Glücklicherweise litt er nicht selbst an der Seekrankheit, obwohl seine Erfahrungen unter den Heringsfischern ihn gelehrt hatten, das Wetter ernst zu nehmen, ihn das beunruhigende Bewusstsein des Seemannes gelehrt hatte, dass sein Leben davon abhängen konnte, ob heute die Sonne schien.
Seine neuen Schiffskameraden waren nicht freundlich, doch sie waren ihm auch nicht feindlich gesinnt. Ob es sein »Teuchter«-Akzent von den Inseln war – denn die meisten Matrosen auf der
Ihre Kühle beunruhigte Roger nicht. Er war ganz zufrieden damit, seinen Gedanken überlassen zu sein, seinen Verstand weit abschweifen lassen zu können, während sein Körper die tägliche Runde der Dienste an Bord erledigte. Es gab genug, worüber er nachdenken konnte.
Er hatte sich nicht nach dem Ruf der
Nicht, dass Roger irgendwelche offenen Beweise für solche Defekte gesehen hätte. Doch ihm fiel auf, dass Bonnet immer dastand, als habe man einen unsichtbaren Kreis um ihn herum gezogen, einen Kreis, den nur wenige zu betreten wagten. Nur der Erste Maat und der Bootsmann sprachen direkt mit dem Kapitän; die Besatzungsmitglieder hielten die Köpfe gesenkt, wenn er vorbeiging. Roger erinnerte sich an die kühlen, grünen Leopardenaugen, die ihn von oben bis unten betrachtet hatten; kein Wunder, dass niemand deren Aufmerksamkeit erregen wollte.
Doch die Passagiere interessierten ihn mehr als die Besatzung oder der Kapitän. Normalerweise war von ihnen nicht viel zu sehen, doch zweimal täglich durften sie kurz an Deck kommen, um ein wenig Luft zu schnappen, ihre Nachttöpfe über die Reling zu entleeren – denn die Schiffslatrinen waren so vielen Benutzern auch nicht annähernd gewachsen – und die kleinen Wasserrationen nach unten zu tragen, die jeder Familie sorgsam zugeteilt wurden. Roger freute sich auf ihr kurzes Auftauchen und versuchte, es so einzurichten, dass er so oft wie möglich an jenem Ende des Decks beschäftigt war, an dem sie ihren kurzen Freigang abhielten.
Sein Interesse war sowohl beruflicher als auch persönlicher Natur; ihre Anwesenheit weckte seinen Historikerinstinkt, und ihre einfachen Gespräche trösteten ihn in seiner Einsamkeit. Hier war die Saat des neuen Landes, das Erbe des alten. Was diese armen Emigranten wussten, was ihnen lieb und teuer war, das war es, was überdauern und überliefert werden würde.
Wenn man das schottische Kulturgut mit der Hand verlas, dachte er, dann würden solche Dinge wie das Rezept gegen Warzen wahrscheinlich nicht darin auftauchen, das eine ältere Frau gerade ihrer geduldigen Schwiegertochter vorpredigte (»Ich hab’s dir doch gesagt, Katie Mac, und warum du einfach so meine schöne, getrocknete Kröte dagelassen hast, obwohl du Platz für all den Unfug hattest, auf dem wir Tag und Nacht rumhocken und den wir uns unterm Hintern vorziehen …«), doch auch das würde bleiben, zusammen mit den Folksongs und den Gebeten, mit den gewebten Wollstoffen und den keltischen Mustern ihrer Kunst.
Er sah seine eigene Hand an; er erinnerte sich lebhaft daran, wie Mrs. Graham einmal eine große Warze an seinem Mittelfinger mit einer Substanz eingerieben hatte, von der sie
»Sir«, sagte eine leise Stimme neben ihm. »Sir, dürfen wir hingehen und das Eisen anfassen?«
Er blickte herab und lächelte das kleine Mädchen an, das zwei noch kleinere Brüder an den Händen hielt.
»Aye,
Sie nickte, und die drei trippelten davon. Sie blickten ängstlich um sich, um sicherzugehen, dass sie niemandem im Weg waren, bevor sie hochkrabbelten, um das Hufeisen zu berühren, das als Glücksbringer an den Mast genagelt war. Eisen bedeutete Schutz und Heilung; die Mütter schickten oft ihre kranken Kinder, damit sie es berührten.