vordeck herrschte immer noch gähnende Leere, und ein konstanter Zug von Lade- und Kaiarbeitern strömte wie Ameisen über das Dock und türmte Kisten und Fässer, Rollen und Bündel zu einem solchen Riesenhaufen auf, dass es unvorstellbar erschien, diese Masse jemals so zu verstauen, dass sie in das Schiff passte.

Es dauerte zwei Tage, bis sie mit dem Verladen fertig waren: Salzfässer, Stoffballen, riesige Kisten mit Eisenteilen, die wegen ihres Gewichtes mit Seilschlingen herabgelassen werden mussten. Hier erwies sich Rogers Größe als vorteilhaft. Er lehnte sich an einem Ende eines um die Ankerwinde gewickelten Taues gegen das Gewicht einer Kiste, die am anderen Ende hing, und ließ sie mit vor Anstrengung vorspringenden Muskeln so langsam sinken, dass die beiden Männer unten sie annehmen und an ihren Platz im zunehmend gefüllten Frachtraum lenken konnten.

Die Passagiere kamen am Nachmittag an Bord, eine löcherige Reihe von Emigranten, die mit Taschen, Bündeln, eingesperrten Hühnern und Kindern beladen waren. Sie waren die Fracht für das Zwischendeck – ein Raum, der durch die Errichtung eines Schotts quer über das Vordeck hinweg geschaffen worden war –, und auf ihre Weise waren sie für den Kapitän genauso einträglich wie die festeren Güter im Afterdeck.

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